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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern
Autoren: Tiffany Baker
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näherte. Sie riss sich den Bademantel vom Leib und senkte den Kopf, um sich in die Flammen zu stürzen. Das hatte sie schließlich schon einmal gewagt, sie konnte es wieder tun. Aber dann sah sie aus dem Augenwinkel Whits Auto an der Straße stehen, hielt augenblicklich inne, richtete sich auf und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Schade, dass ich das Ding schon mal abgefackelt habe«, hatte Claire an dem Abend gemurmelt, als sie den Plan ausgeheckt hatten, mit dem sie Whit in die Enge treiben wollten. Sie hatten das Scheunentor hinter sich geschlossen, nachdem sie das Salz hineingebracht hatten, und Claire hatte einen Blick zurück auf das Gebäude geworfen. »Whit würde wunderbares Anmachholz abgeben.«
    »Komm gar nicht erst auf dumme Ideen, Claire«, hatte Jo entgegnet. »Whit ist doch kein Anmachholz. Er gehört zur Familie.«
    Aber Claire war nur mit langen Schritten vorausgeeilt, so dass Jo gar nicht mitgekommen war und den Rest des Weges allein zum Haus hatte zurückhumpeln müssen. Sie kaute immer noch an der unbequemen Tatsache, dass Claire und sie zwar auch endlich eine Familie waren, aber nicht aus demselben Fleisch und Blut.
    »Oh Claire«, keuchte sie jetzt und wandte das Gesicht von der immer größer werdenden Hitze ab. »Was hast du bloß getan?« Dann stand sie nur noch da und sah mit Entsetzen zu, wie das Dach einstürzte, und es in der Dunkelheit Funken regnete.
    Liebe Jo,
    danke, mein Kind, dass Du mir nach all der Zeit Idas Brief zurückgegeben hast. Du sagst, dass Du fast noch ein Kind warst, als Du ihn gefunden hast. Ich erinnere mich noch daran, dass Du an jenem Tag nach einem Streit mit Whit in die Kirche kamst, um zu beten. Und stattdessen hast Du eine Sünde begangen. Na, damit stehst Du ja nicht allein da. Was musst Du all die Jahre bloß von mir gedacht haben?
    Es stimmt, dass ich Ida geliebt habe. Die Kette habe ich ihr geschenkt, kurz nachdem ich von ihrer Schwangerschaft erfahren habe. Ich wollte das Priesteramt an den Nagel hängen, ich habe ihr sogar angeboten, die Stadt mit ihr zu verlassen und irgendwo ein neues Leben anzufangen, aber davon wollte sie nichts hören. Wenn ich auch nur ein Sterbenswörtchen verraten würde, dann wollte sie allen erzählen, dass ich mich an ihr vergriffen hätte.
    Was blieb mir anderes übrig? Ich war schwach genug, Dir ein solches Leben zuzumuten, aber ich hatte das Gefühl, dass es keinen anderen Ausweg gab. Und dann schienst Du in deinem neuen Zuhause so tief verwurzelt, dass ich es nicht für angemessen hielt, Dich mit der Wahrheit zu überrumpeln.
    Stattdessen genoss ich die wenigen Augenblicke, die ich in St. Agnes mit Dir verleben durfte. Inzwischen bereue ich dies alles aufs Tiefste, schätze mich aber auch glücklich, dass Du Dich nun mit Deinen Fragen an mich wendest.
    Als Dein Bruder und Du zur Welt kamt, saß ich tatsächlich in Prospect fest. Deine Mutter war draußen allein in der Marsch, oder das glaubte sie zumindest. Sie wusste ja nicht, dass Ida Dich in eine Decke eingeschlagen und sich mit Dir aus dem Wohlfahrtsheim der Temperenzler geschlichen hatte, um mich in St. Agnes aufzusuchen. Du warst damals nur ein paar Stunden alt.
    Sie trat in die Kirche, traf dort jedoch stattdessen Deine Mutter an, die sich ihr eigenes Neugeborenes an die Brust presste und gerade damit beschäftigt war, Unsere Liebe Frau ihres Gesichtes zu berauben. In jener Nacht schlossen die beiden einen Pakt. Ida würde Stillschweigen darüber bewahren, was sie mit angesehen hatte, wenn Deine Mutter Dich im Gegenzug wie ihr eigenes Kind aufzog. Als ich zurückkehrte, war Ida längt fort, und Sarah hatte zwei Babys, eins mit roten Haaren und Sommersprossen, das andere mit den Augen der Frau, die ich liebte. Ich hätte nie gedacht, dass Ida zurückkommen würde. Ich glaube, sie hat selbst nicht damit gerechnet. Und es hat erst recht niemand geahnt, dass sie einmal eine Turner werden würde.
    Nun erzählst Du mir, dass Dee und Whit bei einem Sturm in der brennenden Scheune ums Leben gekommen sind. Diese Geschichte erscheint mir schrecklich und wundersam zugleich. Aber wenn ein Funke erst einmal entfacht ist, weiß man vermutlich nie, was geschehen wird. Du schreibst, dass die Feuerwehr einen Blitzeinschlag als Ursache ausgemacht hat, ich habe bei solchen Dingen aber oft den Eindruck, dass der Teufel da seine Hand mit im Spiel hat.
    Und um auf Deine letzte Frage zu antworten: Ich weiß nicht, ob Dee und Whit vielleicht noch unter uns wären, wenn dies alles
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