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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Brooke
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hinauf.
    »Sieh mal, der Mond. So hell war er in London nie.«
    »Es ist nicht alles Gold, was glänzt«, meinte Holly. »Er reflektiert nur das Sonnenlicht, mehr nicht. Er hat keine eigene Energie.«
    »Das erzähl mal Werwölfen und Mondsüchtigen.« Tom lallte ein weing.
    »Eine Zeitlang hat er mich ganz verrückt gemacht, aber dann habe ich begriffen, dass ich mein Schicksal selber in die Hand nehmen muss.«
    Tom sah sie von der Seite an. »Hast du auch was getrunken?«
    »Nein«, sagte Holly mit einem wehmütigen Lächeln. »Du allerdings ganz bestimmt.«
    »Ich liebe Sie, Mrs Corrigan«, flüsterte er.
    Holly erinnerte sich an den trauernden Tom, der glaubte, ihr zu selten gesagt zu haben, dass er sie liebe. »Ich weiß, dass du mich liebst. Du musst es gar nicht immer sagen, ich
weiß es auch so. Immer wenn du mich ansiehst, mit mir sprichst, an mich denkst, spüre ich es. Vergiss das nicht.«
    Tom strahlte sie an. Sie hoffte, der Alkohol würde sein Gedächtnis nicht zu sehr benebeln, aber sie konnte ihm nicht allen zukünftigen Kummer ersparen. Schuldgefühle würde er so oder so haben. Das konnte sie nicht ändern. Sie konnte nur versuchen, die Leere, die sie mit Sicherheit in seinem Leben hinterlassen würde, mit vielen guten Erinnerungen zu füllen.
    Holly schluckte, um ein Seufzen zu unterdrücken. Sie wollte Tom nicht verlassen. Sie wollte für immer bei ihm bleiben, und sie wollte Libby aufwachsen sehen. Als sie tief Luft holte, spürte sie ein leichtes Flattern im Bauch. Erschrocken hielt sie die Luft an. Es war wie das Flattern von Schmetterlingsflügeln.
    Tom glaubte, ihr fehlte etwas, und beugte sich über sie. »Alles in Ordnung?«, fragte er und klang so nüchtern wie den ganzen Abend nicht.
    »Ich glaube, das Baby hat sich bewegt«, sagte Holly atemlos.
    Tom legte eine Hand auf ihren Bauch, und sie führte seine Fingerspitzen an die Stelle, wo sie zum ersten Mal Libbys Bewegungen gespürt hatte.
    »Ich spüre nichts«, brummte Tom.
    »Du hast noch unendlich viel Zeit, um sie richtig kennenzulernen.« Tom war es inzwischen gewöhnt, dass Holly von einem Mädchen sprach, aber er hatte die Hoffnung auf einen Jungen noch nicht aufgegeben.
    Vorsichtig legte er sein Ohr an Hollys Bauch. »Das ist er«, sagte er.
    »Das ist wer?«
    »Der Augenblick, von dem du gesprochen hast. Wenn man von seinem Leben sagen kann, es ist genug. Ich weiß, was ich habe, und ich bin glücklich. Ich bin wunschlos glücklich.«
    Holly stockte das Herz. »Ja, das ist der Augenblick.« Sie sah hinauf zum Mond und begriff, dass auch sie wunschlos glücklich war. Sie hatte ihren Mann, und sie hatte Libby, die in ihr heranwuchs, und beide waren bei ihr bis zu dem Tag, an dem sie sterben musste.

EPILOG
    D er 29. September 2011 war ein schöner Tag zum Sterben. Der Morgenhimmel leuchtete kristallklar, auch wenn sein Blau ein wenig blass war. Vor dem Torhaus hatten sich ein paar Menschen eingefunden, um den zukünftigen Eltern alles Gute zu wünschen. Billy und seine Leute hatten nach und nach den Garten in Schuss gebracht und waren in dieser Woche noch einmal angerückt, um letzte Hand anzulegen.
    »Mit ein bisschen Glück sind wir fertig, bevor Sie wieder aus dem Krankenhaus kommen«, sagte Billy zu Holly.
    »Hoffen wir mal lieber nicht, dass die Wehen so lange dauern«, scherzte Tom, der vor Glück strahlte. Ganz im Gegensatz zu Holly, die noch eine größere Last mit sich schleppte als das Kind in ihrem Bauch.
    »Alles wird gut«, tröstete Jocelyn sie und nahm sie wie eine Mutter in die Arme.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Holly, damit die anderen sie nicht hören konnten. »Ich will noch nicht sterben.«
    »Es wird alles gut«, versicherte Jocelyn wieder, und Holly widersprach ihr nicht, obwohl Jocelyn ihr ansah, dass sie ihr nicht glaubte.
    Toms aufgeregten Anruf, dass bei Holly die Wehen eingesetzt
hatten, hätte Jocelyn nicht gebraucht. Sie kannte schon lange den Tag von Libbys Geburt und hatte sich mit der gleichen Sorgfalt wie Holly darauf vorbereitet.
    Holly krümmte sich vor Schmerzen, als die nächste Wehe sie überrollte.
    »Schluss mit dem Geplauder, wir müssen ins Krankenhaus«, drängte Tom und wollte Holly zum Auto schieben.
    »Ich liebe dich. Du bist für mich die Mutter, die ich nie gehabt habe«, sagte Holly zu Jocelyn, und ihre Stimme klang immer ängstlicher »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, für alles, was du für mich getan hast und noch tun wirst. Ohne dich hätte ich das alles nicht
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