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Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Brooke
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Aussehen herausrissen, waren zu einem nachlässigen Pferdeschwanz zurückgebunden. Von dem spärlichen Make-up, das sie morgens aufgelegt hatte,
war kaum noch etwas übrig; und das Wenige hatte sich in die Fältchen um ihre blauen, mandelförmigen Augen verflüchtigt.
    Sie hoffte, dass sie müde und nicht etwa alt aussah. Immerhin war sie erst neunundzwanzig und hatte das Gefühl, ihr Leben habe gerade erst angefangen. Tom und sie waren nun seit zwei Jahren verheiratet, und hier hatten sie beide zum ersten Mal ein eigenes Haus und die Möglichkeit, wirklich Wurzeln zu schlagen.
    Sie kümmerte sich nicht weiter um ihr Spiegelbild und nahm lieber ihre neue Umgebung in Augenschein. Der Flur erstreckte sich durch das gesamte Haus, auf der linken Seite führte eine Tür zu einer kleinen Pförtnerloge, die Toms Arbeitszimmer werden sollte. Eine Tür auf der rechten Seite führte in ein geräumigeres Zimmer, das als Wohnzimmer vorgesehen war, die halb geöffnete Tür gab den Blick auf die vertrauten Möbelstücke in der fremden Umgebung frei. Das großstädtische Mobiliar stach auffallend von der altmodischen, geblümten Tapete und dem Dielenboden ab, aber Holly hatte ein Faible für alles Ausgefallene und liebte Stilbrüche.
    »Ich bin die Liste durchgegangen, alles erledigt, soweit ich sehe«, sagte Tom, der in der Tür aufgetaucht war, die zur Küche führte.
    In seinen abgetragenen Jeans und dem T-Shirt sah er sogar noch ramponierter aus als Holly. Sein Aufzug brachte weder seine große, sportliche Erscheinung zur Geltung, noch ließ sie etwas von seinem wohlgeformten Körper erahnen, der sich, wie Holly wusste, darunter versteckte. Im Unterschied zu ihr war dieser Stil bei Tom der Normalzustand.
Er war viel zu sehr an der Welt und den Menschen interessiert, als dass er sich auch noch um sich selbst kümmern konnte. Was wahrscheinlich auch der Grund war, warum er ein so ausgezeichneter Journalist war. Seine verbindliche, offene Art, die nie die Grenze zur Anbiederung oder zur Taktlosigkeit überschritt, verschaffte ihm problemlos Zugang zu den Menschen.
    Holly hatte der Versuchung widerstanden, ihn herauszuputzen, nicht zuletzt, weil ihr der Kontrast zu ihrer eigenen Erscheinung gefiel. Holly war bildende Künstlerin, und wenn sie nicht gerade knöcheltief in Gips und Farbe steckte, kleidete sie sich mit Vorliebe in einer eigenwilligen Mischung aus klassischen und modischen Teilen, ein Stil, der sich auch in ihren Kunstwerken widerspiegelte. Der zweite Grund, warum sie Toms nachlässiges Äußeres tolerierte, war absolut eigennützig. Er war beruflich viel unterwegs, und wenn er auf die Damenwelt nicht allzu großen Eindruck machte, umso besser.
    »Welche Liste?«, erkundigte Holly sich misstrauisch. »Es gibt noch jede Menge zu tun. Wir werden noch Wochen brauchen, bis alles ausgepackt und verstaut ist, vom Renovieren ganz zu schweigen.«
    »Nicht die Umzugsliste«, winkte Tom ab. »Die Liste «. Er näherte sich langsam, wobei er ein unsichtbares Blatt Papier in seiner ausgestreckten linken Hand musterte, und blieb einen Schritt vor ihr stehen.
    »Dir ist klar, dass deine Hand leer ist?«, fragte Holly.
    Tom beachtete sie nicht. »Freund finden. Erledigt! Galerie finden, um Kunstwerke auszustellen. Erledigt! Heiraten. Erledigt! Kundenstamm aufbauen, um besagte
Kunstwerke zu verkaufen. Erledigt! Ausreichendes Einkommen, um davon leben zu können. Erledigt!« Bei jedem »Erledigt!« setzte Tom mit dem rechten Zeigefinger wie mit einem unsichtbarerem Stift einen Haken hinter den jeweiligen Posten.
    »Und zum Schluss?«, lächelte Holly, die die Antwort schon kannte.
    Tom trat einen Schritt näher. »Aufs Land ziehen und bis ans selige Ende dort leben.«
    »Erledigt«, flüsterte Holly, bevor Tom sie küsste.
    Es dauerte unanständig lange, bis Tom Luft holte. »Gehe ich recht in der Annahme, Mrs Corrigan, dass Sie ihr Soll schon ein halbes Jahr im Voraus erfüllt haben?«
    »Sie liegen goldrichtig, Mr Corrigan antwortete Holly selbstgefällig.
    Selbstgefällig war vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Von ganzem Herzen dankbar passte besser. Holly hatte sich in den vergangenen fünf Jahren mächtig ins Zeug gelegt, aber den Mann ihrer Träume und den Erfolg als Künstlerin hatte sie eher dem Glück als der Planung zu verdanken. Um genau zu sein, einem betrunkenen Steuerberater.
    Als Fünfundzwanzigjährige hatte sie sich mit zahllosen Aushilfsjobs durchgeschlagen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Die
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