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Das Geheimnis der Masken

Das Geheimnis der Masken

Titel: Das Geheimnis der Masken
Autoren: Ken Follett
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er mit nach vorn gezogenen Schultern durch die Schwingtüren zurück „Hey, Sohn!“, rief er einem imaginären Jungen zu. „Kümmere dich um mein Pferd, okay?“ Er ging zum Tresen und tat, als würde er sich aus der Flasche bedienen.
    „Hey, Barmann! Ich bin fremd hier in der Gegend.
    Ich suche einen Kerl mit Namen Deadeye Dick Bartlett. Schätze, ich hab noch eine Rechnung offen mit dieser alten Klapperschlange. Sie kennen ihn nicht zufällig?“
    Mick zog sich den Hut tiefer in die Stirn. „Redest du über mich, Schwester?“, fragte er schleppend.
    Izzie drehte sich langsam zu ihm um. „Los, zieh deine Kanone, Deadeye“, sagte er.
    Mick ließ seinen Stuhl krachend hinter sich zu Boden scheppern. Izzies Hand zuckte zum Halfter. Aber Mick zog schneller und feuerte. Es gab einen furchtbar lauten Knall und die Flasche auf dem Tresen zerbarst. Izzie stieß einen erschrockenen Schrei aus.
    Die beiden Jungen sahen einander an. Mick war totenbleich geworden. „Ich hab nicht gedacht, dass da richtige Kugeln drin sind“, sagte er.
    „Ich werd verrückt!“, flüsterte Izzie und starrte auf die Glassplitter auf dem Fußboden und die gelbe Flüssigkeit, die über die Theke lief. „Ich werd verrückt“, wiederholte er.
    Dann, in der Stille danach, hörten sie plötzlich beide ein Geräusch. „Was ist das?“, fragte Izzie.
    „Pssst!“, sagte Mick.
    Das Geräusch wurde lauter. Es war ein Lieferwagen, der über die Zufahrt zum Studio fuhr. „Schnell!“, sagte Mick. Hastig begannen sie sich die Cowboy-Sachen auszuziehen, traten sich die Stiefel von den Füßen und zogen ihre Turnschuhe an. Dann rissen sie sich Hüte, Gürtelhalfter, Revolver vom Leib und ließen sie zu Boden gleiten. Das ganze schien Ewigkeiten zu dauern.
    Als sie fertig waren, eilten sie zum Ausgang. Izzie schaltete das Licht aus und öffnete die Tür einen Spaltbreit.Im Korridor dahinter war es stockdunkel. Sie tappten ein paar Schritte vorwärts. Plötzlich erschien ein Licht weit unten, am Ende des Gangs, auf der rechten Seite. Es tanzte hin und her wie von einer brennenden Taschenlampe, die jemand bei sich trug. Die Jungen erstarrten vor Schreck.
    Ein weiteres Licht tauchte auf und sie hörten eine Stimme. Das brach den Bann. Rasch wandten sie sich um und hasteten zurück ins Studio B. Leise schloss Izzie hinter sich die Tür.
    Sie hielten die Luft an, während die Stimmen näher und näher kamen. „Was machen wir, wenn sie hier reinkommen?“, flüsterte Mick.
    „Wir stellen uns freiwillig“, antwortete Mick leise.
    „Aber wir können nicht …“
    „Pssst.“
    Die Schritte kamen zur Tür. „… dachte, der alte Narr würde tatsächlich etwas versuchen, deswegen habe ich …“ sagte eine Stimme, bevor die Schritte wieder leiser wurden und die Männer die Tür passierten.
    In einem lang gezogenen Seufzer stieß Mick den Atem aus. Plötzlich flammte Licht auf. Izzie ächzte. Mick sah nach oben. Das Licht kam aus dem Nachbarstudio. Es gab nur eine halbhohe Abtrennung zwischen den beiden Räumen und zwischen der Abtrennungund der Decke des Gebäudes war eine große Lücke. Die Männer waren ins Nachbarstudio gegangen und hatten dort das Licht eingeschaltet.
    Izzie öffnete die Tür zum Korridor. Plötzlich öffnete sich hinter ihnen eine weitere Tür in der Trennwand zum Nachbarstudio und Licht strömte hindurch. „Vielleicht hab ich es hier drin irgendwo liegen lassen“, sagte einer der Männer.
    Die beiden Jungen huschten nach draußen in den Gang und in den Lagerraum gegenüber. Izzie leuchtete mit seiner Taschenlampe den Boden ab, bis er den Lukendeckel gefunden hatte. Er ließ sich hinunter und sprang das letzte Stück. Mick folgte ihm.
    Sie krochen durch das Rohr und schrammten sich Hände und Knie auf in ihrer Hast. Nicht lange, und vor ihnen leuchtete Tageslicht.
    Izzie fiel aus dem Rohr geradewegs in den Schlamm des Kanals, Mick purzelte auf ihn.
    Die modrige Planke war eingesunken. Also wateten die Jungen durch den Schlamm und zogen sich auf der anderen Seite ans Ufer.
    Atemlos, doch in Sicherheit saßen sie auf der Böschung und sahen einander an. Sie waren beide von oben bis oben mit Schlamm besudelt.
    Dann durchströmte sie ein Gefühl der Erleichterung, und beide lachten, bis ihnen die Tränen kamen.

Kapitel Drei
    Z um Glück war Micks Mutter nicht da, als er nach Hause kam. Er zog seine schmutzige Hose und das Hemd aus und wusch beides im Küchenspülbecken. Anschließend breitete er die Sachen zum Trocknen vor dem
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