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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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hinauftragen und anschließend den Koffer holen.
    Glücklicherweise hatte sie eine
Taschenlampe mitgenommen. Sie öffnete ihre Tasche, nahm sie heraus und machte
Licht. Vor sich entdeckte sie einen schlammigen Weg in Richtung der Hütte. Aus
irgendeinem Grund war sie nervös und fühlte sich unbehaglich. Vermutlich lag es
an diesem gefährlichen Meer, diesen schwarzen Klippen und dem Gerede des Mannes
über eine Leiche nahe beim Wasser.
    Der Karton war zwar nicht
schwer, aber unpraktisch. Sie hob ihn auf; dann beschloß sie, die Taschenlampe
unter einen Arm zu klemmen und so den Weg zu beleuchten. Doch sie fiel auf dem
Weg den Abhang hinauf dreimal zu Boden. Vor der Hütte lag ein großer, flacher
Baumstamm, den David vermutlich zum Ausnehmen seiner Fische benutzte. Sie
stellte den Karton darauf, damit sie den Schlüssel, den ihr Bruder, wie er ihr
gesagt hatte, immer auf einer Kante über der rückwärtigen Tür versteckt hatte,
finden konnte; doch dann beschloß sie, zuerst zurückzugehen, um den Koffer zu
holen.
    Sie rutschte den Weg hinunter.
Ihre nackten Füße waren voller Schlamm und eiskalt. Als sie den Koffer hinauftrug,
mußte sie Rast machen, um Atem zu holen. Warum war sie so müde? Sie hatte zwar
nach dieser verunglückten Party nicht viel geschlafen, und die Busfahrt in
dieser Kälte war lang und unangenehm gewesen, aber zögernd gestand sie sich
ein, daß ihre Abgeschlagenheit größtenteils von ihren unglücklichen und
demütigenden Gedanken herrührte, die sie den ganzen Tag über verfolgt hatten.
Je früher sie ins Bett käme, um diese zu vergessen, desto besser würde alles am
nächsten Morgen.
    Dies war jedoch leichter gesagt
als getan. Zum hundertsten Male trat ihr dieses Bild vor Augen die vom
Mondlicht erhellte Terrasse, das große, reizende Mädchen in Lionels Armen.
Pauline hatte sich sehr schnell abgewandt und völlig bedeutungslos zu ihrem
Partner gesagt: >Schade, daß wir hier stören. Gehen wir hinein<, und
dabei nur gehofft, daß er das Paar nicht erkannt hatte.
    Natürlich gab es für sie keine
Chance, sich mit Linda zu messen. Pauline wußte zwar, daß sie hübsch war —
viele Männer hatten es ihr schon gesagt. Sie war auch beliebt, ein sehr
natürliches und fröhliches Mädchen, das vom Leben nicht viel verlangt und gerne
gibt. Aber Linda war eine schöne Märchengestalt — und sie besaß ein
märchenhaftes Vermögen. Jedes Mädchen müßte jegliche Hoffnung auf einen Mann in
dem Moment aufgeben, in dem Linda ihn sich in den Kopf gesetzt hatte. Na gut,
jetzt hatte sie ihn, und ein Wettstreit hatte Pauline noch nie gelegen.
    Sie setzte ihren Koffer ab und
ging zur Hintertür, über der sie nach dem Schlüssel suchte. Sie tastete die
Kante ab, ohne etwas zu finden. Ihr Mut sank. Wie gräßlich, wenn David ihn
ausnahmsweise mitgenommen haben sollte. Er hatte ihr zwar gesagt, daß dies nie
vorkomme, >denn ich bin ein sehr vergeßlicher Bursche und könnte einmal ohne Schlüssel hierherfahren; und es gibt nur ein
ziemlich kleines Fenster<.
    Ihre Hand glitt noch einmal
über die Kante, diesmal noch sorgfältiger. Kein Schlüssel. Aber vielleicht
würde für sie das Fenster genügen. Sie war glücklicherweise sehr schlank. Auf
jeden Fall mußte sie es versuchen, denn sie hatte keine Lust, die Nacht im
Freien in der Kälte zu verbringen. Eine andere Möglichkeit bot dieses
verfallende Bootshaus. Das Fenster mußte wohl auf der anderen Seite der Hütte
sein; sie würde es einmal auskundschaften.
    Dort war es auch, sehr schmal,
ganz oben an der Wand und völlig verdeckt. Warum hatte David an diesem einsamen
Platz einen Vorhang? Das schien ein seltsamer Beweis von Besitzerstolz zu sein.
Dann aber fiel ihr der schnüffelnde Schiffer ein; wahrscheinlich hatte David
keine Lust, jeden Augenblick und bei jeder Bewegung von Dibble beobachtet zu
werden.
    In der Nähe der Hintertür stand
eine leere Kiste. Sie nahm sie und trug sie unter das Fenster. Es war sehr
hoch; aber sie war leicht und beweglich und hatte keinerlei Schwierigkeiten, hinaufzugelangen.
Gott sei Dank war das Fenster offen. Sie zog sich hinauf und zwängte sich in
die Öffnung. Da drin war es teuflisch eng, und außerdem war der schwere Vorhang
im Wege. Mit ihrer freien Hand schob sie ihn beiseite; und, wenn sie nicht so
festgesteckt hätte, wäre sie zweifellos vor Schreck und Erstaunen nach
rückwärts gefallen.
    Eine Kerze flackerte am
Kaminsims, deren Licht so schwach war, daß es den dicken Vorhang nicht
durchdringen konnte. Im
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