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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)
Autoren: Christel Mouchard
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er hierher?«
    Im selben Moment verließ Croquignol sein Reittier aus Keramik und sprang auf das Dach des Nebengebäudes.
    »Vielleicht will er uns etwas zeigen«, schlug die Königin vor.
    Der Gedanke war verrückt, doch weder die Königin noch Wenji hatten einen besseren.
    »Warum nicht? Besser einem Makaken vertrauen, als gar nichts zu unternehmen«, sagte Wenji. Also folgten sie Croquignol und schlängelten sich zwischen den Tempeln hindurch.
    Sie durchliefen alle Grabstätten und fanden sich bald vor der äußeren Mauer des Heiligtums wieder. Dort wartete Croquignol hockend auf einem Eckstein, die Hände auf den Knien. Hinter ihm befand sich ein schwarzes Tor, hinter dem eine Treppe in den letzten Tempel hinabführte. Als er sicher war, dass die beiden Menschen nah genug waren, um ihn zu sehen, stürzte der kleine Affe in den Gang.
    Die Königin Phuong und Wenji blieben stehen. Sie zögerten. Der Ort war nicht sehr verlockend: düster, feucht und unheilverkündend. Sie schauten einander an. Die Königin schaltete ihre Taschenlampe ein und der junge Chinese zog seine Pistole.
    »Gehen wir?«, fragte die Königin.
    »Gestatten Sie, dass ich vorangehe, Majestät.«
    »Vielen Dank, mein lieber Wenji.«

Ein Kuss
    In der Tiefe der Gruft standen sich Paul d’Armand und Professor Morton vor der schweren Metalltür gegenüber.
    Der dicke Mann war besorgt, seinem vor Schweiß glänzenden Gesicht war die pure Angst anzusehen. Natürlich hatte er einen Dolch und sein Gegner hatte nur die bloßen Hände, doch er spürte Ninas Anwesenheit in seinem Rücken. Dieses schlecht erzogene Mädchen hatte nichts von einem zerbrechlichen, ängstlichen Kind. Was würde sie noch aushecken?
    Vater und Tochter rührten sich indessen nicht. Beide waren sich bewusst, dass Morton gefährlich war. Eine elektrisierte Spannung beherrschte die Szene; man ahnte, dass die kleinste Bewegung einen blutigen Kampf auslösen konnte.
    Da war das Geräusch eines Schlüssels im Schloss zu hören. Sollte alles umsonst gewesen sein? Könnte Madame Morton tatsächlich so schnell wieder hier sein? Die Tür öffnete sich. Doch es war nicht die unsympathische Professorengattin, die gleich darauf im Türrahmen erschien.
    Stattdessen stand dort Wenji, und auf seiner Schulter saß Croquignol! Und hinter ihm tauchte die Königin auf, die den Lichtstrahl ihrer Lampe auf Morton richtete. Als er geblendet einen Schritt zurückwich, nutzten Paul d’Armand und Nina seine Unaufmerksamkeit und warfen sich beide in dem Moment auf ihn, als der kleine Affe seinen Platz auf Wenjis Schulter verließ, um dem Professor auf den Kopf zu springen. Wütend schüttelte Morton seine breiten Schultern und schlug blindlings mit dem Messer um sich. Blut spritzte!
    »Papa!«, schrie Nina. Aber Paul d’Armand dachte gar nicht daran, seinen Griff zu lockern, auch wenn sein Hemd begann, sich an der Brust rot zu färben. Noch einmal hob Morton seine Waffe, bereit, seine Attacken diesmal gegen Nina zu richten, die noch immer an seinen Beinen hing. Doch in diesem Moment spürte der Professor einen kalten Gegenstand an seiner Schläfe. Neben ihm stand Wenji und hielt den Perlmuttgriff seiner Pistole fest in der Hand. Morton senkte langsam die Arme und seine Waffe fiel mit einem hellen Klirren auf die Bodenplatten.
    »Einen prachtvollen Dolch haben Sie da, Professor Morton«, bemerkte Wenji. »Eine Bronze aus der Zeit Dong Son, erstes Jahrhundert vor Christus. Prächtig, aber wenig wirksam. Zumindest glaube ich kaum, dass er geeignet ist, eine Rachegöttin vom Format einer Antoinette d’Armand in die Knie zu zwingen.« »Meinen Sie wirklich, dass das der richtige Zeitpunkt ist, sich über Kunstgeschichte auszulassen?«, fuhr Nina ihn aufbrausend an, begleitet jedoch von einem strahlenden Lächeln.
    Einige Augenblicke später war Professor Morton an der Reihe, sich mit niedergeschlagenem Blick an der Mauer des Gefängnisses hinabgleiten zu lassen. Trotz der Masse seines Körpers war nicht viel mehr von ihm übrig als ein armseliger, vor Angst schwitzender Haufen. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und schien vor lauter Demütigung nichts mehr von dem mitbekommen zu wollen, was um ihn herum vorging.
    Wenji hatte seine Pistole gesenkt und sich auf Paul gestürzt. Unfähig zu sprechen, drückte er die Hand seines Freundes und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Wie sollte er seine Gefühle zum Ausdruck bringen, den Kummer, den er empfunden hatte, die Freude, die ihn erfüllte?
    »Deine
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