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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)
Autoren: Christel Mouchard
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und sie konnte kaum etwas klar erkennen.
    Doch jetzt regte sich irgendetwas da draußen vor Ninas Zimmer. Was war das? Bleich wie der Tod, mit dunklen Schatten unter den Augen, dazu blutbefleckt und mit einem grimassenschneidenden Teufel auf der Schulter, näherte sich ihr ein Gestalt.
    »Ein Geist!«
    Tam hatte eine trockene Kehle und ihre Knie zitterten, doch mit dem Pflaster auf dem Mund konnte sie nicht schreien. Der Geist kam immer näher und näher – und jetzt erkannte sie ihn: Er war es wirklich. Vor ihr Stand der Geist von Paul d’Armand!
    Mit ausgestreckten Händen näherte er sich ihr. Er würde sie mitnehmen in die Welt der Toten, so viel war sicher.
    Sie schloss die Augen, um nichts mehr sehen zu müssen, und befahl ihre Seele Buddha an.
    »Sieh sich das einer an. Liegt da wie ein gut verpacktes Paket und sagt nichts.«
    Tam öffnete die Augen.
    Und jetzt tauchte auch noch Nina auf, hinter dem Phantom ihres Vaters. Sie war allerdings weder blass noch blutbefleckt, wenn auch mit sehr unordentlichen Haaren. Doch daran hatte Tam sich inzwischen gewöhnt.
    »M-m-m!«, rief Tam und vergaß, dass ihre Lippen mit dem Heftpflaster zugeklebt waren.
    »Kannst du dich vielleicht ein bisschen deutlicher ausdrücken?«, erwiderte Nina streng.
    Sie hockte sich neben ihre Freundin und schaute sich das Heftpflaster genau an. Paul d’Armand kam ihr ebenfalls zu Hilfe und löste die Fesseln an ihren Handgelenken. Croquignol beobachtete ihn aufmerksam, als würde er eine Unterrichtsstunde in der Kunst der Knoten erhalten.
    Jetzt erschien auch auch die Königin im Zimmer und zeigte auf den Nachttisch.
    »Zu spät! Die Madonna aus Jade! Verschwunden …«
    Wenji hatte bisher still im Türrahmen gestanden. Jetzt reagierte er entschlossen.
    »Weit kann sie noch nicht sein«, rief er und stürzte los.
    »Ich nehme die Verfolgung auf.«
    »Ich folge Ihnen«, antwortete die Königin Phuong in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »M-m-m!«, meldete Tam sich wieder
    »Was bist du geschwätzig«, brummte Nina und versuchte, an einer Ecke des Heftpflasters zu ziehen. »Das klebt ganz schön fest, dieses Ding.«
    »M-m!«
    Tam begleitete ihr Murmeln mit einer heftigen Bewegung des Kinns, die Nina bei ihrem Manöver behinderte.
    »Wenn du nicht gleich damit aufhörst, kannst du allein sehen, wie du zurecht komst!«, raunzte Nina sie an.
    In diesem Moment waren Tams Hände befreit. Ohne zu zögern, griff sie mit Daumen und Zeigefinger nach der Ecke des Heftpflasters und zog mit einem heftigen Ruck daran.
    »Au!«, stöhnte Nina. »Das muss wehtun!«
    Rote Abdrücke erschienen auf Tams Gesicht, doch sie schenkte ihnen keine Beachtung. Stattdessen zeigte sie mit einem gebieterischen Finger in Richtung Flur.
    »Holt sie ein!«
    »Wen denn?«, fragte Nina verblüfft.
    »Die Königin Phuong und Wenji!«
    »Kannst du nicht einmal stillhalten«, schaltete sich Paul d’Armand ein. »Wie soll ich denn bei dem Gezappel deine Beine losbinden?«
    »Das ist jetzt nicht so wichtig, holt zuerst die Königin und Wenji zurück! Sie können sich die Mühe sparen!«
    »Wie bitte? Wieso denn das?«
    Verwirrt setzte sich Nina auf Miss Mellys großen Koffer. Scheinbar hatte Tam ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.
    »Weil Madame Morton die Jadefigur nicht hat.«
    »Ach ja? Und wo ist sie?«, wunderte sich Nina.
    »Unter deinem Po.«
    Nina sprang auf, als säße sie auf einem Korb mit rohen Eiern, und schaute auf den geschlossenen Deckel des Reisekoffers, unter dem ein Durcheinander an Kleidern hervorquoll.
    »Uff. Gut gemacht, du kleiner Teufel!«, bedankte Tam sich bei Croquignol. Dem Affen war es gerade gelungen, ihre Waden von den Fesseln zu befreien. Tam schnellte hoch und auf den Koffer zu, hob den Deckel an, tauchte die Hand hinein und holte eine kleine Madonnenfigur heraus.
    »Die Göttin Kwan Yin!«, murmelte Paul d’Armand. »Tam, wie …«
    »Als diese gemeine Frau durch den Flur kam, wusste ich sofort, was ich tun musste. Wenn ich die Madonna einfach nur versteckt hätte, wäre diese Frau nicht eher gegangen, bis sie sie gefunden hätte. Sie hätte alles auf den Kopf gestellt und mich vielleicht sogar bedroht. Da fiel mir die zweite Jungfrau ein, die Nina in ihrem Koffer mitgebracht hat. Also habe ich die beiden Figuren vertauscht.«
    »Und die dumme Morton hat nichts gemerkt?«
    »Sie ist geradewegs auf den Nachttisch zugestürmt und hat sich die Jungfrau geschnappt. Als sie mich sah, hat sie sich auf mich gestürzt und mich
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