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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)
Autoren: Christel Mouchard
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niedergeschlagen. Danach erinnere ich mich an nichts mehr … bis der Geist gekommen ist!«
    Tam sah Ninas Vater mit großen Augen an und wollte ihn endlich auf angemessene Weise begrüßen. Doch daran war nicht zu denken, denn im nächsten Augenblick warf Nina sich auf ihre Freundin, um sie fest in die Arme zu schließen.
    »Tam! Du weißt gar nicht, wie ich dich vermisst habe!«
    »Und ich dich erst!«, erwiderte Tam und legte ihren Kopf auf Ninas Schulter.
    »Ist dir eigentlich klar, dass wir beinahe alle draufgegangen wären?«
    »Ja, aber wir sind harte Nüsse, oder?«
    »Hölle und Verwesung, das sind wir allerdings!«
    »Nina!«, donnerte Paul d’Armand. »Was ist denn das für eine Sprache?«
    »Pardon, Papa«, sagte Nina kleinlaut.
    Da platzte Wenji herein.
    »Sie ist wie vom Erdboden verschluckt!«, pustete er außer Atem. Mehr sagte er nicht, denn jetzt sah er, was Paul d’Armand in der Hand hielt. Als Ninas Vater ein wenig mit dem Fingernagel an der Farbe kratzte, kam unter den abblätternden Stücken der milchige, harte Stein der Göttin Kwan Yin ans Licht.
    »Ich habe niemals eine weiße Jade von solcher Reinheit gesehen«, murmelte er fasziniert.
    »Sie gehört dir«, sagte Paul und hielt Wenji die Figur entgegen.
    »Deine Familie hat dafür bezahlt.«
    Bei diesen Worten verkrampften sich Tams Fäuste. Die Worte »gehören«, und »bezahlt« ließen in ihr ein Gefühl der Auflehnung hochkommen. Sie erinnerten sie an die Versuchung, der sie so schmerzhaft widerstanden hatte. Teng Wenji erhielt einen Schatz, ohne etwas geleistet zu haben, womit er ihn sich verdient hätte. Doch weder Wenji noch Paul bemerkten ihre Erregung.
    Nun kam auch die Königin Phuong zurück und betrat atemlos das Zimmer. Wenji, der die Figur gerade erst aus Pauls Händen entgegengenommen hatte, sah die Königin an und trat auf sie zu.
    »Majestät, ich trete vom Kauf zurück. Dieses Abbild unserer Gottheit Kwan Yin stammt aus dem Besitz des Imperiums von Annam«, sagte er mit feierlicher Miene.
    Die Königin betrachtete die kleine Göttin mit einem Glanz in den Augen. Die Figur erschien nun, da sie vollkommen von dem Farbmantel befreit war, in ihrer ganzen Schönheit. Opale Lichtschimmer stiegen aus dem Herzen des Steins hervor, und die Einzelheiten des Gesichts und des Kleides entfalteten sich in ihrer ganzen ursprünglichen Vornehmheit. Die Königin Phuong nahm sie mit zitternder Hand entgegen und streichelte sachte die Jadefigur. Als sie den Blick hob, hatte sie Tränen in den Augen.
    »Paul«, murmelte sie. »Und Sie, Wenji, Tam, Nina, Sie müssen es wissen. Auch wenn ich dieses wunderbare Stück für immer verloren hätte, hätte mir Kwan Yin dennoch heute Abend das schönste Geschenk gebracht: eure Freundschaft.«
    In einer andächtigen Stille waren alle Blicke auf die Göttin gelenkt, deren Züge in diesem Augenblick mehr denn je denen der Königin glichen.
    Plötzlich brach im Flur ein schreckliches Donnergrollen aus, so heftig, dass die Mauern der Villa davon erzitterten.
    »Was ist das?«, fragte Wenji beunruhigt. »Habt ihr einen Tiger im Salon eingesperrt?«
    »Haben Sie keine Angst, Wenji«, beruhigte Nina ihn und klopfte ihm beschützend auf die Schulter. »Vor diesem Tiger brauchen Sie sich nicht zu fürchten. Na ja, zumindest nicht sehr. Das ist nur meine schnarchende Tante – ein Geräusch, das ich unter tausend anderen wiedererkennen würde. Im Übrigen sollten wir uns über den Lärm freuen, denn solange sie schnarcht, redet sie nicht.«
    Lautes Lachen folgte der Erklärung, und das tat gut, nach allem, was sie hinter sich hatten. Nina hatte jedoch noch einen Punkt zu klären.
    Sie nutzte die allgemeine Unaufmerksamkeit, um sich an Tam zu wenden, die verträumt neben ihr stand und sich der Heiterkeit der anderen nicht anschließen konnte. Ihr Blick war unverändert auf die Figur in der Hand der Königin gerichtet. Nina beugte sich über sie und näherte ihre Lippen Tams Wange, als wollte sie sie zu küssen.
    »Wolltest du ein Lineal davon kaufen?«, flüsterte sie. »Bist du deshalb so schnell hierher geeilt, ohne Wenji von meiner Botschaft zu erzählen?«
    »Ja«, seufzte Tam. »Ein Lineal und fünf Jahre Studium in Frankreich.« Sie warf Nina einen verstohlenen Blick zu, ehe sie hinzufügte: »Wir reden nicht mehr darüber, einverstanden?«
    »Hölle, aber natürlich werden wir darüber reden!«, rief Nina und wandte sich an Wenji.
    »Monsieur Teng, würden Sie mir zustimmen, dass Ihrer Familie dank meiner
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