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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Autoren: Anke Bracht
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kleine Streifen schneidet. Wie immer ging es trotz aller Betriebsamkeit ruhig und gelassen zu. Alle waren beschäftigt; zwei Mägde summten ein Lied, und der Mönch saß auf seinem Lieblingsplatz neben der Feuerstelle. Sie lächelte Momo zu und dachte an Nwuma. Was war das für ein Zufall – sie würde ihre Mutter sehen und Nwuma treffen. Eine vage Sehnsucht nach der Contessa stieg in ihr hoch, aber sie verblasste gegenüber ihrem Verlangen nach dem Mann mit den klingelnden Silberreifen. Ihre Mutter, die ihr nie eine Mutter gewesen war … Vielleicht hat Nwuma Recht, dachte sie und begann, den Schwan zu füllen, vielleicht sollten wir wirklich weit fortgehen.
    »Was willst du hier?«
    Bella hatte Cassandras Zofe nicht eintreten hören. Sie hatte tief und fest geschlafen und von Nwuma geträumt. Nun stand die Frau mit einem Bündel Kleidung vor ihr.
    »Donna Cassandra sagte, du sollst baden und dein bestes Gewand anlegen. Der Fürst will es so.«
    »Mach keine Scherze«, entgegnete Bella und schlug die Decke zurück, »du weißt, dass ich gleich in die Küche gehen muss. Bis zum Nachmittag soll alles bestens vorbereitet sein. Dann kommen die hohen Gäste.«
    »Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja meine Herrin fragen«, sagte die Zofe schnippisch und legte die Kleider auf Bellas Bett ab.
    »In dem Gewand kann ich nicht kochen«, murmelte das Mädchen und betrachtete das prächtige Kleid. Es war nach der neuesten Mode gearbeitet. Erst letzte Woche hatte der Geselle des Schneiders an ihr Maß genommen. Die blaue Seide raschelte bei jeder Berührung, und die aufgestickten Sterne ließen das Kleid wie einen Abendhimmel leuchten. Die Zofe klatschte in die Hände und machte zwei Dienern Platz, die einen großen Badezuber trugen. Ihnen folgten zwei Mägde mit Wassereimern. Cassandras Dienerin legte nun ein dünnes Baumwolltuch in der Wanne aus, zog den Stoff bis zum Rand des Zubers hoch und befahl, das Wasser einzugießen. Bella wiederholte:
    »Mit dem Kleid kann ich nicht kochen. Es wäre sofort verdorben. Das weißt du doch.«
    »Meine Herrin hat gesagt, du musst nicht mehr kochen. Heute nicht und morgen auch nicht. Überhaupt nicht mehr.«
    So, wie sie das sagte, schien sie sich selbst über Cassandras Worte zu wundern. Bella gab sich geschlagen. Die Rezepturen waren alle bereit; Massimo würde es auch ohne sie schaffen. Er hatte sie noch nie enttäuscht. Sie legte ihr Hemd ab und stieg in die Wanne. Natürlich badete sie ab und zu. Aber sie hatte noch nie ein Wannenbad allein für sich gehabt. Sie entspannte in dem warmen Wasser und genoss den Duft des Öls, das die Zofe hinzugab. Er erinnerte sie an die Essenz, mit der Nwuma sich die Haut einrieb, und der Wunsch, ihn endlich wiederzusehen, bereitete ihr körperlichen Schmerz.
    Um die Mittagsstunde erklangen laute Rufe aus dem Hof bis hoch zu ihrem Gemach. Es waren vier Männer, und sie kannte sie alle: Hector, Benedetto, Umberto und Nwuma waren in Ascarello angekommen. Der Nubier war die imposanteste Erscheinung von allen. Er trug ein buntes Gewand, mit glitzernden Fäden durchwirkt. An seinen Armen und um seinen Hals glänzten silberne Ketten; kostbare Spangen hielten den Umhang. An seinem Gürtel hingen Dolch und Schwert in prächtig gearbeiteten Lederfutteralen. Er sprach mit den Freunden, lachte. Er ist wunderbar, dachte Bella. Ich werde ihm folgen, werde mit ihm gehen, wohin er will. Ganz wie er mich in seinem Brief gebeten hat …
    Nun sah sie Fabrizio, der den Gästen entgegeneilte und sie zur Sala führte. Cassandra hatte ihr mitteilen lassen, dass sie in ihrem Gemach bleiben solle, bis der Fürst nach ihr schickte. Bella seufzte. Was war, wenn di Nanini sie vergaß? Wenn er Nwuma wieder fortschickte, ohne dass sie ihn getroffen hatte?
    Die Stunden vergingen, und das Licht des Wintertages wurde bereits fahl und grau, als weitere Reisende den Hof erreichten. Bella wusste, dass es nur die Contessa und Paolo sein konnten, aber sie traute sich nicht, aus dem Fenster zu schauen. Es war so lange her, dass sie die Frau mit den blauschwarzen Haaren zum letzten Mal gesehen hatte.
    Der kleine Tross hielt, und sie hörte, wie di Nanini selbst hinauskam, um seine hohen Gäste willkommen zu heißen. Nun wagte Bella doch einen Blick. Donata stand regungslos und schaute dem Fürsten entgegen. Ihre Arme hingen an den Seiten herab, als zerrten schwere Gewichte daran. Ihr Haar leuchtete noch immer wie Rabengefieder. Sie trug es ohne Kopfbedeckung, nur ein schimmerndes Netz
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