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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Autoren: Anke Bracht
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hielt die lange Pracht im Zaum. Das Mädchen hielt die Luft an.
    Der Fürst schritt würdevoll voran, das Haupt erhoben, den Blick auf die Frau gerichtet. Bella hörte die Steine unter seinen Sohlen knirschen, so still war es geworden. Nach einer halben Ewigkeit stand di Nanini vor Donata. Seine Arme, die eben noch bei jedem Schritt mitgeschwungen waren, öffneten sich zu einem Tor des Willkommens. Nach einem kurzen Zögern warf er den Kopf in den Nacken wie ein Kind, trat mit einem letzten Satz auf Donata zu und schloss sie in die Arme. Bella sah, wie ihre Mutter die Umarmung erwiderte. So standen sie, lange, ohne ein Wort, selbstvergessen im Moment des Wiedersehens.
    Bella glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Was dort geschah, widersprach jeder Etikette. Schließlich lösten sich die beiden voneinander und betrachteten sich, immer noch Hand in Hand. Ein kleines Lächeln lag auf Donatas Gesicht, als der Fürst ihr seinen Arm bot und sie in den Palazzo geleitete.
    Vor der Sala angekommen wandte sich di Nanini an Paolo: »Bitte tretet ein und wartet auf mich, ich möchte die Contessa mit dem Mädchen bekannt machen, um das Ihr gefreit hattet, mein Freund und Retter meines Sohnes.«
    Erstaunt blickte der junge Conte ihn an, dann betrat er den Saal, wo die anderen Gäste bereits ungeduldig auf den Bericht über Mahmut warteten.
    Donna Donata zitterte vor Anspannung. Wie aus weiter Ferne hatte sie die Worte des Fürsten vernommen und war ihm gefolgt, nun standen sie vor der Tür zu Bellas Gemach.
    »Nehmt Euch alle Zeit, die Ihr braucht«, sagte Andrea leise. Dann wandte er sich abrupt um und kehrte zu den Männern in die Sala zurück. Die Contessa sollte nicht sehen, wie nah ihm dieser Moment ging. Es regte sich eine Ahnung in ihm, sie war gewachsen in den letzten Monaten, aber er wollte von Donata hören, dass er sich nicht täuschte.
    Seine Schritte entfernten sich. Zeit, dachte die Contessa, was ist schon Zeit – und öffnete vorsichtig die Tür. Nur ein lächerlich kurzer Weg trennte sie noch von Bella, die wie versteinert an ihrem Bett stand. Sie sah ihrer Mutter mit hartem Blick entgegen.
    »Mein Kind«, sagte Donna Donata, »ich habe dir viel zu erzählen. Und ich hoffe, dass du mir vergeben kannst.«

30. KAPITEL
    D ie Stimmung in der Sala war aufgekratzt, die Männer redeten viel und lachten zu laut, als wollten sie damit ihre Nervosität unterdrücken. Nachdem der Fürst einen Trinkspruch ausgebracht hatte, bat er Paolo um seinen Bericht. Der junge Conte zog zwei Briefe aus seinem Hemd. Der eine trug das Siegel der Vallombrosaner, der andere war in arabischer Schrift verfasst.
    »Mahmut trauerte sehr um meinen Vater, doch auf einmal war er wie vom Erdboden verschluckt. Wir ließen ihn suchen, wohl eine Woche lang. Vergeblich. Dann, ein paar Tage später, erreichte uns eine Botschaft von Carlo, der sich dem Orden in Gaiole angeschlossen hat, um nach den Regeln des heiligen Benedikt von Nursia zu leben. Mein Bruder schrieb, Mahmut sei zu den Mönchen geflohen und habe dort die Beichte abgelegt. Diese Beichte gibt es auch als Brief. Er lag auf dem Tisch der Kammer, in der ihn Carlo am nächsten Morgen auffand. Mahmut hatte sich seinen Dolch ins Herz gestoßen. Mein Bruder ließ den Brief übersetzen und bat mich, dafür zu sorgen, dass alle Menschen, die unter Mahmuts Taten leiden mussten, von seiner Beichte erfahren. Deshalb sind wir hier, mein Fürst.«
    Paolo verbeugte sich und begann zu lesen.
    Dies ist die demütige Beichte von Mahmut bin Abdul Aziz, genannt Mahmut der Araber. Mein Leben ist verwirkt, es gibt für mich keine Hoffnung mehr. Doch bevor ich zu den Vätern gehe, will ich der Welt von meinen Taten erzählen, die böse waren, obwohl ich sie aus Liebe beging, damit meine Seele Frieden findet, wenn Allah es will.
    Ich wurde in Rom geboren. Meine Eltern starben früh, und ich wäre wohl auch umgekommen, wenn nicht die Amme einer reichen römischen Familie mich aus Mitleid mit sich genommen hätte. So wuchs ich als ihr Sohn auf; sie kümmerte sich um die Kinder von Cesare Caspari, nährte sie mit ihrer Milch. Als Casparis Tochter Vivica geboren wurde, war ich fünf Jahre alt. Ich verliebte mich in das zarte Wesen, und je älter ich wurde, desto mehr liebte ich Vivica. Aber es war eine reine Liebe, wie die zu einer Schwester. Ich wusste, dass sie niemals meine Frau werden würde, trotzdem liebte und beschützte ich sie. Sie war meine Rosenblüte, meine Königin. Keine andere berührte je mein Herz.
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