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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Autoren: Anke Bracht
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erpressbar zu sein. Ich hinterlegte in der Kirche reichlich Scudos für ihn, fast all mein Erspartes, und Martini hielt seinen Teil der Abmachung. Seine Schergen überfielen Andrea di Nanini und stachen ihm ein Auge aus. Er sollte leiden, so wie mein Herr gelitten hatte, sollte jeden neuen Tag verfluchen. Und das Augenlicht war nur der Anfang. Als es vollbracht war, machte ich mich daran, nun auch das Leben Andrea di Naninis zu zerstören.
    Martini und seine Mordgesellen töteten Pandolfo Petrucci, einen hochgeschätzten Freund di Naninis. Spanier und Franzosen stritten sich um die Vorherrschaft in der Toskana, und der Fürst brauchte jeden guten Mann an seiner Seite. Mit Petruccis Tod war er dem politischen Chaos ein Stück näher. Ich sorgte dafür, dass sein Sohn entführt und gefangen gehalten wurde, und ich war es, der durch Martinis Gesindel vergiftetes Backwerk nach Siena bringen ließ, um di Nanini langsam und qualvoll sterben zu lassen. Doch nicht nur um seinen verschollenen Sohn sollte er trauern. Auch um das Mädchen, das er so lieb gewonnen hatte, jenen Wechselbalg, der in seiner Küche feinste Speisen zauberte und neuartige Rezepturen erdachte. Er ahnte wohl, wer sie war, aber er traute sich nicht, es sich einzugestehen, war zu feige für die Wahrheit. Aber ich hatte ein Gespräch zwischen der Contessa und Rocco, dem Ziehsohn Giannis, belauscht und wusste schon lange, dass es Bella war, die Vater und Sohn in Ascarello mit Kochkunst und Liebreiz den Kopf verdrehte. Sie musste verschwinden, und zwar für immer! Martini sollte sich darum kümmern, einen seiner rauen Gesellen schicken. Doch der Plan schlug fehl, und mein Glück verließ mich, denn sie überlebte. Sie überlebte ebenso wie der Fürst, den ein Mann aus Nubien von seiner Vergiftung heilte. Auch der Sohn kehrte wohlbehalten nach Hause zurück, weil die Wachen kein Geld von Martini bekommen hatten und davongelaufen waren.
    Meine Wut auf den Vogt war grenzenlos, und ich erschlug ihn. Um den Verdacht auf das Lumpengesindel zu lenken, mit dem Martini sich ständig umgab, nahm ich ihm zudem seine Augen. Ich war es auch, der Martinis Schwester bedrohte und das Blutgeld stahl, das ihr Bruder im Haus versteckt hatte. Ihr werdet es dort finden, wo der Conte und seine erste, einzige Gemahlin beigesetzt sind. Doch einen Menschen gab es noch, den ich beseitigen wollte, für meinen Herrn und für meine geliebte Vivica. Ich wollte die Contessa zur Hölle schicken, sie hat es mehr als verdient … Aber dann kam ein Brief von Martini an meinen Herrn, darin bezichtigte er mich, Verrat am Conte zu planen. Ich war ein Narr, zerriss die Zeilen. Ich Elender! Mein Herr blieb nach einem Ausritt verschwunden, und als wir ihn fanden, rang er mit dem Tod. Martini, du sollst in der Hölle schmoren … Ich war so glücklich, als er wieder zu Kräften kam, es war wie ein Wunder. Und dann geschah etwas Ungeheuerliches: Mein Herr richtete nach Jahren der Verachtung wieder das Wort an diese Hure, schien sich mit ihr aussöhnen zu wollen. Ich hatte ihn für seine Stärke bewundert, doch wenn er zu schwach war, diesem Teufelsweib länger zu widerstehen, wollte ich dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr an ihn heranschmeicheln konnte mit ihren Alabasteraugen. Also bereitete ich einen Trank, wie vom Conte befohlen, und gab Gift in Donatas Becher. Doch mein Herr verschüttete seinen Wein und trank aus ihrem Becher – so hatte ich nun meinen Conte umgebracht, ihn, den ich so liebte, dass ich für ihn zum Mörder wurde. Doch die Hure und ihre Tochter leben, genauso wie der Vater des Bastards. Ich habe versagt. Möge mein Gott mir vergeben.
    Inschallah.
    Totenstille. Niemand in der Sala sagte ein Wort, alle hingen ihren Gedanken nach. Schließlich war es di Nanini, der seine Stimme erhob.
    »Meine Freunde. Es ist erschütternd, dass selbst das köstlichste Geschenk Gottes, die Liebe, den Keim des Bösen in sich trägt. Doch wer bin ich, dass ich über diesen Mann richte. Meine eigenen Sünden wiegen schwer genug. Gott sei seiner armen Seele gnädig.«
    Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er hinaustrat, wandte er sich an Umberto, wie in alten Zeiten. Er lächelte, als er ihm auftrug, nach den Speisen zu schicken. Endlich war die Wahrheit ausgesprochen, und seine Seele würde Ruhe finden. Er konnte es kaum erwarten, Bella und Donata in seine Arme zu schließen. Festen Schrittes eilte er die Galerie entlang. Von unten aus den Wirtschaftsräumen stieg köstlicher Bratenduft empor. Wie
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