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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Autoren: Alfredo Colitto
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stürzten.
    »Lass uns hinaufgehen«, sagte Adia. »Ich muss dir etwas zeigen.«
    Sie gingen in den ersten Stock. Dort führte sie ihn in ihr Zimmer und ließ ihn auf dem einzigen Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nehmen, auf dem sich ein dickes geöffnetes Buch und eine Kerze in einem Leuchter aus Ton befanden. Mondino wusste sofort, um welches Buch es sich handelte.

    »Wie überzeugst du eigentlich die Leute, dass du nur eine einfache Kräuterhexe bist?«, sagte er im Spaß. »Wenn dann auf deinem Tisch die Destructio Destructionis Philosophorum von Averroës liegt?«
    »Es könnte jedes Buch sein, es würde keinen Unterschied machen«, antwortete sie, nahm ihren geschwärzten Kessel von dem Kohlebecken und goss ihrem Gast eine Tasse atay ein. »Keiner von denen, die meine Dienste in Anspruch nehmen, kann lesen.«
    Während Mondino die bernsteinfarbene Flüssigkeit in kleinen Schlucken trank, holte Adia eine Stofftasche aus dem wohlgefüllten Strohsack, der ihr Bett war. Sie ging zum Tisch, schloss das Buch und legte die beiden Landkarten mit der Ortsangabe der geheimen Grotte in Spanien vor Mondino hin.
    »Die Neuigkeit betrifft also diese Pergamente?«, fragte Mondino. »Aber inzwischen ist doch offensichtlich, dass sie gefälscht sind.«
    Als Adia zu ihm nach Hause gekommen war, hatte der Arzt ihr auch die zweite Karte überlassen, die Fiamma Gerardo im Kerker gegeben hatte. Doch da Fiamma selbst gesagt hatte, sie sei nutzlos, erwartete er sich keine großen Enthüllungen.
    »Man sagt, zwei falsche Dinge machen noch lange kein richtiges«, erwiderte Adia. »Aber das stimmt nicht immer.«
    »Was meinst du damit?«
    Sie beugte sich vor, um ihm den roten Punkt auf der ersten Karte zu zeigen.
    »Das ist nicht der Ausgangspunkt, wie ich gemeint habe, sondern der Endpunkt«, sagte sie. »Fiammas Vater hat sein Geheimnis gut verborgen.«
    Sie erklärte ihm, dass die Worte al-hamra in diesem Fall nicht die Alhambra, die rote Festung der arabischen Stadt Granada, meinten, sondern die letzte Stufe der Opera magna der Alchimie, die »Rötung« hieße.

    »Das verstehe ich nicht«, sagte Mondino. »Was willst du damit sagen?«
    »Dass der angezeigte Weg keine Entfernung ist, die man zu Fuß oder zu Pferde zurücklegen muss, sondern dass er die verschiedenen Schritte beschreibt, um das alchimistische Gold zu erhalten.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Weil die beiden Karten zusammenhängen. Keine von ihnen ergibt einen Sinn, wenn man sie ohne die andere betrachtet. Erinnerst du dich an die unvollständigen Sätze auf dem ersten Pergament? Die fehlenden Worte finden sich auf dem zweiten. Dazu verwirrt noch, dass die Informationen so gut verborgen sind, dass man beim Studieren der beiden Karten wirklich den Eindruck hat, es handle sich um reale Orte.«
    »Also willst du mir sagen«, fasste Mondino zusammen, »dass du das Geheimnis des alchimistischen Goldes entschlüsselt hast, nach dem so viele Wissenschaftler seit Jahrhunderten suchen?«
    »Ich will sagen, dass ich beim Untersuchen dieser Pergamente einen möglichen Weg gefunden habe, um es zu gewinnen.«
    In Erinnerung an das Beispiel mit dem Berg, das sie ihm bei ihrer zweiten Begegnung erzählt hatte, nickte Mondino. »Aber das ist nicht der richtige, denke ich mir.«
    »Nein.«
    »Dennoch ist das Ergebnis dasselbe.«
    »Ja. Wenn man haargenau diesem Weg folgt, gewinnt man mühelos alchimistisches Gold, das, wie du genau weißt, etwas ganz anderes ist als normales Gold.«
    »Wenn es wirklich existiert«, flüsterte Mondino, »wäre es unendlich viel kostbarer als normales Gold: ein Elixier, mit dem man jede Wunde heilen kann, jede Krankheit und das Leben
sogar um Jahrhunderte verlängern kann … Das ist unmöglich. Es muss sich um eine Legende handeln.«
    Adia schüttelte nur stumm den Kopf. Sie war wie immer wunderschön, doch in diesem Augenblick dachte Mondino nur an das offenbarte Geheimnis, den Hauptgrund, weswegen er sich auf die Jagd nach dem Mörder gemacht und sein Leben und seine berufliche Laufbahn aufs Spiel gesetzt hatte. In Fiammas Tagebuch war nicht die Rede davon gewesen, auf welche Weise sie das Pulver erzeugt hatte, um Adern und Blut in Eisen zu verwandeln, und mittlerweile hatte Mondino seinen Traum aufgegeben, eine vollständige Karte des menschlichen Gefäßsystems zu erstellen. Niemand hatte Remigio Sensis Leiche berühren wollen, aus Furcht vor irgendeinem Unheil, und so hatte man den Bankier an dem Ort gelassen, wo er gestorben war.
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