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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Autoren: Alfredo Colitto
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Schöne und Papst Clemens V. auf dieses Urteil reagieren würden, doch die Nachricht hatte sich bereits in ganz Europa verbreitet. Mondino kümmerte das Schicksal der Templer nicht sonderlich, und soweit er begriffen hatte, wollte auch Gerardo sein Gelübde aufgeben. Sein ehemaliger Schüler hatte am eigenen Leib erfahren, auf welche Abwege selbst der reinste und demütigste Orden geraten konnte, und sich deshalb entschlossen, Gott in einem weltlichen Leben zu dienen.
    Beide hatten es als Genugtuung empfunden, dass Uberto da Rimini vom Amt eines Inquisitors abberufen wurde.
    Als er Kenntnis von den Verfehlungen, den Umtrieben und den Erpressungen des Inquisitors aus dem Dominikanerorden erhalten hatte, hatte der Erzbischof ihn verurteilt, ohne Begleiter und ohne Geld zu Fuß nach Rom zu pilgern. Danach würde er in eine einsame Gemeinde in den Bergen an der Via Francigena geschickt, um sich um das Seelenheil der dortigen Bewohner zu kümmern.
    In all dieser Zeit, in Wahrheit waren es wenige Wochen gewesen, die Mondino wie eine Ewigkeit erschienen waren, hatte der Arzt Adia nur ein einziges Mal gesehen, als sie ihn besucht hatte, weil sie erfahren hatte, dass er verwundet war. Zwei Tage zuvor hatte Rainerios Begräbnis stattgefunden, und die Trauer, die wie eine Glocke über dem Haus lag, hatte sie wie zwei Fremde miteinander sprechen lassen. Doch jetzt, da sein Leben
wieder von sämtlichen Hindernissen befreit war, konnte Mondino es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Im Gehen kostete er die Vorfreude auf den Duft und die Wärme ihrer Haut aus.
    Zunächst hatte er überlegt, erst zu ihr zu gehen, wenn er vollständig genesen war, aber Adia hatte ihm am gestrigen Tag eine Nachricht geschickt, dass sie ihm etwas Wichtiges mitzuteilen habe. Während er sich langsam zwischen Karren, Waren, Bootsführern und Bauern seinen Weg bahnte, fragte Mondino sich, was genau sie ihm sagen wollte. Es konnte sein, dass sie endlich jemanden gefunden hatte, der sie nach Venedig mitnahm, und zwar auf einem Boot, das groß genug war, um sie und ihre Bücher, die Hunde und den Esel aufzunehmen, und dass sie sich vor ihrer Abreise von ihm verabschieden wollte. Doch er hoffte und fürchtete gleichzeitig, dass die Nachricht eine andere wäre, und er wusste noch nicht, wie er darauf reagieren würde.
    Er fand sie im Garten hinter dem Gasthaus; Adia fütterte gerade ihre Mastinos, die beide an derselben Kette lagen. Sie trug ein weißes, ärmelloses Gewand, ein Leibchen aus blassgrünem Brokat und Ledersandalen. Auf ihrem Kopf saß eine schlichte Haube aus Leinen, die aussah wie die einer Magd und unter der ihre dunklen Locken hervorquollen.
    Sobald sie ihn bemerkte, stellte Adia den Eimer mit Eingeweiden und trockenem Brot ab und rannte ihm entgegen, um ihn zu umarmen.
    Mondino versuchte, sie auf den Mund zu küssen, aber sie entzog sich ihm, und ihre Miene verdüsterte sich ein wenig.
    »Was ist los?«, fragte er besorgt. »Bist du denn nicht froh, mich zu sehen?«
    »Darum geht es nicht«, erwiderte Adia.
    Als sie ihr Fressen sahen, hatten die Hunde begonnen, an ihrer Kette zu zerren und zu sabbern, doch sie jaulten oder bellten
nicht, wie viele ihrer Artgenossen es getan hätten. Mondino trat einen Schritt vom Eimer zurück.
    »Dann erzähl mir bitte sofort, was du mir mitzuteilen hast. Ich habe heute Nacht im Gedanken an diesen Moment kein Auge zugetan.«
    Adia wich einen Schritt zurück und senkte den Blick. Die Freude, mit der sie ihm entgegengelaufen war, schien echt gewesen zu sein, aber jetzt war sie unruhig. Verwirrt. Mondino sprach den Gedanken aus, der ihn seit dem vergangenen Abend quälte.
    »Bist du schwanger? Ist es das, was du mir sagen willst? Wenn es so ist, mach dir keine Gedanken, ich …«
    Ihn unterbrach Adias helles Lachen und er verharrte erstaunt und verärgert, mit offenem Mund.
    »Du bist ein wahrer Kavalier, aber von dir hätte ich mir nichts anderes erwartet«, sagte sie, und in ihren Augen lag noch ein Lächeln. »Doch darum geht es nicht.«
    »Worum denn dann?« Mondino war erleichtert, dass er sich nicht um ein uneheliches Kind kümmern musste, und dennoch konnte er eine gewisse Enttäuschung in seiner Stimme nicht verbergen.
    »Warte, ich versorge erst die Hunde«, sagte Adia, nahm den Eimer, ging zu den Mastinos und kippte den Inhalt auf den Boden. Die beiden Hunde konnten sich kaum beherrschen, aber sie warteten, bis ihre Herrin sich entfernt hatte, bevor sie sich mit zufriedenem Knurren auf ihr Fressen
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