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Das Geheimnis der 13 Sprache

Das Geheimnis der 13 Sprache

Titel: Das Geheimnis der 13 Sprache
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bisschen langweilig.
    Als der Steinbock das bemerkte, begann er mir eine Sprache beizubringen, mit der es möglich war, Stimmen aus den verschiedenen Zeiten zu verstehen. Meine Langeweile war sofort verschwunden. Bald konnte ich Stimmen aus der Vergangenheit und aus der Zukunft verstehen. Ich bemerkte gar nicht, dass schon ein Jahr vergangen und der Tag, an dem der Zwerg aus dem Knäuel treten würde, gekommen war.
    Zuerst tauchten die gelben Schuhe auf, dann der rote Anzug und schließlich der Zwerg, aber ohne Mütze. Er war klein, sehr alt und hatte ein kindliches Gesicht. Er sah gleichzeitig alt aus und jung. Noch etwas fiel mir auf: Er schaute böse.
    »Er ist sehr ungehalten«, flüsterte mir der Steinbock zu, »weil er seine Mütze nicht finden kann.«
    »Ich muss sofort zurück, um meine Mütze zu suchen. Wir sehen uns nächstes Jahr.« Sprach's und wollte wieder in seinem Knäuel verschwinden.
    »Warte!«, rief ich. »Du musst mir sagen, wo Ritannas Armreif versteckt ist.«
    »Das sage ich dir nie und nimmer«, meinte der Zwerg.
    »Bitte verrate es mir«, sagte ich mit schmeichelnder Stimme.
    »Nein!«, tobte er, stampfte mit dem Fuß auf und zeigte mir eine lange Nase.
    »Doch!«, sagte ich tapfer und machte auch ihm eine lange Nase.
    »Nein, nein, nein!«, rief er und streckte mir die Zunge heraus.
    »Doch, doch, doch!«, gab ich zurück und zeigte ihm auch meine Zunge.
    Wahrscheinlich musste er lachen, weil ich sie so weit herausstreckte.
    Diesen Moment nutzte ich und sagte: »Ich male dir eine neue Mütze, wenn du mir sagst, wo Ritannas Armreif versteckt ist.«
    »Nur wenn die Mütze schön ist, verrate ich dir, wo er versteckt ist.«
    Sogleich malte ich die allerschönste blaue Zwergenmütze, die es jemals gegeben hat.
    Er war zufrieden. »Nun kann ich zurückkehren und weiterspielen«, sagte er erfreut.
    »Nicht, bevor du mir gesagt hast, wo der Armreif versteckt ist«, erwiderte ich.
    »Ich habe es gewusst, aber vergessen«, sagte er und lächelte wie ein Kind. Dann wurde er plötzlich ernst. »Geh und finde den Wassermann«, befahl er.
    »Weiß er, wo sich der Armreif befindet?«
    »Er weiß es nicht, aber ich weiß, dass der Armreif in der Nähe seines Kruges versteckt ist«, meinte der Zwerg und verschwand wieder im gelben Knäuel.
    »He!«, rief ich. »Komm zurück! Du hast mir nicht gesagt, wo ich den Wassermann finden kann!«
    »Vielleicht musst du den Wassermann gar nicht suchen«, sagte der Steinbock.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich aufgeregt.
    »Warum erkundigst du dich nicht einfach beim Fluss? Der kann dir sicher helfen«, antwortete der Steinbock.
    »Aber ich kann doch nicht mit dem Fluss reden«, entgegnete ich traurig.
    »Dann musst du den Wassermann finden. Er kann dich diese Sprache lehren«, sagte der Steinbock.
    Ich war enttäuscht. Schon so viele Sprachen konnte ich sprechen, nur ausgerechnet diejenige nicht, mit deren Hilfe ich erfahren hätte, wo der Armreif versteckt war.
    »Ich muss jetzt gehen«, verabschiedete ich mich, »und den Wassermann suchen. Wenn ich noch etwas für dich tun kann, dann sag es schnell. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ritannas Nacht dauert nur mehr ein Jahr.«
    »Ich weiß«, erwiderte der Steinbock, »noch ein Jahr. Und ich weiß, dass mein größter Wunsch, einmal in Ritannas Königreich zu kommen, nicht erfüllt werden wird.«
    Ich sagte nichts. Eigentlich wollte ich fragen, ob ich mit seiner Sprache die Marienkäfer verstehen könne. Aber weil ich die Antwort bereits wusste, nämlich dass man dafür die 13. Sprache sprechen musste, schwieg ich und ging wieder bergab.

Die zwölfte Sprache
     
    oder
    Schon vor ewig auserkoren,
    durch den Regen neu geboren.
     
    Ich marschierte lange, ohne einen Fluss zu entdecken. Schließlich traf ich ein Bussardpaar. Die Vögel erzählten mir, dass sie am Tag zuvor, als sie sehr hoch geflogen waren, einen Fluss gesehen hatten, der bergauf floss. Außerdem hatten sie bemerkt, dass irgendwo an seinem Ende ein alter Mann mit einer Frau lebte. Vielleicht war das der Wassermann? Mehr konnten sie mir nicht sagen.
    Nun war es einfach, diesen Fluss zu finden und das Waldhaus aufzuspüren, in dem die beiden lebten. Der Mann war nicht zu Hause. Die Frau traf ich im Garten, als sie Wäsche zum Trocknen aufhängte.
    »Wohnt hier der Wassermann?«, fragte ich sie.
    »Hier wohnt ein Mann«, antwortete sie. »Er ist weggegangen, um Wasser für mich zu holen, damit ich weiter Wäsche waschen kann. Vielleicht ist er der
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