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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor
Autoren: Gerritsen Tess
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schob Cathy auf dem Boden hinter einen Sitz.
    „Ich weiß, dass sie hier sind!“ rief Tyrone. „Siehst du sie, Dafoe?“
    Dafoe schwenkte die Flamme. „Ich werde sie gleich haben. Warte, ich glaube, ich sehe ...“
    Dafoe zuckte plötzlich, als ein Schuss krachte. Das Licht der Flamme tanzte wild auf seinem Gesicht, während er einen Moment in der Loge schwankte. Er griff nach dem Geländer, aber das morsche Holz gab unter seinem Gewicht nach. Er kippte vornüber. Sein Körper krachte in eine Sitzreihe.
    „Dafoe!“ schrie Tyrone. „Verdammt, wer ...“
    Eine Flammenzunge jagte plötzlich vom Fußboden hoch. Dafoes Feuerzeug hatte die Vorhänge in Brand gesetzt. Die Flammen breiteten sich rasch aus, tanzten über den schweren Samt zur Decke. Als die Flammen auf Holz trafen, fauchte das Feuer weiter.
    Das Licht des Infernos enthüllte alles. Victor und Cathy, die in dem Gang kauerten; Savitch, der mit schussbereiter Waffe am Ausgang stand. Und auf der Bühne Tyrone, dessen Gesicht im Feuerschein dämonisch glühte.
    „Sie gehören Ihnen, Savitch!“ befahl Tyrone.
    Savitch zielte. Diesmal konnten sie sich nirgendwo verstecken.
    Cathy fühlte, wie Victor sie ein letztes Mal schützend umarmte.
    Bei dem Knall der Waffe zuckten sie beide zusammen. Noch ein Schuss. Dennoch fühlte Cathy keinen Schmerz. Sie blickte zu Victor. Er starrte sie an, als könnte er nicht glauben, dass sie beide lebten.
    Sie blickten hoch. Blut breitete sich auf Savitchs Hemd aus, während er auf die Knie fiel.
    „Das ist eure Chance!“ schrie eine Stimme. „Bewegung, Holland!“
    Sie wirbelten herum und sahen eine vertraute Gestalt als Silhouette vor den Flammen. Sam Polowski war wie durch einen Zauber hinter den Vorhängen aufgetaucht. Jetzt wirbelte er mit der Pistole in beiden Händen zu Tyrone herum.
    Er hatte keine Chance abzudrücken.
    Tyrone schoss zuerst. Die Kugel schleuderte Polowski rückwärts gegen die Samtsitze.
    „Raus hier!“ schrie Victor und versetzte Cathy einen Stoß zum Ausgang. „Ich hole ihn ...“
    „Victor, das kannst du nicht!“
    Aber er war schon unterwegs. Durch die wirbelnden Rauchwolken sah sie, wie er geduckt zwischen den Reihen hindurchlief.
    Die Luft war bereits so heiß, dass sie in Cathys Kehle brannte. Hustend ließ sie sich zu Boden sinken und atmete die relativ rauchfreie Luft ein. Sie konnte noch fliehen. Sie brauchte nur den Gang hinauf und zur Tür hinauszukriechen, stattdessen folgte sie Victor hinein in das Inferno.
    Sie konnte gerade noch seine Gestalt vor einer massiven Feuerwand ausmachen, hob ihren Arm und schirmte ihr Gesicht gegen die Hitze ab. Sie blinzelte in den Rauch, kroch vorwärts und schob sich noch näher an die Flammen heran. „Victor!“ schrie sie.
    Nur das Brüllen des Feuers antwortete ihr ... und ein noch bedrohlicheres Geräusch – das Knacken von Holz. Sie blickte hoch. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass die Balken durchhingen und unmittelbar vor dem Einsturz standen.
    Blindlings hastete sie zu der Stelle, an der sie Victor zuletzt gesehen hatte. Er war nicht mehr aufzufinden. An der Stelle befand sich ein Tornado aus Rauch und Flammen. War er bereits entkommen? War sie allein, gefangen in dieser glühenden Streichholzschachtel?
    Etwas klatschte gegen ihre Wange. Sie starrte zuerst verständnislos auf die Hand, die vor ihrem Gesicht baumelte. Langsam folgte sie dem blutigen Arm hinauf zu Dafoes leblosen Augen. Ihr Schrei wurde von dem Feuersturm verschluckt.
    „Cathy?“
    Sie drehte sich bei Victors Ruf um. Jetzt sah sie ihn. Er kauerte im Mittelgang, nur einen oder zwei Meter entfernt. Er hielt Polowski unter den Armen und kämpfte darum, ihn mit sich zum Ausgang zu zerren. Doch Hitze und Rauch hatten ihren Tribut gefordert. Er stand am Rand eines Zusammenbruchs.
    „Das Dach stürzt gleich ein!“ schrie sie.
    „Du musst raus!“
    „Nicht ohne dich.“ Sie kroch vorwärts und packte Polowskis Füße. Gemeinsam schleppten sie ihre Last den Mittelgang über einen Teppich hinauf, auf dem bereits Funken glühten, Schritt um Schritt näherten sie sich dem Ende des Ganges, nur noch ein paar Meter.
    „Ich habe ihn“, keuchte Victor. „Mach die Tür auf ...“
    Sie richtete sich halb auf und drehte sich um.
    Matt Tyrone stand vor ihr.
    „Victor!“ schluchzte sie.
    Victors Gesicht war eine Maske aus Ruß und Schweiß, als er seinen Blick zu Tyrone lenkte. Keiner der Männer sagte ein Wort. Beide wussten, dass das Spiel ausgereizt war. Es war Zeit, zum Ende zu
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