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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor
Autoren: Gerritsen Tess
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Wasser klatschte Cathy ins Gesicht. Hustend wurde sie wach. Wasser floss aus ihren Haaren, während sie versuchte, das Gesicht auszumachen, das sich über sie beugte. Sie sah Augen schwarz wie Achat, einen schmalen Mund. Ein Schrei stieg in ihrer Kehle hoch und wurde sofort von dem kalten Lauf einer Waffe an ihrer Wange erstickt.
    „Keinen Laut“, sagte er. „Kapiert?“
    Sie nickte in stummem Entsetzen.
    „Gut.“ Die Waffe glitt von ihrer Wange weg und verschwand unter seinem Jackett. „Aufsetzen.“
    Sie gehorchte. Sofort drehte sich der Raum. Sie hielt ihren schmerzenden Kopf, und ihre Angst wurde zeitweise von Schmerz und Übelkeit überlagert. Als die Übelkeit schwand, wurde sie eines zweiten Mannes im Raum gewahr, eines großen, breitschulterigen Mannes, den sie noch nie gesehen hatte. Er saß in einer Ecke und beobachtete jede ihrer Bewegungen.
    Der Raum selbst war klein und fensterlos. Ein Stuhl, ein Kartentisch, eine Pritsche, auf der sie jetzt saß. Betonboden. Wir sind in einem Keller, dachte sie.
    Der Mann in dem Stuhl verschränkte die Arme und lächelte. Unter anderen Umständen hatte sie dieses Lächeln charmant gefunden.
    Jetzt erschien es ihr erschreckend unmenschlich. „Sie scheint wach genug zu sein“, sagte er. „Machen Sie weiter, Mr. Savitch.“
    Der Savitch genannte Mann ragte vor ihr auf. „Wo ist er?“
    „Wer?“ fragte sie.
    Eine Ohrfeige warf sie auf die Pritsche zurück.
    „Noch einmal“, sagte er und zog sie in sitzende Haltung hoch. „Wo ist Victor Holland?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Sie waren mit ihm zusammen.“
    „Wir ... wir haben uns getrennt.“
    „Warum?“
    Sie berührte ihren Mund. Der Anblick von Blut an ihren Fingern ließ sie vor Schock schweigen.
    „Warum?“
    „Er ...“ Sie senkte den Kopf. Leise sagte sie: „Er wollte mich nicht bei sich haben.“
    Savitch schnaubte. „Er hat Sie ziemlich schnell Leid gehabt, scheint mir jedenfalls.“
    „Ja“, flüsterte sie. „Offenbar.“
    „Ich verstehe nicht, warum.“
    Sie schauderte, als der Mann mit seinem Finger über ihre Wange und ihren Hals strich. Er verharrte am obersten Knopf ihrer Bluse. Nein, dachte sie. Nicht das!
    Zu ihrer Erleichterung warf der Mann in dem Stuhl ein: „Das bringt uns nicht weiter.“
    Savitch wandte sich an den anderen Mann. „Haben Sie einen Vorschlag, Mr. Tyrone?“
    „Ja.“ Er ging an den Kartentisch und öffnete eine Tragetasche. „Da wir nicht zu ihm gehen können, muss Holland zu uns kommen.“ Er lächelte sie an. „Natürlich mit Ihrer Hilfe.“
    Sie starrte auf das Funktelefon in seinen Händen. „Ich habe Ihnen gesagt, ich weiß nicht, wo er ist.“
    „Ich bin sicher, einer seiner Freunde wird ihn aufspüren.“
    „Er ist nicht dumm. Er wird nicht meinetwegen ...“
    „Sie haben Recht. Er ist nicht dumm.“ Tyrone tippte eine Telefonnummer ein. „Aber der Mann hat ein Gewissen. Und das ist ein absolut tödlicher Fehler.“ Er stockte, dann sagte er in das Telefon: „Hallo, Mr. Milo Lum? Ich möchte, dass Sie Victor Holland etwas von mir ausrichten. Sagen Sie ihm, ich habe etwas, das ihm gehört. Etwas, das nicht mehr lange existieren wird ...“
    „Das ist er!“ zischte Milo. „Er will einen Handel schließen.“
    Victor schnellte hoch. „Lass mich mit ihm sprechen ...“
    „Warten Sie!“ Polowski packte ihn am Arm. „Wir müssen ...“
    Victor riss sich zusammen und griff nach dem Hörer. „Hier Holland! Wo ist sie?“
    „Sie ist bei mir. Sie lebt.“
    „Woher soll ich das wissen?“
    „Sie müssen sich auf mein Wort verlassen.“
    „Zum Teufel mit Ihrem Wort! Ich will einen Beweis!“
    Stille. Es knackte in der Leitung, dann kam eine andere Stimme, so bebend, so ängstlich, dass es ihm fast das Herz brach. „Victor, ich bin es.“
    „Cathy?“ Er schrie fast vor Erleichterung. „Geht es dir gut?“
    „Ich ... es geht mir gut.“
    „Wo bist du?“
    „Ich weiß es nicht ...“
    „Hat er dir wehgetan?“
    Pause. „Nein.“
    Sie sagt mir nicht die Wahrheit, dachte er.
    „Cathy, ich verspreche dir, es wird dir nichts geschehen. Ich schwöre dir ...“
    „Sprechen wir lieber endlich über das Geschäft.“ Der Mann war wieder in der Leitung.
    Victor umspannte wütend den Hörer. „Wenn Sie sie verletzen, wenn Sie sie auch nur anfassen, schwöre ich ...“
    „Sie sind kaum in der Position, etwas zu diktieren.“
    Victor fühlte, wie eine Hand seinen Arm packte. Er drehte sich um und begegnete Polowskis warnendem Blick. Er nickte.
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