Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor
Autoren: Gerritsen Tess
Vom Netzwerk:
erschießen.“
    „Ist es schon so weit gekommen?“ schrie Victor. „Bundesgelder für die Ermordung von Bürgern?“
    „Es ist nur eine Frage von Kosten und Nutzen. Ein paar Bürger müssen jetzt vielleicht sterben, aber wenn dieses Land Krieg führt, denken Sie an die Millionen von Amerikanern, die dann gerettet werden.“
    „Ich denke an die Amerikaner, die Sie bereits getötet haben.“
    „Notwendige Todesfälle. Aber das verstehen Sie nicht. Sie haben nie einen Kameraden im Kampf sterben gesehen, nicht wahr, Holland? Sie wissen nicht, was für ein hilfloses Gefühl das ist, wenn man zusieht, wie brave Jungs aus guten amerikanischen Städten in Stücke gerissen werden. Mit dieser Waffe wird das nicht geschehen. Dann wird der Feind sterben, nicht wir.“
    „Wer hat Ihnen die Autorität gegeben?“
    „Ich selbst.“
    „Und wer, zum Teufel, sind Sie?“
    „Ein Patriot, Mr. Holland.“ Die Pistole an Cathys Schläfe klickte.
    „Woher wollen Sie wissen, dass ich die Phiolen mitgebrachthabe?“ fragte Victor ruhig. „Wenn ich sie nun irgendwo versteckt habe? Töten Sie sie, und Sie finden es nie heraus.“
    Tyrone senkte die Pistole und griff in seine Tasche. Cathy hörte das Klicken eines Springmessers. „Diese Runde geht an Sie, Holland“, sagte er und schnitt ihre Fesseln durch. Er riss das Klebeband von ihrem Mund und zerrte sie aus dem Stuhl. „Sie gehört Ihnen!“
    Cathy kletterte von der Bühne. Unsicher ging sie zu Victor. Er zog sie in seine Arme. Nur an dem Hämmern seines Herzens erkannte sie, wie nahe er einer Panik war.
    „Sie sind dran, Holland!“ rief Tyrone.
    „Lauf“, wisperte Victor ihr zu. „Raus hier.“
    „Victor, er hat noch zwei Männer ...“
    „Geben Sie das Zeug her!“ schrie Tyrone.
    Victor zögerte, fasste dann in sein Jackett und zog ein Zigarettenetui heraus. „Sie werden auf mich achten“, flüsterte er Cathy zu. „Schieb dich zur Tür. Vorwärts!“
    Sie stand da, gelähmt vor Unentschlossenheit. Sie konnte ihn nicht sterben lassen. Und sie wusste, dass die beiden anderen Bewaffneten irgendwo in der Dunkelheit waren und jede ihrer Bewegungen beobachteten.
    „Sie bleibt, wo sie ist“, sagte Tyrone. „Los, Holland, die Phiolen!“
    Victor machte einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen.
    „Nicht weiter!“ befahl Tyrone. „Legen Sie es auf den Boden.“
    Langsam legte Victor das Zigarettenetui vor seine Füße.
    „Jetzt schieben Sie es mir zu.“
    Victor versetzte dem Etui einen Stoß. Es rutschte den Mittelgang entlang und blieb im Orchestergraben liegen.
    Tyrone ließ sich von der Bühne fallen.
    Victor schob sich zurück, ergriff Cathys Hand und näherte sich langsam durch den Mittelgang der Tür.
    Wie auf Stichwort klickte der Hammer einer Pistole. Victor wirbelte herum und versuchte, die anderen Bewaffneten auszumachen. Es war unmöglich, gegen das Gleißen der Scheinwerfer etwas zu erkennen.
    „Sie gehen noch nicht“, sagte Tyrone und griff nach dem Etui. Vorsichtig hob er den Deckel an. Schweigend starrte er auf den Inhalt.
    Das war es, dachte Cathy. Er hat keinen Grund, uns noch leben zu lassen, nachdem er bekommen hat, was er wollte ...
    Tyrones Kopf schnellte hoch. „Ein Trick“, sagte er. Dann brüllte er: „Ein Trick! Tötet sie!“
    Seine Stimme hallte noch durch das Theater, als plötzlich die Lichter ausgingen. Schwärze senkte sich über den Raum, als Victor Cathy seitlich in eine Sitzreihe zog.
    Schüsse schienen von überall gleichzeitig zu fallen, während Cathy und Victor auf Händen und Knien auf dem Boden dahinrutschten, hörten sie Kugeln in die samtbespannten Sitze schlagen.
    „Feuer einstellen!“ schrie Tyrone. „Achtet auf Geräusche!“
    Die Schüsse verstummten. Cathy und Victor erstarrten in der Dunkelheit aus Angst, ihre Position zu verraten. Abgesehen von ihrem eigenen hämmernden Puls hörte Cathy absolut nichts.
    Sie wagte kaum zu atmen, während sie nach hinten tastete und ihren Schuh auszog, weit ausholte und ihn blindlings durch das Theater schleuderte. Das Poltern löste eine neue Salve aus. In dem Dröhnen des Lärms hasteten Victor und Cathy weiter und kamen auf den Seitengang.
    Wieder verstummten die Schüsse.
    „Es gibt keinen Ausweg, Holland!“ schrie Tyrone. „Beide Türen sind bewacht! Es ist nur eine Frage der Zeit ...“
    Irgendwo über ihnen in einer Loge flackerte plötzlich ein Licht. Dafoe hielt ein Feuerzeug hoch. Die Flamme zischte hoch und warf ihr schreckliches Licht in die Dunkelheit. Victor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher