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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M.
Autoren: S Morgan
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eine Debatte über einen Kalender, den eine Damensportmannschaft herausgeben
wollte, um an Geld zu kommen, dazu wollten die Frauen nackt posieren, lediglich von irgendwelchen Gegenständen verdeckt. Ein Kommilitone aus meinem Wohnheim beklagte, wie erniedrigend das sei  – offenbar vor allem, weil seine Freundin auf einem Foto war. Ich führte an, dass es nicht erniedrigend sei und dass es ihn auch gar nichts angehe, solange das Mädchen kein Problem damit hätte. Der Streit wurde immer hitziger, was unausweichlich war, weil er sich darüber aufregte, dass es die Männer nach den üppigen Reizen seiner Freundin gelüsten könnte. Und was ihm nach fünf Bier an Eloquenz fehlte, machte er mit Lautstärke, wildem Gestikulieren und Überspitzungen wett. Ich konnte mich nicht zurückhalten, obwohl mir das Ganze in jeder Hinsicht eigentlich egal war, aber es machte Spaß zu streiten, und mit ihm zu reden war, wie Fische in einem Fass zu harpunieren  – einem Fass voller Bier.
    Bald stellte sich heraus, dass ich nicht die Einzige war, die Debattieren mitunter als eine Art Sport betrachtete. Ryan schaltete sich zur Unterstützung meines betrunkenen Stockwerksnachbarn ein. Er nannte mich antifeministisch, argumentierte anhand altmodischer, frivoler Urlaubspostkarten über Absicht und Wirkung von Fotos und landete direkt in einem Diskurs über Pro und Kontra der Pornografie.
    Nach einer Weile wurde der Kreis der Diskutierenden kleiner, einige gingen Bier holen, standen nur herum oder versteckten sich regelrecht. Wir aber stritten weiter. Ryan war gegen jede Art von Pornografie, ich dafür  – unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten freiwillig mitmachten und gut bezahlt wurden. Catherines Kopf schnellte hin und her, als würde sie ein besonders langatmiges Tennismatch verfolgen.
    Irgendwann begann ich, innerlich zu grinsen. Meine Ansichten zur  – gesetzlich erlaubten  – Pornografie beruhen weitgehend
auf dem Prinzip, dass jeder machen soll, was er will. Insofern war mir das Thema so oder so herum gleichgültig, aber ich wollte Ryan einfach nicht das letzte Wort lassen und wollte sehen, wie lange er durchhielt. Außerdem, wenn ich ehrlich bin und auch ein bisschen gemein, gefiel es mir, dass der heiße Ami mir seine ganze Aufmerksamkeit schenkte, auch wenn er angefangen hatte, sich als Reaktion auf meine argumentatorische Unbeugsamkeit immer wieder an den Kopf zu fassen.
    Wie gesagt, es brauchte eine Weile, aber dann sah ich in seinem Blick, dass er begriffen hatte, dass ich nur zum Spaß stritt. Wieder fasste er sich an den Kopf, straffte seine Schultern und blickte mich lange an. Er sah, dass ich ein Zucken um den Mund nicht verbergen konnte, dann beugte er sich vor und schüttelte mir die Hand.
    »Gut gespielt, Miss, gut gespielt.«
    Ich grinste ihn an und spendierte ihm ein Bier. Das schien die Höflichkeit zu gebieten.
    Als der Pub schloss, machten wir uns torkelnd auf den Heimweg. Catherine und ich waren unsicher auf den Beinen und kicherten albern. Ryan bot an, mich nach Hause zu bringen, und als ich meinen Schal umlegte, beugte Catherine sich vor und packte ihn am Arm.
    »Du kannst uns beide nach Hause begleiten, wir wohnen im selben Heim.« Das hätte sie wohl gern gehabt, aber er schien von diesem Vorschlag nicht begeistert zu sein. Und ich, ehrlich gesagt, auch nicht: Der Mann, den ich wochenlang in der Bibliothek beäugt hatte, hatte sich als klasse Typ erwiesen, und ich hoffte, dass er dasselbe von mir dachte. Doch da ich wusste, wie zugeknöpft er war, solange er nicht reichlich getankt hatte, war ich mir nicht sicher, ob und wie ich je wieder Gelegenheit bekommen sollte, ihn noch einmal so zu erleben.

    Doch Lob sei der modernen Kommunikation! Am nächsten Morgen wachte ich mit einem dicken Kopf auf und brauchte dringend ein Specksandwich  – da fand ich eine Mail, in der er mich fragte, ob ich mich mit ihm treffen und ins Kino gehen wollte. Ich war so scharf darauf, dass ich antwortete, bevor ich überhaupt aufstand und mich auf die Suche nach einem magenberuhigenden Tee machte.
     
    Ganz der Kavalier, machte er im Kino den Fehler, mich den Film aussuchen zu lassen. Also zerrte ich einen Mann, dem weder die Spannung und die Schockeffekte von Horrorfilmen noch die Unwahrscheinlichkeit von Science-Fiction gefielen, in einen Streifen, der beides war. Selbst im dunklen Saal konnte ich im flackernden Licht des Projektors seine leicht angewiderte Miene sehen  – das heißt, wenn er nicht
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