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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild
Autoren: Eliza Graham
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dich.« Sie nahm ihn hoch und sah dabei seine Mutter entschuldigend an. »Oh, tut mir leid, Sie haben doch nichts dagegen? Bei Babys kann ich einfach nicht widerstehen.«
    »Ganz und gar nicht, er ist im Moment überall.« Jennifer Andrews schaukelte bereits ein Kleinkind auf ihrer Hüfte. Die Zwillinge waren damit beschäftigt, Federn aus einer der neuen Kissenauflagen zu zupfen. »Er fängt gerade erst zu krabbeln an. Hat noch kein Gefühl für Gefahren.«
    »Keine Sorge.« Emily lächelte das Baby an. Er hatte wirklich ein süßes kleines Gesicht. »Hey, ist sicherlich nicht einfach für Sie, mit der ganzen Meute in den Laden zurückzufahren, oder? Aber ich könnte schon heute Abend mit dem Nähen der Vorhänge anfangen, wenn ich das Material habe.«
    »Ich habe einen Doppelbuggy.« Aber Jennifer war ihr Zweifel anzuhören.
    »Ich werde Sie begleiten. Das macht dann wenigstens zwei Paar Erwachsenenarme.« Emilys Blick ruhte auf dem Baby.
    »Das wäre wirklich zu viel verlangt.«
    »Kein Problem. Bei John Lewis finde ich immer was, was ich gebrauchen kann.«
    »Nun, einfacher wäre es schon …« Jennifer schien die Sorge, sich eine reizende Fremde aus Neuseeland zunutze zu machen, gegen das blanke Entsetzen abzuwägen, mit vier Kindern unter vier Jahren wieder nach Reading zu fahren.
    »Dann lassen Sie uns aufbrechen.«
    Emily half, die Kinder in Mäntel zu packen, und fand die Wickeltasche für das Baby hinter dem Sofa. »Irgendwie schaffe ich es nicht mehr, Ordnung zu halten.« Jennifer fischte die Autoschlüssel aus dem Pantoffel eines Kindes. »Wenn Tim abends nach Hause kommt, sagt er nichts, aber ich weiß, er findet, dass das Haus ein einziges Durcheinander ist.«
    Das war es auch.
    »Den Männern ist gar nicht klar, wie viel Anstrengung es kostet, einen Haushalt zu führen und sich gleichzeitig um alle Kinder zu kümmern«, meinte Emily mitfühlend.
    Jennifer sagte nichts. Emily versetzte sich im Geiste einen Fußtritt. Langsam, langsam, sag nichts, was sich nach Kritik an ihrem Mann anhören könnte. Du bist nur die Vorhangnäherin. Sie kennt dich nur aufgrund eines Inserats im Eckladen.
    »Wir haben unsere Au-pair verloren«, sagte Jennifer schließlich. »Sie ist ohne Vorankündigung gegangen. Das war ein ziemlicher Schlag.«
    Das wusste Emily bereits. Sie hatte die Au-pair vergangene Woche im Nachtklub getroffen und alles über den russischen Freund erfahren, der vorhatte, sie dort herauszureißen und mitzunehmen. »Schade«, sagte sie. »Aber es dürfte doch nicht schwer sein, Ersatz zu finden, oder?« Sie folgte mit dem Baby hinaus auf die Einfahrt, wo das Auto stand. Neu, teuer und ein wenig protzig. Aber bei all den Kindern musste es schon was Großes sein. Auch das Haus war groß.
    Es war ein Leichtes gewesen, John Andrews’ Neffen Tim aufzuspüren. Er schrieb Leitartikel für eine Zeitung und darin häufig auch über seine Familie: seine Frau, die sich zu viel zugemutet hatte, die Kinder und die aufeinanderfolgenden glücklosen Au-pairs und Kinderfrauen. Tim war ein Einzelkind gewesen und hatte von seinem Onkel John ein kleines, aber hübsches Haus an der Themse geerbt, das sie genau zum richtigen Zeitpunkt verkauft hatten. Emily hatte sich diese Informationen überwiegend selbst beschafft, indem sie das Grundbuchamt und das Internet zurate zog und der scheidenden Au-pair ein paar Fragen stellte.
    Jennifer öffnete die Wagentür und manövrierte unter Einsatz eines sanften Handkantenschlags das Kleinkind hinten in seinen Kindersitz. »Bei vier Kindern? Und einem Haus, das wir noch immer einrichten?« Der Zwillingsjunge quetschte sich vorbei, um auf den Rücksitz zu gelangen. »Ich glaube nicht, dass wir ein attraktives Angebot sind.« Das Zwillingsmädchen setzte sich in der zweiten Reihe zwischen das Baby und das Kleinkind. Emily überprüfte den Gurt des Babys. Der neue Kindersitz gehörte zu den Dingen, auf die Mittelklassemamas ganz wild waren.
    »Also ich kenne jede Menge Leute, die gern einen solchen Job machen würden. Großes Haus. Nette Kinder.« Sie schnalzte vor dem Baby mit der Zunge, während sie kontrollierte, ob die Gurte richtig saßen. Dabei spürte sie Jennifers anerkennenden Blick auf sich ruhen. Das Zwillingsmädchen zog ein Gesicht. Vor ihm müsste Emily sich in Acht nehmen.
    Jennifer bedeutete ihr, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. »Ich kann nicht sagen, dass uns die Bewerberinnen das Haus einrennen.«
    »Wirklich? Die sind doch verrückt. Ich habe für genügend
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