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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild
Autoren: Eliza Graham
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im Vordergrund. Wenn die Kinder den zweiten Teil über die Bühne brachten, wäre dies ein großes Vertrauensvotum für ihn und alles, was er für Letchford getan hatte. Hugh bewegte sein Prothesenbein zur Seite, um mich zu meinem Platz durchzulassen.
    »Gut gemacht«, murmelte er, als der Vorhang wieder aufging. »Du hast das ganz hervorragend hinbekommen.« Einige Eltern flüsterten noch, aber es wurde immer ruhiger.
    Aller Blicke waren auf die Kinder auf der Bühne gerichtet, die, wenn auch ein wenig nervös, ihre Plätze eingenommen hatten. Ich nickte ihnen zu und drückte ihnen die Daumen, bis sie schmerzten.

41
    V ieles von dem, was Emily sagte, stimmt«, meinte mein Vater. Wir befanden uns in seinem Wohnzimmer, wo wir bis vor Kurzem beruhigend auf Sofia eingeredet hatten. Dann war sie gegangen, um noch etwas Zeit mit Olivia zu verbringen. »Noel hatte mit mir über Geld gesprochen, darüber, dass das Baby krank war, und über die Schwierigkeiten, genügend Geld aufzubringen, um es nach Amerika zu bringen. Vielleicht habe ich beiläufig versprochen zu helfen, wenn es mir möglich wäre. Damit meinte ich mich persönlich, Merry, nicht die Schule. Ich hatte das nie so verstanden, dass er sich Geld von Letchford nehmen könnte.« Er schaute auf den Teppich. »Offenbar ist mir dieses Gespräch dann wieder entfallen. Er kam auch nicht wieder darauf zurück. Und ich hatte mehr als genug mit den Bauarbeiten zu tun.«
    Wieder versicherte ich ihm, dass wir dies alles wussten. Keiner hatte jedes Wort von Emilys Rede geglaubt. Einige der Schulbeiräte waren nach dem Stück zu Dad gegangen, um ihm zu gratulieren und ihn ihrer Unterstützung zu versichern.
    Was den Rest des von Emily Gesagten betraf, also die persönlichen Details der Flucht meines Vaters aus der Tschechoslowakei, war ich mir nicht sicher, wie viel davon im Publikum überhaupt zu hören war. Die Schauspieler und die Backstage-Crew dürften allerdings diesen Teil ihres Berichts mitgehört haben. Zumindest sie und, was weitaus mehr ins Gewicht fiel, Olivia dürften nun wissen, wen Emily gemeint hatte, als sie die Enkelin erwähnte.
    »Ich sollte Clara anrufen«, sagte ich. »Ehe sie es aus einer E-Mail erfährt wie das letzte Mal.« Ich fischte in meiner Handtasche nach meinem Mobiltelefon und bekam dabei die Pfeife in die Hände, die ich manchmal benutzte, wenn ich mit Samson spazieren ging. Während all der Zeit, die ich hier mit Dad saß, hatte ich nicht nach dem Hund gesucht. Ich hätte noch einmal eine E-Mail an DogLost schreiben, den Hundewart und Freunde im Dorf anrufen sollen.
    »Ich gehe und drehe eine letzte Runde übers Gelände.« Hughs Gedanken gingen offenbar in dieselbe Richtung wie meine. »Ich werde im Kricket-Pavillon und den Schuppen nachsehen. Vielleicht hat man ihn dort eingeschlossen.«
    Mir lag auf der Zunge, ihm zu sagen, dass seit August niemand mehr im Pavillon gewesen war, aber ich ließ es sein. Hugh würde sich besser fühlen, wenn er wusste, dass er überall nachgesehen hatte.
    »Du findest einen Ersatzschlüssel in meiner Schreibtischschublade«, sagte mein Vater ihm.
    Hugh war kaum gegangen, da klopfte jemand an die Tür.
    »Sofia.« Sie schien in den Stunden seit Beginn des Theaterstücks gealtert zu sein. Ich war davon ausgegangen, dass sie die Schule längst verlassen hatte.
    »Ich war schon auf dem Heimweg«, sagte sie. »Dann bin ich wieder umgekehrt.« Ihre Augen ruhten auf meinem Vater. »Es gibt da etwas, was ich Ihnen sagen muss.«
    »Bitte.« Er stand bereits. »Nehmen Sie Platz.«
    Ich rückte auf dem Sofa, um Platz für sie zu machen.
    Ihr Mund bewegte sich, als drängten Worte nach draußen, aber es war nichts zu hören. »Sie werden sehr wütend sein«, sagte sie schließlich. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu täuschen. Ich hätte Ihnen nie gesagt, dass Olivia – dass sie Ihre Enkelin ist. Ich wollte nur andeuten, dass es eine Verbindung gibt, mehr nicht.«
    »Was soll das heißen?« Dad runzelte die Stirn.
    Sie holte tief Luft. »Olivia ist meine Tochter, nicht die von Jan. Sie ist Hanas Enkelin, aber nicht …« Sie schüttelte den Kopf.
    Alle Fasern in mir verhärteten sich. »Was?« Das Wort entfuhr mir fast wie ein Knurren.
    »Nicht mein Enkelkind«, sagte mein Vater leise. Er klang nicht so überrascht, wie ich mich fühlte. »Verstehe.«
    »Es tut mir leid.« Sie ließ den Kopf hängen. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich dachte, wenn Sie wüssten, dass sie nicht mit Ihnen verwandt ist,
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