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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild
Autoren: Eliza Graham
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wären sie wütend auf uns. Auf sie. Sie ist glücklich hier. Das wollte ich nicht kaputtmachen.«
    »Wissen Sie, als ich sie diesen Abend auf der Bühne sah, da strahlte sie etwas aus, was ich aber nicht zu deuten wusste.« Dad sprach noch immer ganz besonnen. »Ich sah keine Ähnlichkeit, jedenfalls nicht zu unserer Familie. Ich glaubte, Hana in ihr sehen zu können.«
    »Olivia sieht auch aus wie Hana«, sagte Sofia. »Und ein wenig wie mein früherer Freund.« Sie hielt inne. »Er ist nicht gestorben, Mr. Statton. Und er hat mich auch nie geheiratet. Ich habe nur meinen Namen geändert, damit er englischer klingt. Er verließ mich, bevor ich überhaupt wusste, dass ich ein Kind erwartete.« Sie schien sich in sich zurückzuziehen, sah kleiner und gleichzeitig älter und jünger aus. »Ich war jung. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Dieses Gefühl kenne ich«, sagte Dad weich. Ich dachte daran, wie er allein in diesem Wald war und nach Hana suchte. Und nicht wusste, ob er allein über die Grenze gehen sollte oder nicht.
    »Warum hat Maria uns dann aber erzählt, Olivia sei Jans Tochter?«, fragte ich. »So hat das doch alles angefangen.«
    »Maria wird langsam, wie sagt man, verwirrt.« Sofia unterstrich ihre Worte mit einer kreisförmigen Bewegung um ihren Kopf. »Bringt alles durcheinander im Kopf. Sie hat sich vom Tod Jans und seiner Tochter, meiner Nichte, nie erholt.«
    »Dann starb Jans Tochter mit ihm bei diesem Unfall?«, hakte ich nach.
    Sie nickte. »Maria liebte Irena über alles. Sie war verzweifelt. Dann bekam ich mein Baby hier in England. Ich nannte sie Olivia, weil das ein guter englischer Name ist, und schickte Maria Fotos. Aber Maria nannte sie immer Irena. Die beiden Mädchen sahen sich ähnlich. Sie waren Cousinen ersten Grades, deshalb ist es nicht verwunderlich. Nach einer Weile vergaß Maria, dass Olivia mein Kind war und nicht das von Jan. Vielleicht schämte sie sich auch ein wenig, dass ich ein uneheliches Kind habe, genau wie meine Mutter.«
    »Verstehe«, sagte mein Vater wieder.
    »Und als ich anfing, verschiedene … Jobs anzunehmen, war es besser für mich zu sagen, dass ich eine Nichte als eine Tochter habe.« Sie legte kurz ihre Hand auf den Mund. »Ich glaubte, es würde Olivia von mir entfremden, wenn die Leute erfuhren, was ich machte. Oder dass sie es gegen sie verwendeten.«
    »Hat es ihr denn nichts ausgemacht, so zu tun, als wären Sie nicht ihre Mutter?«, fragte ich.
    »Ich erklärte ihr, dass die Leute hier auf sie herabschauen würden, wenn sie die Tochter einer Haushälterin, einer Bediensteten wäre.«
    Dad gab einen Laut von sich, der seine Bestürzung verriet, sagte aber nichts.
    »Es tut mir leid.« Sofia zwinkerte heftig mit den Augen. »Als ich erfuhr, dass Sie in Prag gewesen sind und mit Maria gesprochen hatten, wusste ich, dass sie Ihnen Dinge erzählt haben dürfte, die nicht stimmen. Und dann wollten Sie, dass ich es Olivia sage. Das wollte ich nicht.« Einen Moment lang schwieg sie, und keiner füllte das Schweigen.
    »Mir war klar, dass ich Maria persönlich sehen und sie an die Wahrheit erinnern musste, bevor sie Olivia die gleiche Geschichte erzählte. Aber ich konnte mir nicht freinehmen, da ich meinen ganzen Urlaub für die Schulferien aufheben muss.« Sie öffnete resigniert ihre Unterarme. »Aber dann passierten heute Abend diese seltsamen Dinge beim Theaterstück.«
    »Seltsame Dinge, in der Tat«, sagte mein Vater. Der Alterungsprozess, der mit Mums Tod seinen Anfang genommen hatte, schien sich heute Abend beschleunigt zu haben. Er könnte gut zehn Jahre älter sein. Die Hoffnung hatte ihm kurzzeitig Auftrieb gegeben, jetzt fiel er wieder in sich zusammen.
    Von draußen waren Rufe zu hören. Ich trat ans Fenster und zog den Vorhang zurück, um hinauszuschauen. Hugh näherte sich dem Haus, er trug etwas in seinen Armen. Ihm folgte eine andere Person, kleiner, schmaler, die auf den Stufen zum Haus zögerte, als sei sie sich unsicher, ob sie mit hereinkommen sollte. Olivia.
    Nach einer gemurmelten Erklärung rannte ich ihnen entgegen.

42
    H ugh legte das schlammige Bündel auf den Boden. »Nicht hierhin«, rief ich, während ich die Treppe hinunterjagte. »Der Marmor ist eiskalt.« Samsons Schwanz zuckte kurz, als er mich sah. »Bring ihn nach oben.«
    »Er ist sehr schmutzig.«
    »Das macht Dad nichts aus.«
    Plötzlich war Sofia neben mir. »Ich suche Handtücher. Wir legen ihn vor die Heizung, ja?« Sie rannte nach oben.
    Hugh hob den Hund
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