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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen
Autoren: Marcia Muller
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Medien durchdringt, könnten die Spekulationen,
was dahinter steckt, deine Glaubwürdigkeit beschädigen. Und falls irgendetwas
Hässliches ans Licht käme, könnte das die Midnight Train -Tour platzen
lassen, das neue Label schwer anschlagen und womöglich sogar deine Karriere
ruinieren.«
    »Stimmt in allen Punkten.«
    Ich drehte mich wieder zum
Schreibtisch, stützte die Arme auf und spielte ein Weilchen mit meinem
Brieföffner. »Okay, dann gestatte mir eine Frage: Ist da etwas Hässliches, das
ans Licht kommen könnte?«
    Ich hatte gedacht, die Frage
würde ihn nur noch mehr aufbringen, aber er setzte sich hin und dachte nach.
»Klar gibt’s da irgendwelches Zeug. Das gibt’s im Leben eines jeden Menschen
und bei einem Showstar vielleicht in überdurchschnittlichem Maß. Aber mir fällt
nichts ein, was irgendwie mit diesen Briefen zu tun haben könnte.« Ich wartete
ab, ob er noch mehr sagen würde, aber er schien nicht allzu willens. »Na ja«,
sagte ich, »ich werde mich sofort drum kümmern.«
    »Überrascht mich, dass du
bereit bist, die Sache zu übernehmen.«
    »Wieso sollte ich’s nicht tun?«
    »Charly war sich da nicht so
sicher. Um meine liebe Frau zu zitieren: ›Sharon könnte es problematisch
finden, für ein Familienmitglied zu arbeiten. Setz sie nicht unter Druck, wenn
sie Nein sagt, sie hat ein sehr strenges Berufsethos.‹«
    Meine Verblüffung musste sich
in meinem Gesicht spiegeln. Ricky grinste schief.
    Ich fragte: »Heißt das, ich
bin... wie sagtest du doch gleich? Glaubwürdig?«
    »Du bist mehr als glaubwürdig.
In Charlys Augen bist du geradezu eine Kandidatin für die Heiligsprechung.«
    Ach, Schwesterchen, wenn du
wüsstest! Wenn du wüsstest...
     
     
     
     

2
     
    Ricky und ich legten die
Einzelheiten des Vertrags fest und er zahlte mir einen Honorarvorschuss, den
anzunehmen — von einem Familienmitglied! — mir leise Schuldgefühle verursachte.
Aber nur leise. Mich selbständig zu machen war im letzten Jahr schon
beängstigend genug gewesen, aber da hatte ich immerhin noch unter dem Schutz
und Schirm von All Souls gestanden: Die Partner hatten es hingenommen, wenn die
Miete für die Räume in ihrem viktorianischen Altbau in Bernal Heights, die Mick
und ich belegten, einmal nicht pünktlich kam. Und Mick hatte noch für Kost und
Logis gearbeitet — nachdem ihn Charlene und Ricky zu mir geschickt hatten, weg
vom Schauplatz eines kriminellen Aktes gegen den Computer der Schulaufsicht von
Pacific Palisades. Die laufenden Kosten waren gering gewesen, die Umgebung
solidarisch, und ich hatte das Gefühl gehabt, mir mit dem Erwirtschaften von
Gewinn jede Menge Zeit lassen zu können.
    Doch in diesem Frühjahr hatte
All Souls die letzte Windung einer steten Abwärtsspirale erreicht: Die
Meinungsverschiedenheiten zwischen den Partnern waren heftig und unüberbrückbar
geworden, und Hank Zahn, Gründer der Kooperative und mein ältester Freund,
hatte beschlossen, aus dem Laden auszusteigen und mit seiner Frau, Anne Marie
Altman, ein eigenes Anwaltsbüro zu eröffnen. Ich hatte mich, beflügelt durch
eine Viertelmillion Dollar, die ich von der Bundesregierung als Belohnung für
geleistete Dienste erhalten hatte, darauf eingelassen, mein Firmenquartier Tür
an Tür mit ihnen aufzuschlagen.
    Jetzt hatte ich eine ganze
Büroetage und einen unerbittlichen Vermieter. Ich hatte eine teure neue
technische Ausrüstung und einen benzinfressenden Firmen-Van. Dazu noch
Gehälter, Sozial- und Krankenversicherungsleistungen für zweieinhalb Angestellte,
und die gesamte Situation hatte eine beängstigende Ähnlichkeit mit einem
Kartenhaus. Zugegeben, der größte Teil der Belohnung steckte in vergleichsweise
sicheren und leicht zu verflüssigenden Anlageformen, aber ich war zu viele
All-Souls-Jahre hindurch arm gewesen, um auch nur einen Dollar sorglos sausen
zu lassen.
    »Ist wegen heute Abend alles
klar?«, fragte ich Ricky, als er den Vertrag gegenzeichnete.
    »Ja. Meinst du, irgendjemand
von deiner Büro-Gang ahnt was von unserer Überraschung?«
    »Glaube ich nicht. Sie haben
alles versucht, um aus mir rauszukriegen, was es ist.«
    »Mick ist vielleicht auf dem
richtigen Dampfer. Er hat da so was angedeutet, dass er möchte, dass ich heute
Abend jemanden kennen lerne. Hast du einen Schimmer, wer das sein könnte?«
    Hatte ich: Charlotte Keim, eine
der Computerrecherche-Spezialistinnen aus Hys Firma. Und das war noch so ein
Grund, sich Sorgen zu machen. Da ich jetzt nicht darauf eingehen
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