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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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bewahrten sie ihre Form, und wir konnten jeweils eine ganze Menge Individuen gleichen Typs erkennen. Ihre flachen Körper krochen in derselben Weise wie Sors »Spaghetti«. Bei vielen von ihnen meinte man, sie schwebten dicht über dem Boden dahin. Offenbar paßten sie sich auf diese Weise der mächtigen Gravitation ihres Heimatgestirns an. Zeit schien hier nicht knapp zu sein.
      Die Vorausabteilung der neuen Kolonne bestand überwiegend aus winzigen Scheibchen. Sie rückten gegen die Reste des roten Igels vor und bedeckten sie bald so dicht, daß es auf dem Bildschirm aussah, als wäre der Igel von Schimmel überzogen. Größere, bizarre Wesen drängten nach, und alle gemeinsam vollendeten das Werk der Zerstörung.
      Nach kurzer Zeit fiel der wirr wuselnde Haufen auseinander. Die seltsamen Gebilde traten den Rückzug an, aber mitten auf der glatten Oberseite eines jeden lag ein Bauteil des Igels, das sie mit sich schleppten. Lautlos, elegant, glitten sie langsam dahin, verschwanden in ihren Höhlen, und nach Minuten war der Ort des Geschehens leer.
      Verlassen, jedoch auch ungeschoren, behauptete unser weißer Igel die Gefilde, aber es gab für ihn einstweilen nichts mehr zu berichten.
      Wir hatten indessen beinahe vergessen zu atmen. Da meldete sich Sor. »Die machen das wissenschaftlich«, sagte er und meinte es wohl ernst damit.

    Aram sprang auf und begann, im Zimmer hin und her zu gehen, wie es Menschen gern tun, wenn sie nachdenken wollen und voll innerer Unruhe sind. Nachdem er schweigend eine beträchtliche Strecke Weges zurückgelegt hatte, hielt er inne und verriet, daß wir die ganze Zeit gleichen Gedanken nachgehangen hatten.
      »Ich habe es noch immer nicht ganz verwunden, daß wir damals so plötzlich aufbrechen mußten«, sagte er. »Es war genau in dem Moment, als wir Boden unter die Füße bekamen. Die reellen Meßdaten reichten nicht dazu aus, die wichtigste Frage zu lösen: Waren das, was wir dort mit eigenen Augen sahen, wirklich Organismen, oder waren es nur Konstruktionen, eine Art hochgezüchteter Werkzeuge, Automaten oder so.«
      »Das stimmt«, antwortete ich, als Aram seine Wanderung wieder aufnahm, »es langt nicht, um zu wissen. Sofern du aber etwas auf Gefühle gibst, möchte ich behaupten, daß die eigentlichen Bewohner der Räume unter der Oberfläche das Wesentliche waren. Und die lebten!«
      »Einverstanden«, erklärte Aram, »und was treiben sie den ganzen Tag? Sie müssen doch etwas machen!«
      »Müssen?« sagte ich, »vielleicht wachsen ihnen die Bananen in den Mund?«
      »Eben nicht!« widersprach Aram entschieden. »So sicher ist nichts anderes. Kenntnis von Transuranen, wie sie sie hatten, Fertigkeiten, die sie uns wohl hinreichend eindrucksvoll demonstrierten, sind nicht von ungefähr und einfach vorhanden. Dahinter steckt Arbeit. Du mußt nicht gleich an Fabrikschlote denken, aber eben… Arbeit.« Aram schwenkte einen Arm großräumig durch die Luft, um zu erläutern, wie abstrakt er diesen Begriff aufgefaßt zu wissen wünschte. Dann ließ er den Arm sinken. »Aber davon wissen wir nichts«, sagte er heftig, »nichts, nichts!«
      »Vielleicht war grad Sonntag«, sagte ich so harmlos, wie ich konnte. Was half jetzt die Unzufriedenheit? Aram schnaufte und sah mir mit zusammengekniffenen Augen ins Gesicht. »Hm, möglich«, sagte er dann und lächelte.
      Er trat an den Spieltisch heran und vollzog die Operation, auf deren Nahen ich lange gefaßt war, ungewiß aber, aus welcher Richtung der Schlag fallen würde. Er setzte also den Läufer.
      »Schach«, sagte er.

    Das Tagesgestirn kündigte sich an. Purpurn erwärmten sich die Schatten der Nacht im Widerspiel mit dem grün erglimmenden Himmel, als Sor uns weckte. Ein wenig verlegen entschuldigte er sich: »Seit einer Stunde ruft jemand auf dem Achtmeterband; kurze Zeichen, unmodulierte reine Welle. Aber ich komme mit dem Peiler nicht zurecht. Er bringt ein flaues Maximum.«
      Verschlafen spielte Aram am Gerät. Der Erfolg blieb aus. So sah er sich gezwungen, vollends zu erwachen.
      »Schwer zu begreifen«, sagte er mehr zu sich selbst. »Die Antenne stellt sich so ein, als ob jemand von unten sendet.« Er wandte sich an Sor, der dazu mit den Schultern zuckte. »Ich habe schon eine Skizze gemacht«, bemerkte Sor. »Wenn man den Winkel vom Peiler auf dem Wagendach richtig anträgt, dann zeigt die Linie direkt neben das Heck. Das gibt’s doch gar nicht. Oder ob da jemand
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