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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Wirkung von Antienzymen gesetzt und in Lyse übergeführt – bis zur totalen Einschmelzung.
      Weiterhin höchste Gefahr für den Lebenskreis! Energieemissionen nehmen zu. Verheerende Schäden rings um den Metallgiganten. Rezeptorenfelder weithin zerstört.
    Das ZENTRALE WISSEN leitet im Kontaktgebiet bis zur siebenten
    Distanz die große Stille ein. Alle Systeme unseres Lebenskreises kehren in sich selbst zurück. Das Einschmelzen des Fremden wurde erwogen. Aber der Intellekt der Parabionten steht unter dem Schutz der Gesetze.
      Um weitere Disharmonien abzuwenden, konzentriert das ZENTRALE WISSEN Ballungsenergie im Kontaktraum. Das Anwachsen der kinetischen Energie wird dem Giganten genügend Zeit lassen, um ohne Schaden den Aufenthalt in unserem Lebenskreis zu beenden.

    103/FEEmio. 2/IX
Planquadrat Mgr/2–5
M. I. Kajet

    Einhundertfünfzig Stunden waren um.
      Mitten im Start brach Coy das übliche Schweigen: »He, Ryvin! Sieh dir das an!«
      »Geht was schief?« fragte Luth aus seinem Winkel. Von dort konnte er die Armaturen nicht sehen.
      »Ich weiß schon«, antwortete Ryvin aus den Tiefen seines Konturensessels hervor, »du meinst Gravimeter und Tacho. Total disproportioniert. Für die anliegende Schubkraft sind wir viel zu schnell«, fügte er für Luth laut hinzu. »Sieht eher wie eine ballistische Kurve aus, als hätte man uns geradenwegs aus einem Kanonenrohr herausgeschossen.«
      »Und?«
      »Wir machen gar nichts. Der Autopilot weiß, was nötig ist. Der Rechner wird Mucken haben. Das ist dein Brot, Coy, hast jetzt bald viel Zeit, um die Transistoren zu putzen. Tristan darf helfen.«
      »Der Rechner Mucken?« fragte Coy nach einer Weile des Nachdenkens.
      »Schon gut«, sagte Ryvin versöhnlich, »ich kann dir nun mal nicht die Schuld geben. Es ist der Rechner.« Ryvin schickte sich an, das Strichkreuz des Hauptschirms auf den Punkt zu justieren, an dem unsere Sta tion mehr als hundertdreißig Stunden geparkt hatte. »Andernfalls hast du Gelegenheit, die Relativitätstheorie um eine Variante zu bereichern«, bemerkte er noch, aber seine Aufmerksamkeit richtete sich mehr auf die Libelle, die schwierig einzuspielen war. »Wie eine exaltierte Jungfrau!« schimpfte er.
      »Das hat Coy nicht verdient«, glaubte Tristan seinen Gefährten verteidigen zu müssen.
      »Ruhe!« donnerte Ryvin, denn jetzt wurde er doch nervös. Das folgende Schweigen wirkte etwas betreten.
      Hundertdreißig Stunden, dachte ich, nur hundertdreißig Stunden! Die Linien des Gradnetzes zogen über die Landschaft hin, die sich so abweisend vor uns verschlossen hatte. Jetzt, in der Abstraktion der Entfernung, erschien sie mir überraschend vertraut.
      »Ist das die Möglichkeit!« rief Luth plötzlich erbost und riß mich aus meinen fruchtlosen Reflexionen, »genauso habe ich mir das gedacht!«
      Die Ursache seines Grolls war unschwer zu erkennen: Ryvin hatte den Startpunkt im Visier. Wo sich die Hauptkoordinaten kreuzten – und nur dort! –, lagerte ein kreisrundes Dunstfeld auf der Fläche des Gestirns. Unscheinbar aus dieser Distanz, aber scharf umrissen und von großer Dichte.
      »Hm«, äußerte sich Ryvin wie nebenhin und ohne seine Aufmerksamkeit vom Justierpult abzuwenden, »zweifellos denke ich weniger als du, aber an Kondensnebel als Folge unserer Landung und des Starts glaube ich auch nicht. Du meinst, das galt uns?«
      Auch ich erinnerte mich Luths Bemerkung: »… als wolle jemand verhindern, daß wir sie kennenlernten.«
      Luth schüttelte den Kopf. »Ich meine fast nichts mehr«, sagte er verdrossen, und in seltsamem Widerspruch: »Wie können sie dort so ungastlich sein. Wir scheuen keine Mühe, um niemandem von ihnen weh zu tun. Und sie…? Ich glaube nicht mehr an die, die wir dort sahen. Was weiß ich, was das war? Obskure Halluzinationen, bestenfalls optische Spiegelfechterei.« Er sah zum Gravitron hin und begann, voller Unrast die Gurte zu lösen.
      Ryvin sandte Luth einen Blick nach, als dieser seinen mächtigen Körper aus der Kabine zwängte. »Er denkt das Gegenteil«, sagte er mehr zu sich selbst. Da erschien Luth schon wieder gebückt im Schott.
      »Was wir gewannen, ist überwältigend wenig: einige Erfahrungen, mit denen wir nichts beginnen können, ein paar der kleinen Kugeln aus Coys Faust und ein schlechtes Gewissen«, warf er hin.
      Ryvin sah auf und Luth gerade in die Augen. »So?« sagte er. Dann richtete er seinen Blick auf den Schirm, auf
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