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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus
Autoren: Sophie Hannah
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gleich sterben werden. Vielleicht werden wir ja auch gar nicht sterben. Kit hat das Messer seit längerer Zeit nicht mehr angerührt. Zumindest glaube ich, dass es schon länger her ist. Vielleicht stimmt das gar nicht, vielleicht sind bloß ein paar Minuten vergangen.
    »Das mit den Beaters und ihrem Weihnachtsbaum konnte sie nicht ahnen«, sagt er. »Es war ein richtiger Kick für sie, zur Polizei zu gehen und sie wie Idioten zu behandeln, indem sie behauptete, sie hätte es ebenfalls gesehen, das, was du gesehen hast, aber das war ursprünglich nicht Teil des Plans.«
    Ich weiß nicht, was er meint.
    Kit sieht wohl, dass ich verwirrt bin, denn er erklärt: »Die Polizei hat deine Geschichte nicht überprüft, wie sie es eigentlich hätte machen sollen – es gab daher keinen Grund für sie, Selina Gane gegenüber zu erwähnen, dass jemand behauptete, auf einem Video eine abgeschlachtete Frau in ihrem Haus gesehen zu haben.«
    Und daher hatte sie keinen Grund, den Kaufpreis für ihr Haus von 1,2 Millionen auf die neunhunderttausend zu senken, die Jackie sich vorgestellt hatte.
    »Jackies Kollegin Lorraine erklärte der Polizei, dass der Teppichboden im Wohnzimmer von Nummer 11 dort schon lag, als sie das Haus zuletzt verkauft hatte – und der Fleck bewies es. Und das war’s, Ende der Geschichte. Nur auf dein Wort hin würde Grint nicht aktiv werden. Aber als Jackie ihre Karten auf den Tisch legte, überdachte er das noch mal – Weihnachtsbaumfleck hin oder her. Wenn zwei Menschen, zwischen denen keinerlei Verbindung besteht, zur selben Zeit dieselbe tote Frau auf derselben Internetseite sehen –«
    Ein schrilles Klingeln übertönt Kits Stimme. Wir fahren beide zusammen. Ich beginne unkontrolliert zu zittern. Die Klingel. Polizei. »Hallo? Kit? Connie? Sind Sie da drin? Machen Sie auf.«
    Nicht DS Laskey. Simon Waterhouse.
    Kit packt das Messer und hält es mir an die Kehle. Die Spitze drückt sich in meine Haut. »Kein Wort«, flüstert er.
    »Mr Bowskill, könnten Sie bitte die Tür öffnen?« Das ist Sam Kombothekra.
    »Wir kommen sowieso rein«, ruft Simon Waterhouse. »Sie können uns ebenso gut reinlassen.«
    Ihre Stimmen zu hören, schärft meinen Verstand. Es gibt immer noch Dinge, die ich nicht verstehe, Dinge, die ich gern verstehen möchte, solange Kit und ich noch miteinander allein sind. Ich weiß nicht, was aus uns beiden werden wird, aber eins weiß ich mit Sicherheit: Ich werde nie wieder in einem Raum mit ihm allein sein.
    »Grint wollte von Jackie wissen, ob ich die Frau sei, die sich für Selina Gane ausgegeben und ihr Bentley Grove 11 zum Verkauf angeboten hatte.« Meine Worte stürzen zu rasch hervor. »Sie hat gesagt, nein, das sei ich nicht.«
    »Wenn sie Ja gesagt hätte, hättest du gewusst, dass sie log. Grint hatte keinen Grund, Jackies Worte anzuzweifeln, weil sie eine Zeugin war, die die Leiche ebenfalls gesehen hatte, aber wenn du sie als Lügnerin bezeichnet hättest, hätte er vielleicht ein wenig genauer hingesehen.«
    »Und die Verbindung zu dir entdeckt.« Ja. Das macht Sinn.
    »Bowskill! Öffnen Sie! Tun Sie nichts Unüberlegtes. Connie, geht es Ihnen gut?«
    Das Messer bohrt sich in meine Kehle. Ich merke, dass meine Lippen immer noch bluten, und überlege, wie viel Blut ich wohl schon verloren habe. Darüber nachzudenken, macht mich ganz schwach.
    »Was ist mit dem Kleid?«, frage ich Kit.
    »Dem Kleid?« Er artikuliert das Wort ganz merkwürdig, als gehöre es nicht in unser Gespräch. Übers Lügen ist er hinaus, ich glaube, er weiß wirklich nicht, wovon ich spreche.
    »Mein Geburtstagsgeschenk.«
    »Das war gar nichts. Habe ich dir doch gesagt«, erwidert er ungeduldig. »Ich musste dir ja irgendein Geschenk zum Geburtstag kaufen, und da habe ich auch gleich etwas für Jackie besorgt – mir gefiel das Kleid, das ist alles. Ich habe eins für sie gekauft und eins für dich.« Er schnieft und wischt sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Ich wollte doch nur, dass diese … Scheiße gut ausgeht, mehr nicht – für uns alle drei. Diese ganze Scheiße, für die ich nichts konnte, und du auch nicht, oder Jackie. Keiner von uns dreien hat das verdient – wenn es jemand verdient hat, dann die da.« Er macht eine ruckartige Kopfbewegung in Richtung Bett. »Willst du sie mal sehen? Willst du ihre selbstgefälligen Visagen sehen?« Er packt mich und zieht mich auf die Füße.
    »Nein!«, schreie ich, denn ich denke, er will mir die Leichen zeigen. Stattdessen zerrt er mich die
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