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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus
Autoren: Sophie Hannah
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wurden schlimmer und schlimmer, und dann …« Er schüttelt den Kopf.
    Diesmal kann ich es nicht erraten. Ich muss nachfragen. »Was geschah dann?«
    »Dann passierte die Sache mit dem Navi. Und Jackie fand, es sei Schicksal – die Lösung all unserer Probleme.«
    »Wie denn? Wie , Kit?«
    »Nummer 11«, flüstert er und ballt die Hände zu harten Fäusten. »Alles deutete auf Nummer 11 hin. So nannten wir dieses Haus hier – du erinnerst dich noch an unseren alten Witz?«
    Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht laut zu schreien.
    »In einer Schale in der Küche lagen Schlüssel, und auf dem Schlüsselanhänger stand: Selina, Nr. 11. Und nach der Navi-Katastrophe warst du ja überzeugt, ich würde in Nummer 11 mit irgendjemandem zusammenleben – nichts, was ich sagte, konnte dich vom Gegenteil überzeugen. Eines Tages fragte Jackie mich, ob ich wüsste, dass der Garten von Nummer 11 viel größer sei als der Garten hier.« Kit macht eine ruckartige Kopfbewegung zum Fenster hin. »Erst wusste ich überhaupt nicht, wovon sie redete. Sie hatte einen so sonderbaren Ausdruck im Gesicht. Es machte mir Angst. Und da erkannte ich, sie war bereits halb verrückt.«
    »Sie hat die Schlüssel aus der Küche genommen und damit die Tür aufgeschlossen«, sage ich.
    Er nickt. »Sie wollte das Haus auskundschaften, in dem ich angeblich mein Doppelleben führte. Sie fand das zum Schreien komisch.«
    Ich werfe einen Blick auf das Blatt Papier, das auf dem Boden liegt, und mir fällt wieder ein, was Jackie geschrieben hat: Das gleiche Haus, aber viel größerer Garten, sonnig ausgerichtet – erstrebenswerter – OFFENSICHTLICH UND UNVERKENNBAR – SOLLTE SO SEIN!!
    »Sie dachte, sie hätte die perfekte Lösung gefunden.« Kit zuckt mit den Achseln. »Wir würden ein Haus kaufen, das fast identisch mit dem Haus der Gilpatricks war, nur besser, in derselben Straße. ›Du wirst dich ihnen gegenüber als Herr aufspielen können‹, sagte sie. ›Wir müssen nur diese Selina dazu bringen, ihr Haus zu verkaufen.‹ Sie fing an, davon zu reden, Scheiße durch den Briefschlitz zu werfen, Lackentferner auf ihr Auto zu schütten … Sei nicht albern, sagte ich zu ihr – selbst wenn wir die Eigentümerin aus ihrem Haus vertreiben könnten, wir können uns kein Objekt in dieser Straße leisten, weder dieses Haus noch Nummer 11. Ich war nur noch Sekunden davon entfernt, Jackie zu sagen, wir könnten diesen Weg nicht weitergehen, als …« Er bricht ab.
    Ein schweres Gefühl der Ruhe breitet sich in mir aus, wie eine Droge. Ich kämpfe gegen den Drang an, die Augen zu schließen. »Als sie dir erklärte, wie es sich machen ließe«, beende ich Kits Satz. »Wenn ich zur rechten Zeit sterben würde und der richtige Preis auf meinen Kopf ausgesetzt wäre, dann könntest du es dir leisten. Wie sah ihr Plan aus? Als Erstes sollte ich aus der Firma raus. Der ganze Stress, unter dem ich stand, seitdem ich diese Adresse in deinem Navi gefunden hatte – du solltest mir vorschlagen, doch mal eine Auszeit zu nehmen, dir alles zu überlassen. Und was dann? Wolltest du Nulli verkaufen? Sollte Jackie sich für mich ausgeben, um die nötigen Papiere zu unterzeichnen? Sie sah aus wie ich, oberflächlich betrachtet – schulterlanges dunkles Haar, schlank. Mit meinem Pass, und wenn der Notar mich nie getroffen hatte –«
    »Aber ich habe es nicht getan, oder?«, fährt Kit mich an. »Ich habe dir nie vorgeschlagen, bei Nulli aufzuhören – alles, was ich von diesem Augenblick an tat, diente dazu, dich vor dieser … dieser Wahnsinnigen zu beschützen, die ich in unser Leben gebracht hatte. Du musst mir das nicht glauben, aber es ist die Wahrheit.« Er stößt ein bitteres Lachen aus. »Jackie meinte, ich sei verrückt. Für sie war alles so offensichtlich, so simpel – Jackie hätte sich für dich ausgegeben, wir hätten Nulli verkaufen und Bentley Grove 11 kaufen können, indem wir einen Riesenkredit aufgenommen hätten, wofür wir eine enorm hohe Lebensversicherung hätten abschließen müssen, und dann …« Stöhnend vergräbt Kit das Gesicht in den Händen.
    »Dann wolltet ihr mich umbringen, die Versicherungssumme kassieren und ein Haus, das 1,2 Millionen wert ist, für zweihundertfünfzigtausend bis vierhunderttausend bekommen, je nachdem, wie weit Selina Gane mit dem Preis runterzugehen bereit war, um ihr Haus möglichst schnell loszuwerden.« Ich weiß, wie nutzlos meine Worte sind, und wünschte mir, sie wären Messer. »Das Haus, in dem sie
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