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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus
Autoren: Sophie Hannah
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wegen Sicht auf 12, um sie zu beobachten? PARANOID + WAHNVORSTELLUNGEN SEIT JAN., ALS SIE ADRESSE IN NAVI EINGAB!! BG11, BG12 – alter Witz von ihr.)
    Besichtigung (Frenchs? Talbots?) wenn SG daheim – Stalkerin ist Schritt weitergegangen, hat Haus zum Verkauf angeboten
    Frau, von der Schlüssel sind – C beschreiben
    Scheiße durch den Briefschlitz werfen?
    Lackentferner auf Auto?
    Virtueller Rundgang – Gil-Leichen? Etwas anderes?
    Rate zu 1 Mill/900 w. raschem Verkauf
    Brauche Pass von C für Kauf/Verkauf
    C DNA AT 12
    Polizei – C Zutritt zu 12 mit Schlüssel, in 11 gefunden – einfach
    WIE KAM SCHLÜSSEL DAHIN? Wichtig?
    Selbstmord verständlich – um der Strafe zu entgehen?
    11 vermieten, in Pardoner leben – Nettokaltmiete 11 250
    Blydon & Schadow, Wellington Court 3
    Cambridge CB5 6EX Fon: 01223–31 33 00

27
    S AMSTAG , 24. J ULI 2010
    Ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht sprechen. Paketklebeband ist um meinen Kopf gewickelt und versiegelt mir den Mund. Als er damit fertig war, hat Kit mir die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden und mich gezwungen, mich auf den Boden zu legen. Vielleicht hätte es irgendwann eine Chance zur Flucht gegeben, aber ich habe sie nicht ergriffen, wenn es sie denn gegeben hat, und jetzt werde ich sterben. Wenn Kit so weit ist. Wenn das Nicht-Totsein noch schlimmer wird, als es jetzt schon ist, weiß ich, wie ich den Prozess beschleunigen kann – ich brauche nur anfangen zu weinen, innerhalb von Minuten würde ich keine Luft mehr bekommen und ersticken.
    »Ich wollte sie nicht umbringen, Con.« Kit muss die Stimme erheben, damit man ihn hören kann, so laut ist das Surren der Fliegen. »Vier Menschenleben, zwei davon Kinder. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber dann dachte ich an uns. An unsere zukünftigen Kinder. Das hier ist das Zuhause, das sie verdient haben.«
    Ich will nicht zuhören, aber ich zwinge mich dazu. Ich wollte schließlich an Kits Wirklichkeit teilhaben. Das ist seine Wirklichkeit. Dieser Mann, dieses Ungeheuer, ist mein Mann. Ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn geheiratet.
    »Jackie wollte ich auch nicht umbringen«, sagt er. »Sie hat mich nicht kritisiert, als ich ihr erzählte, was ich getan hatte. Sie geriet nicht in Panik, ich schon. Das Einwickeln war ihre Idee, um den Gestank auf ein Minimum zu begrenzen. Luftdicht, sagte sie.« Er hält inne und schaut zum Bett hinüber. »Ich weiß nicht, wieso die Fliegen trotzdem gekommen sind«, sagt er unbestimmt. »Glaubst du, das Plastik ist vielleicht nicht luftdicht?«
    Er sieht mich an, und ihm fällt wieder ein, dass das Klebeband mich daran hindert, ihm zu antworten. Ihm fällt wieder ein, dass er ja dabei war, mir eine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte über Jackie, die nicht in Panik geraten ist. »Sie hat ihre E-Mail-Konten benutzt. Hat die Arbeitgeber benachrichtigt. Es habe ein Notfall in der Familie gegeben, schrieb sie, sie könnten eine Weile nicht zur Arbeit kommen. Die Schulen hat sie auch benachrichtigt. Sie hat die Handys immer wieder aufgeladen und sie im Auge behalten – wenn Freunde und Familienmitglieder eine SMS schickten, hat sie geantwortet. Sie tat so, als wäre sie …« Sein Körper zuckt, als stehe er unter Strom. »Sie tat so, als wäre sie Elise Gilpatrick«, sagt er schließlich. So heißt also die Frau, die er grundlos getötet hat.
    »Ich war dabei, kaputtzugehen, Con. Jackie hat dafür gesorgt, dass ich nicht auseinandergebrochen bin, und Jackie hatte einen Plan. Ich habe mitgemacht, weil ich ein Feigling war, und weil … ich meine, wie hätte ich mich weigern können, nach allem, was sie für mich getan hatte?«
    Ich zucke zurück, als er sich auf mich stürzt und anfängt, an dem Klebeband auf meinem Mund zu zerren. »Warum sagst du nichts?«, zischt er mir ins Gesicht. Seine Fingernägel bohren sich in meine Haut. Es tut mir weh, ansonsten zeigt es keine Wirkung. Kit hebt das Messer auf, betrachtet es, legt es wieder hin und verlässt den Raum. Ich zähle. Sieben Sekunden später kehrt er mit einer Nagelschere zurück. Ich halte so gut wie möglich still, als er auf das Klebeband einhackt, aber er zittert zu stark und schneidet mir irgendwann in den Mund. »Entschuldige«, flüstert er. Schweiß läuft ihm über Gesicht und Nacken.
    Noch ein paar Sekunden, dann hat er das Klebeband zerschnitten – ich kann wieder sprechen, wenn ich es will. Blut läuft mir das Kinn hinunter. Die Schnittverletzung beginnt zu pochen und schmerzt
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