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Das Frauen-Hormone-Buch

Das Frauen-Hormone-Buch

Titel: Das Frauen-Hormone-Buch
Autoren: Peter Kleine-Grunk
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sogenannte Kropf. In dem Bemühen, mit dem wenigen Jod doch noch ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren, arbeitete die Schilddrüse auf Hochtouren und vergrößerte sich dabei maximal. Da die Schilddrüse zur Herstellung ihrer Hormone unbedingt auf Jod angewiesen ist, kann man selbst einiges dafür tun, um der Drüse die Arbeit zu erleichtern (und sie in ihren normalen Dimensionen zu halten, denn bei Jodmangel neigt sie zur Vergrößerung). In Mitteleuropa nehmen wir im Durchschnitt nur halb so viel Jodid auf, wie die Schilddrüse für ihre tägliche Arbeit benötigt. Das liegt am niedrigen Jodgehalt der Böden und des Trinkwassers und am geringen Fischverzehr, denn Jodid ist in größeren Mengen eigentlich nur in Seefisch enthalten. Um auf die täglich nötigen 200 Mikrogramm Jodid zu kommen – im Durchschnitt nehmen wir nur 100 Mikrogramm auf –, müsste man also entweder fast täglich Fisch essen, oder man greift auf jodiertes Speisesalz zurück. Das ist dringend zu empfehlen. Inzwischen ist durch allgemeine Gesundheitsmaßnahmen der Jodmangel in Deutschland nicht mehr das entscheidende Problem.
    Die Hypothyreose ist heutzutage in den meisten Fällen Ausdruck einer Autoimmunerkrankung, der sogenannten Hashimoto-Thyreoditis (→  Seite 30 ). Bei Autoimmun erkrankungen wendet sich das Immunsystem nicht – wie es eigentlich seine Aufgabe ist – gegen Eindringlinge von außen, sondern gegen Organe und Gewebe des eigenen Körpers. Frauen sind von derartigen Autoimmunerkrankungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Grund ist ihr wesentlich komplexeres und damit auch störanfälligeres Immunsystem.
    Schilddrüsenüberfunktion
    Auch hier gilt das Yin-Yang-Prinzip. So wie es eine Unterfunktion der Schilddrüse gibt, so gibt es auch eine Schilddrüsenüberfunktion. Auch hierbei spielen autoimmune Prozesse häufig eine Rolle, vor allem, wenn die Überfunktion bereits in jungen Jahren auftritt. Dann ist sie gelegentlich auch mit einer charakteristischen Veränderung verbunden, bei der die Augen stark hervortreten. Dieser sogenannte Morbus Basedow ist so charakteristisch, dass er eine klassische »Blickdiagnose« in der Medizin darstellt. Er lässt sich allein durch den Anblick des Patienten stellen. Im höheren Lebensalter ist die Schilddrüsenüberfunktion häufig Folge von »Heißen Knoten«. Das sind Bereiche in der Schilddrüse, die sich dem steuernden Regelmechanismus entziehen und dann vermehrt Schilddrüsenhormone produzieren.
    Typische Symptome einer Überfunktion sind
     
körperliche Unruhe
übermäßiges Schwitzen
Herzrasen
Haarausfall
Schlaflosigkeit
Gewichtsabnahme
    Diagnostizieren lässt sich eine Fehlfunktion der Schilddrüse relativ einfach anhand weniger Laborwerte. Wichtigster Wert sind dabei nicht die Schilddrüsenhormone selbst, sondern ein Botenstoff der Hirnanhangsdrüse, der die Schilddrüse stimuliert: das TSH (thyreoideastimulierendesHormon). Ist das TSH erhöht, deutet dies auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin. Befinden sich dabei die eigentlichen Schilddrüsenhormone (fT 3 und fT 4 ) noch im Normbereich, spricht man von einer latenten Hypothyreose. Sind die Hormone selber bereits erniedrigt, so liegt eine manifeste Hypothyreose vor.
    Bei Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung sollte neben der Bestimmung der Laborwerte auch eine Ultraschalldarstellung des Organs und ggf. weitere spezielle Untersuchungen durchgeführt werden, um zusätzliche Informationen über das Krankheitsgeschehen zu erhalten.
    Die Therapie bei einer Unterfunktion ist vergleichsweise einfach. Sie besteht im Allgemeinen in der Zufuhr der fehlenden Hormone. Anhand des TSH-Wertes lassen sich diese sehr genau und individuell angepasst verordnen. Die Therapie der Überfunktion gestaltet sich häufig ein wenig schwieriger. Sie reicht von der Verordnung diverser Medikamente über chirurgische Verfahren bis zum Einsatz der Strahlentherapie.
    Medizinische Fortschritte werden schnell zu Selbstverständlichkeiten. So denken Millionen von Menschen, die täglich ihre Schilddrüsenhormone einnehmen, wohl kaum noch daran, welches Leid ihnen durch diese kleine Hormontablette erspart bleibt, und dennoch ist es noch keine hundert Jahre her, dass unsere Alpendörfer voll waren mit alten Menschen, die einen gigantischen Kropf aufwiesen, und ebenso mit vielen Kindern, die geistig zurückblieben, weil ein Schilddrüsenhormonmangel in der Schwangerschaft und Kindheit zu schweren Entwicklungsstörungen des Gehirns (Kretinismus)
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