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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)
Autoren: Peter Tremayne
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alle. Die reinste Ironie – sein Lieblingszitat stammte aus Prediger Salomo und lautete:
Vanitas vanitatum, et omnia vanitas

    »Er begab sich also auf die Bordtoilette, um dort zu inhalieren?«
    »Ja. Nachdem er lange nicht zurückkehrte, fing ich an, mir Sorgen zu machen.«
    »Sorgen?«, fragte Fane mit einem dünnen Lächeln. »Nach allem, was Sie mir berichtet haben, zählte die Sorge um Grays Wohlergehen nicht zu Ihren Prioritäten.«
    »Meine persönlichen Empfindungen tun nichts zur Sache«, entgegnete Tilley verärgert. »Anders als Elgee habe ich mich nicht mit meiner ganzen Person meinem Job hingegeben. Ich wurde dafür bezahlt, für Gray zu arbeiten und tat dies nach bestem Wissen und Gewissen. Ihn ins Herz zu schließen, das zählte nicht zu meinen Aufgaben. Was er privat so trieb, mit wem er ein Verhältnis hatte, wen er sich zum Feind machte, das alles ging mich nichts an.«
    »Nun gut. Was haben Sie unternommen, als er nicht von der Toilette zurückkehrte?«
    »Nachdem ich eine Weile gewartet hatte, wies ich die Flugbegleiterin darauf hin. Das war meine Pflicht.«
    »Warten Sie bitte einen Augenblick, Mr. Tilley.« Fane ging hinüber zu Sally Beech, die, bleich und noch immer ein wenig aus der Fassung, auf ihn wartete. »Würden Sie mir bitte Mr. Grays Aktenkoffer holen?«, sagte er leise.
    Bald kehrte Sally mit einem kleinen Aktenkoffer aus braunem Leder zurück.
    »Können Sie diesen Koffer als Mr. Grays Eigentum identifizieren?«, fragte Fane den Assistenten. Dieser nickte widerstrebend. Als sich Fane anschickte, den Verschluss zu öffnen, protestierte er. »Das sollten Sie besser lassen.«
    »Warum?«
    »Weil es sich um streng vertrauliche Firmenunterlagen handelt.«
    »Da ich in einem Mordfall ermittle, spielt das wohl eher eine untergeordnete Rolle.«
    »Mordfall?«, wiederholte Tilley erstaunt. »Das hieße ja … Mir hat niemand gesagt, dass Gray ermordet wurde!«
    Fane hatte sich in die Unterlagen vertieft und antwortete nicht. Schließlich zog er ein Blatt aus dem Stapel und zeigte es Tilley. »War es das, was Gray las, als er den Anfall bekam?«
    »Ich weiß es nicht. Schon möglich. Es war ein bedrucktes Blatt Papier, mehr kann ich nicht sagen.«
    Bei dem Blatt handelte es sich um einen Computer-Ausdruck. Nur zwei kurze Sätze waren darauf zu lesen:
     
    Du wirst noch vor der Landung sterben.
Memento, »homo«, quia pulvis es et in pulverem revertis.
     
    Fane lehnte sich zurück und lächelte entspannt. Er reichte Tilley das Schreiben. »Sie verstehen doch Latein, Mr. Tilley. Würden Sie so freundlich sein, diesen Satz zu übersetzen?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Latein verstehe?«
    »Vor ein paar Minuten sagten Sie etwas auf Lateinisch, und ich nehme an, dass Sie wussten, was es bedeutet.«
    »Ich kann so gut wie gar kein Latein. Mr. Gray liebte es, lateinische Zitate von sich zu geben. Einige davon habe ich mir gemerkt.«
    »Aber was dieser Satz bedeutet, wissen Sie nicht?«
    Tilley las und schüttelte den Kopf. »Soviel ich weiß, bedeutet
Memento
›Erinnerung‹ oder ›Andenken‹.«
    »Kennen Sie den Begriff
Memento mori
? Das wäre eine treffende Umschreibung für diese Mitteilung.«
    Tilley schüttelte den Kopf.
    »Warum, glauben Sie, steht das lateinische Wort für ›Mann‹ beziehungsweise ›Mensch‹ in Anführungszeichen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich sagte doch, ich kann kein Latein.«
    »Frei übersetzt bedeutet der Satz: Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zu Staub werden sollst. Er wurde offenbar auf einem Computer geschrieben. Erkennen Sie die Schriftart?«
    Tilley schüttelte den Kopf. »Nein, unsere Firma benutzt Hunderte verschiedener Schriften. Ich hoffe, Sie wollen nicht andeuten, dass ich der Verfasser dieses Drohbriefs bin?«
    Ohne auf die Frage einzugehen, erkundigte sich Fane: »Wie mag das Schreiben in Grays Aktenkoffer gelangt sein?«
    »Vermutlich hat es jemand hineingelegt.«
    »Wer hatte Zugang zum Koffer?«
    »Mir scheint, Sie wollen mich tatsächlich beschuldigen. Zugegeben, ich habe ihn gehasst, aber nicht genug, um mich selbst um Lohn und Brot zu bringen. Schließlich war er die Gans, die die goldenen Eier gelegt hat. Ihn zu töten hätte mir nichts eingebracht.«
    »So, so«, murmelte Fane gedankenverloren. Er blätterte in einem Notizblock, den er im Aktenkoffer gefunden hatte. Tilley sah ihm voller Unbehagen zu. Plötzlich stieß Fane auf eine Seite mit der Überschrift »Fristlose Kündigung«, dem aktuellen Datum und einer Liste von
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