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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)
Autoren: Peter Tremayne
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ändert das nichts an der Tatsache, dass ich William Shakespeare verehre und mit großem Interesse die Inszenierungen am Londoner Golbe-Theater ansehe. Dem Schauspieler und Regisseur Sam Wanamaker (1919 –1993) haben wir es hauptsächlich zu verdanken, dass ein originalgetreuer Nachbau des ursprünglichen Theaters am rechten Themseufer im Bezirk Bankside errichtet wurde. Nach einer Vorstellung im Globe-Theater verfiel ich bei einer Tasse Kaffee auf die Idee, einen Detektiv zu erfinden, der zu Shakespeares Zeiten Verbrechen aufklärt, die sich im Globe-Theater oder im näheren Umfeld ereignen: Konstabler Hardy Drew von der Bankside-Wache. Die erste Erzählung, »Schien’s, eine Schlange sähst du«, ist inspiriert durch das Stück »Ende gut, alles gut.« Wann genau es verfasst wurde, steht nicht fest. Ich habe mich für 1601 entschieden, da in diesem Jahr Lord Essex, der einstige Günstling Elisabeth I., hingerichtet wurde.
    Die nächste Geschichte trägt den Titel »Ein nahes Übel« und handelt von Vorfällen, die sich anlässlich der Uraufführung des Stücks »All is True«, das am 24. Juni 1613 unter dem Titel »König Heinrich VIII.« veröffentlicht wurde, ereigneten.
    Die dritte Erzählung, die in dieser Zeit spielt, heißt »Das Wild ist auf!«, ein Zitat aus »König Heinrich V«.
    Dem einen oder anderen Leser mag aufgefallen sein, dass der Name Hardy Drew ein Tribut an zwei Groschenheftserien des amerikanischen Verlags Stratemeyer Syndicate ist, die ich als Kind mit Begeisterung las und deren jugendliche Helden The Hardy Boys respektive Nancy Drew hießen. Die erste Serie wurde von einem gewissen Franklin W. Dixon verfasst und erschien erstmals 1927. Die zweite, geschrieben von Carolyn Keene, wurde 1929 ins Leben gerufen. Bei beiden Namen handelte es sich um Pseudonyme, hinter denen sich jeweils mehrere Autoren des Verlages verbargen. Heute, nach mehr als siebzig Jahren, wird die Serie noch immer gedruckt, verfilmt und gesendet.
    Wir verlassen Shakespeares London und begeben uns ins anbrechende neunzehnte Jahrhundert, in die Zeit der Napoleonischen Kriege. »Rache auf hoher See« spielt während des Angriffs der Briten auf Kopenhagen im Jahre 1807, als die britische Flotte die Dänen vier Tage lang unter Beschuss nahm, obwohl sich beide Länder nicht im Krieg miteinander befanden. Hinter dem Angriff steckte der Plan, die Dänen zu zwingen, ihre gesamte Flotte an England auszuliefern und damit zu verhindern, dass sie Napoleon in die Hände fiel.
    Seit meinem zwölften Lebensjahr habe ich C. S. Foresters »Hornblower«-Romane mit Hingabe gelesen, was mich auf die Idee brachte, an Bord eines Kriegschiffes vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege einen Mordfall zu inszenieren.
    Nun sind wir in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und beim unvergeßlichen Charles Dickens angelangt. In der Erzählung »Ein flüchtiger Schatten« spielt neben dem bedeutenden Autor auch Charles Collins, Dickens’ Schwager und seines Zeichens ebenfalls Schriftsteller, als »Assistent« eine wichtige Rolle. Er war der Bruder von Wilkie Collins, dessen 1868 erschienenes Werk »Der Mondstein« als der erste Kriminalroman, wie wir ihn heute definieren, gilt. Bei allem Interesse an Dickens und seiner angeheirateten Verwandtschaft, war es letztendlich das Umfeld, das mich begeisterte. Die Geschichte spielt in »The Grapes«, einer Londoner Gastwirtschaft, deren Ursprünge bis ins fünfzehnte Jahrhundert zurückreichen. Sie befindet sich in der Narrow Street unweit der Wapping Steps, unmittelbar am Ufer der Themse. Dickens hielt sich häufig dort auf; ganz in der Nähe hatte einst sein Patenonkel mit Schiffsausrüstungen gehandelt. In jener Schänke war Dickens als kleiner Junge von seinem Vater auf einen Tisch gestellt worden, um den versammelten Gästen Lieder vorzutragen. In Dickens’ Roman »Dombey & Sohn« (1848) wird die Gaststätte beschrieben, und auch in »Unser gemeinsamer Freund« (1864) spielt sie eine zentrale Rolle. »The Grapes« existiert heute noch. Ich bin oft dort gewesen und habe mir ausgemalt, wie Charles Dickens im engen Schankraum saß. Anläßlich einer Geburtstagsfeier für meine Frau Dorothy habe ich einmal den kleinen Saal im ersten Stock mit Blick auf das dunkle Wasser der Themse gemietet. Wie könnte ein Schriftsteller der Versuchung widerstehen, eine Kriminalgeschichte, die im viktorianischen London spielt, vor einer derartigen Kulisse zu inszenieren?
    Ich bezweifle, dass es auf dieser Welt einen
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