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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht
Autoren: Peter V. Brett
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Schwächlings, der regierte, nachdem der Shar’Dama Ka diese Welt verlassen hatte. Die anderen Stämme sind uns in jeder Hinsicht unterlegen. Das dürft ihr nie vergessen.«
    Man führte sie in den Pavillon hinein und gab ihnen Bidos - schlichte weiße Lendentücher; ihre gelbbraunen Sachen nahm man ihnen weg, um sie zu verbrennen. Jetzt waren sie nie’Sharum ; noch keine Krieger, aber auch keine Knaben mehr.
    »Ein Monat Haferschleimsuppe und hartes Training wird dir das Fett von den Knochen ziehen, Bengel«, spottete Kaval, als
Abban sein Hemd auszog. Angeekelt rammte der Exerziermeister seine Faust in Abbans runden Bauch. Abban krümmte sich unter dem Schlag, aber Jardir fing ihn auf, bevor er hinfiel, und stützte ihn, bis er wieder durchatmen konnte. Als sie sich fertig umgezogen hatten, scheuchten die Exerziermeister sie in die Kaserne.
    »Frisches Blut!«, brüllte Qeran, während man sie in einen großen, leeren Raum bugsierte, in dem sich andere nie’Sharum drängten. »Ahmann asu Hoshkamin am’Jardir am’Kaji und Abban am’Haman am’Kaji! Jetzt sind sie eure Brüder.«
    Abban errötete, und Jardir wusste sofort warum, wie jeder der anwesenden Jungen auch. Indem Qeran den Namen seines Vaters ausließ, hatte er praktisch verkündet, dass Abbans Vater ein khaffit war - ein Angehöriger der niedrigsten und am meisten verachteten Kaste in der krasianischen Gesellschaft. Khaffit waren Memmen und Versager, Männer, die es nicht schafften, zum Krieger aufzusteigen.
    »Ha! Ihr bringt uns den fetten Sohn eines Schweinefressers und eine dürre Ratte!«, schrie der kräftigste der nie’Sharum . »Schmeißt sie wieder dorthin zurück, wo ihr sie hergeholt habt!« Alle anderen Jungen lachten.
    Exerziermeister Qeran gab ein wütendes Knurren von sich und schlug den Jungen ins Gesicht. Der knallte mit voller Wucht auf den Steinboden und spuckte blutigen Schleim. Abrupt verstummte das Gelächter.
    »Spar dir deine hämischen Bemerkungen für den Zeitpunkt auf, wenn du deinen Bido abgegeben hast, Hasik!«, wetterte Qeran. »Bis dahin seid ihr alle nichts anderes als dürre, Schweine fressende khaffit -Ratten.« Danach machten er und Kaval auf dem Absatz kehrt und stolzierten hinaus.
    »Ihr Ratten, dafür werdet ihr büßen!«, zischte Hasik, und das letzte Wort war von einem seltsamen Pfeifton begleitet. Er riss sich den lockeren Zahn aus und warf ihn auf Abban, der zusammenzuckte, als ihn der blutige Stummel traf. Jardir stellte sich vor Abban
und knurrte böse, aber Hasik und seine Kumpane hatten sich bereits abgewandt.

    Kurz nach ihrer Ankunft gab man ihnen Suppenschalen, und der Kessel mit dem Haferschleim wurde aufgestellt. Ausgehungert wie er war, steuerte Jardir geradewegs darauf zu, und Abban beeilte sich sogar noch mehr, aber einer der älteren Burschen verstellte ihnen den Weg. »Bildet ihr euch etwa ein, ihr kriegt vor mir etwas zu essen?«, schnauzte er. Er schubste Jardir gegen Abban, und beide landeten auf dem Boden.
    »Steht wieder auf, wenn ihr was essen wollt«, rief der Exerziermeister, der den Kessel herangeschleppt hatte. »Die Bengel am Ende der Schlange gehen leer aus.«
    Abban kreischte und sie rappelten sich auf die Füße. Die meisten Jungen hatten sich schon in einer Schlange aufgestellt, grob nach Körpergröße und Stärke geordnet, mit Hasik an der Spitze. Hinten kämpften die kleineren Jungen verbissen darum, nicht die Letzten in der Reihe zu sein.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Abban.
    »Wir stellen uns in die Schlange«, bestimmte Jardir, nahm Abbans Arm und zog ihn zur Mitte der Reihe, wo die Jungen immer noch schmächtiger waren als der gut ernährte Abban. »Mein Vater sagte immer, dass es schlimmer ist, Schwäche zu zeigen als Schwäche zu fühlen.«
    »Aber ich weiß nicht, wie man kämpft«, protestierte Abban, der am ganzen Leib zitterte.
    »Dann wirst du es jetzt lernen«, bemerkte Jardir. »Wenn ich jemanden niederschlage, lässt du dich mit deinem ganzen Gewicht auf ihn fallen.«
    »Ja, das kann ich«, nickte Abban. Jardir nahm mit Abban im Schlepptau Kurs auf einen Burschen, der herausfordernd die Zähne
fletschte. Er warf sich in die Brust und baute sich vor Abban auf, dem größeren der beiden Jungen.
    »Hinten anstellen, ihr neuen Ratten!«, fauchte er.
    Jardir sagte nichts, sondern boxte den Jungen in den Bauch und trat nach seinen Knien. Als er umkippte, war Abban an der Reihe und stürzte auf den Burschen herab wie eine Sandsteinsäule. Noch ehe Abban wieder
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