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Das feuchte Nachtgespenst

Das feuchte Nachtgespenst

Titel: Das feuchte Nachtgespenst
Autoren: M. K. Bloemberg
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erschüttert setzte sich Graf Maximilien und seine Tochter Yseult tat es ihrem Vater mit bleichem Gesicht gleich. In die Schar der Höflinge kam Bewegung und jeweils vier Personen setzten sich an den Tisch zu ihrer rechten und linken, darunter auch Graf Charles de Jousfeyrac und sein Sohn Damian. Manon de Bettencourt blieb bei ihrem herzoglichen Onkel stehen und blickte mit einem boshaften Lächeln Maximilien an.
    Herzog Honoré de Ravfleur forderte zunächst Graf Charles de Jousfeyrac auf, mit seinem Bericht zu beginnen. Es folgte Manons, von Schluchzern unterbrochene Darstellung der Geschehnisse, die, auch wenn sie auf allzu intime Details verzichtete, zu einem Tuscheln und Raunen im Saal führte. Maximilien de St. Courchose war in die Falle gegangen und gab zu, Manons Beteuerung, sie sei die Nichte des Herzogs, keinen Glauben geschenkt und sein Liebesspiel an ihr fortgesetzt zu haben.
    Die Rechtsspezialisten, die an den Tischen Platz genommen hatten, führten anschließend ihre Meinung aus und waren einstimmig der Ansicht, dass Graf Maximilien schwere Schuld auf sich geladen habe. Mit mahnendem Zeigefinger sprach der mit einer strahlend weißen Allongeperücke herausgeputzte Rechtsgelehrte triumphierend »Eure Durchlaucht hätte sich besser auf Ihre Tugenden besonnen denn auf die tückischen Lüste. Gemäß dem römischen Rechtssatz “ignorantia legis non excusat” schützt Unkenntnis nicht vor Strafe und wie Manon de Bettencourt bereits überzeugend erwähnte, hat sie Ihre wahre Abstammung Maximilien offenbart und diese lediglich aus Sicherheitsgründen bis zu dem Zeitpunkt geheim gehalten, als sie nackt auf dem Untersuchungstisch gefesselt lag.« Der erhobene Zeigefinger richtete sich anklagend wie ein Dolch auf den Grafen. »Es steht unzweifelhaft fest, dass Ihre Durchlaucht Graf Maximilien de St. Courchose gegen Ihre Pflichten gegenüber Eurer Hoheit Herzog Honoré de Ravfleur in grober Weise gebrochen hat.«
    Maximilien wurde blass angesichts der erdrückenden Beweislast und der einseitigen Argumentation der herzoglichen Rechtsgelehrten. Der Herzog hatte den Prozess mit düsterer Miene verfolgt und erhob sich schließlich, als die Beweisführung abgeschlossen war. Alle Anwesenden erhoben sich ebenfalls und Maximilien spürte, wie seine Beine zitterten, als er das Urteil entgegennahm.
    »Graf Maximilien de St. Courchose«, begann der Herzog. »Ich spreche Euch für schuldig, die Pflichte gegenüber Eurem Herzog in grober Weise gebrochen und die Ehre meiner Nichte Manon de Bettencourt in abscheulicher Weise besudelt zu haben.«
    Mit aufgerissenen Augen hing der Graf von Fontainevert an den Lippen seines Herzogs. Würde er nun seines Titel beraubt? Musste er bald um Speisen betteln wie der Ärmste der Armen?
    »Ich werde Euch aus Gründen, die ich später mit Euch persönlich erörtern werde, nicht Eures Titels und Eurer Stellung berauben. Doch da Ihr meine Verwandte für Eure Lust missbraucht habt, ist es nur gerecht, wenn Eure Verwandte nun das gleiche Schicksal ereilt.« Herzog Honoré de Ravfleur blickte auf die Tochter Maximiliens, die den gesamten Prozess schweigend neben ihrem Vater ausgeharrt hatte, und spitzte in lüsterner Erwartung die Lippen.
    Schockiert hob die hübsche Yseult ihre Hand vor den Mund und Maximilien schrie erbost ein deutliches »Nein!«
    Die Soldaten neben dem Herzog wechselten gleichzeitig den Griff an ihrer großen Hellebarde und das synchrone Scheppern hinterließ mächtig Eindruck. Der Herzog grinste nun boshaft. »Ihr könnt lediglich Euer Leben anbieten, um die Ehre Eurer Tochter zu retten. Ihr werdet jedoch nicht mit dem Richtschwert hingerichtet, wie es Eures Standes Recht ist, sondern wie ein räudiger Bauer gehängt. Als Exempel, was es bedeutet, Hand an das Fleisch und Blut des Herzogs zu legen.«
    Maximilien schloss ergeben die Augen. Nun war ihm alles klar und er durchschaute den Plan von Charles de Jousfeyrac. Er hatte Manon als seine Nichte zu ihm geschickt, da es ihm klar gewesen war, dass er sich nicht würde beherrschen können, Hand an Manon zu legen. Er hatte Recht behalten. Der Preis war zu hoch, doch er musste ihn nun zahlen, denn er konnte nicht sein eigen Fleisch und Blut einer Schändung zuführen. Graf Charles würde seine Ländereien erhalten, er hatte sein Ziel erreicht.
    »Ich bin bereit, die Strafe anzunehmen und die Ehre meiner Familie und meiner Tochter zu schützen!«, sagte er mit fester Stimme. Der Herzog schüttelte bedauernd den Kopf und war im
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