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Das feuchte Nachtgespenst

Das feuchte Nachtgespenst

Titel: Das feuchte Nachtgespenst
Autoren: M. K. Bloemberg
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stolz wie ein Vater lächelte Roch. »Comtesse Pierrette ist eine Meisterin, die besonders durch ihre eigene, weibliche Sichtweise jedes Verhör zu einem Kunstwerk erhebt.«
    Roch übernahm wieder die Vorstellung der weiteren Folterinstrumente. Ein gespickter Hase war ebenso darunter zu finden wie die üblichen Fleischzangen, die im Kaminfeuer rotglühend erhitzt wurden, um Fleisch von den Gliedmassen zu reissen. Der Spanische Stiefel, ähnlich der Daumenschraube eine Pressvorrichtung mit Schrauben, jedoch für die Verwendung am Wadenbein gedacht, tauchte ganz am Ende auf und wurde beinahe nie eingesetzt, war jedoch allein durch die psychologische Bedeutung ein eminenter Bestandteil der Territion, dem Präsentieren und Erläutern der Folterinstrumente.
    Roch wendete sich schließlich der verurteilten Aimée zu und fragte sie laut und deutlich »Aimée Valeau, Ihr seht, mit welchen Instrumenten ich Eure Überzeugung, unschuldig zu sein, auf die Probe stellen werde. Wenn Ihr nun Eure Schuld gestehen wollt, so nickt klar und deutlich und ich werde von einem Einsatz der Instrumente zur Wahrheitsfindung absehen.«
    Aimée hingen die blonden, langen Haare wild ins Gesicht. Mit diesem immer noch trotz der verweinten Augen und des vom Kinn tropfenden Speichels unglaublich hübschen Püppchengesichts schüttelte sie wild verneinend den Kopf. Roch strich sich über die linke Kopfseite, wo sein grau meliertes Haar wohlfrisiert anlag und in einem Zopf im Nacken endete.
    »Nun, dann werden wir jetzt beginnen«, intonierte der Foltermeister. Mit einer Verbeugung sagte er zu seiner Gräfin »Ehrwürdige Durchlaucht, erweist mir die Ehre und beginnt mit der Befragung.«
    Pierrette kicherte wie ein junges Mädchen und legte die zierlichen Hände zusammen. »Ich würde es nicht wagen, mich in Eure vorbildliche Arbeit einzumischen, doch diese Einladung nehme ich mit Dank an, mein lieber Roch.« Dieser lächelte im Bewusstsein, wie er es genoss, seiner Herrin einen Gefallen zu leisten, den diese auch jederzeit aufgrund ihrer Stellung ungefragt hätte einfordern können.
    Pierrette lächelte ihrem deutschen Gast zu. »Wollt Ihr mir assistieren, mein lieber Friedrich?« Der Deutsche blickte auf Aimée, leckte sich über die Lippen und sagte »Es wäre mir eine große Freude und Ehre.«
    »Ihr seid der Gast, ich überlasse Euch die ersten Spielzüge«, kicherte Pierrette mit glänzenden Augen.
    Friedrich von Ranestein verlor keine Zeit. Er trat an Aimée heran, blickte ihr mit seinen harten, blauen Augen ins Gesicht und das blonde Mädchen schien einen Blick in die deutsche Seele geworfen zu haben, als sie anfing trotz des Knebels zu schreien.
    Friedrich winkte dem Folterdiener. »Reißt ihr das Hemd herunter, ich will sie nackt.«

 

     
    G riesgrämig blickte Maximilien durch die Fenster der Kutsche auf die blühende frühsommerliche Landschaft. Erst die Affäre um Aimée und nun das. Er musste sämtliche Götter beleidigt haben, dass sie ihm derart zusetzten. Die frühsommerliche Landschaft eilte vorbei als wäre sie auf eine Leinwand gemalt worden, doch der Graf hatte keinen Blick für die Kunstwerke des größten Malers, der Natur. Immer wieder rezitierte er in Gedanken den Brief, den er gestern durch einen Eilboten erhalten hatte. Sein Gefühl hatte ihn bereits gewarnt, als er den parfümierten Umschlag entgegengenommen hatte und ein Blick auf das Siegel von Herzog Honoré Andoche de Ravfleur verstärkte noch das unangenehme Drücken in der Magengrube.
    Es war auch nicht verschwunden, nachdem er das Siegel hastig gebrochen und den Brief gelesen hatte. Umschlungen von dem üblichen Dickicht aus schwülstigen Höflichkeitsfloskeln beinhaltete das Schreiben lediglich eine Einladung an den Hof des ihm übergeordneten Adligen. Eine Einladung. Er verzog sein Gesicht, das sich noch düsterer umwölkte und schnaufte. Es war vielmehr eine Vorladung an den Hof des Herzogs und der Umstand, dass ein Eilbote das Schreiben überbracht hatte sowie die beinahe schon beleidigende Kürze des Schreibens deutete auf eine unangenehme Zusammenkunft hin. Seitdem zermarterte er sich den Kopf, was vorgefallen sein mochte, dass er das Mißfallen des Herzog erregt haben könnte. Hatte ihn die Einladung zu Maximiliens Frühlingsfest auf unerfindliche Weise nicht erreicht und fühlte er sich nun in seiner Ehre verletzt? Möglicherweise machte er sich auch völlig ungerechtfertigt Vorwürfe und die Lage im Osten an der Türkenfront war prekärer, als er sich
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