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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe
Autoren: Jason Dark
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Dann ein irrer Schrei. Jemand hatte den Schuß gehört, vielleicht auch den angeschossenen oder toten jungen Mann entdeckt, und der Schrei machte die Pferde wild.
    Sie drehten plötzlich durch.
    Der heftige Ruck, der den Wagen erfaßte, konnte von Stepanic nicht mehr ausgeglichen werden. Vor Schreck riß er die Arme hoch, dann sah ich ihn fallen, und ich kam noch immer nicht dazu, meinen Silberdolch zu schleudern, weil es einfach zu schnell ging.
    Jedenfalls mußte ich weg, bevor der Wagen richtig Fahrt bekam.
    »Die Pferde, verdammt! Haltet doch die Pferde auf!« Die Stimme überschlug sich. Ich sprang vom Wagen.
    Für die Länge weniger Sekunden hatte ich den Eindruck, als würden zahlreiche Masken vom Straßenrand auf mich zuschweben. Dabei war ich es, der ihnen entgegenfiel.
    Ich prallte in die Körper hinein, riß sie um, brüllte die Menschen an, daß sie verschwinden sollten, und rollte mich noch auf dem Boden liegend herum.
    Der Wagen war längst weitergerast. Ich hatte freie Sicht über die Straße. Auf ihr kniete Stepanic.
    Ich wußte nicht, weshalb er in dieser Haltung blieb, konnte mir aber vorstellen, daß er sich beim Sprung vom Wagen einen Fuß verstaucht oder anderweitig verletzt hatte und die Schmerzen so groß waren, daß er nicht mehr hochkam.
    Aber er hatte die Beretta und wollte nicht aufgeben. Die Arme vorgestreckt, seine rechte Hand durch die linke gestützt, suchte er sein Ziel — mich!
    Es gab nur ihn und mich. Alles andere schien in einem diffusen Nebel verschwunden zu sein.
    Etwas Westernähnliches hatte die Szene schon, nur war es kein Film, sondern verfluchte Realität.
    Eine Kugel war immer schneller als der Dolch, den ich erst noch schleudern mußte. Er würde mich treffen, er konnte mich nicht verfehlen, und sein Gesicht verzerrte sich vor satanischer Vorfreude.
    »Stirb, Sinclair!« Stepanic brüllte so laut, daß er die anderen Geräusche übertönte. Und er mußte so brüllen, weil er damit seinen Haß und seinen Frust loswurde.
    Die Gestalt kam wie aus dem Nichts. Sie schraubte sich hinter Stepanic in die Höhe, während ich mich mit einem verzweifelten Sprung so klein und flach wie möglich machte. Im Fallen hatte ich noch erkennen können, daß aus dem phantomhaften Etwas jemand geworden war, den ich verdammt gut kannte.
    Suko schlug zu. Er erwischte Kopf und Nacken des Arztes, als wollte er ihn in den Boden der Hauptstraße rammen und Bud Spencer alle Ehre erweisen.
    Stepanic schoß, aber er schoß in den Boden. Dann brach er zusammen und war nicht mehr als ein Bündel Mensch.
    Suko schnellte hoch, er hatte seinen Schwung abfangen können. Ich richtete mich ebenfalls auf.
    So standen wir uns gegenüber, sahen uns an, grinsten. Auf unseren Gesichtern ging die Sonne auf.
    Manchmal ist es eben gut, wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann, auch wenn sie zuvor im Hintergrund geblieben waren. Der Wagen kehrte zurück. Es war den Leuten gelungen, die durchgehenden Pferde einzufangen.
    Der junge Mann lag auf dem Rücken. Ein Mädchen hatte den Kopf auf seinem Schoß gebettet. Es war die Kleine, für die ich ein Stemenprinz gewesen war.
    Jetzt weinte sie.
    Ich fiel den Pferden in die Zügel, stoppte sie. Alle Fragen erübrigten sich. So still verhielten sich Menschen nur, wenn sie um einen Toten weinten…
    ***
    Wir verließen Kimberly am nächsten Tag. Allerdings ziemlich spät, so gegen Mittag.
    Zurück blieben Menschen, denen wir zwar einiges erklärt hatten, die aber nichts begriffen.
    Stepanic war von den Kollegen abgeholt worden. Ihm würde der Prozeß gemacht werden. Zumindest wegen Mordes konnte man ihn belangen. Und dann hoffte ich, daß er in einer Zelle vermoderte. Angela wollte noch einmal darüber nachdenken, ob sie blieb oder nicht. Einen Rat konnten wir ihr nicht geben.
    Mit zwei Wagen dampften wir ab. Ich fuhr vor, Suko rollte hinter mir her und wunderte sich sehr, als ich schon nach kurzer Zeit vor einem Pub stoppte.
    »Was willst du denn hier?«
    »Die Wirtin begrüßen.«
    Er staunte nicht schlecht. »Wie interessant. Hast du mit ihr ein Verhältnis?«
    »Klar, sogar ein irres.«
    Wieder hockten die vier Männer am Tisch, und Kate stand hinter der Theke. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich erkannte. »Mann, Sie sind wieder zurück aus Kimberly?«
    »Wie Sie sehen.«
    Da mußte sie lachen. »Und man hat Sie so einfach gehen lassen?«
    Ich schaute Suko an. »War es einfach, Partner?«
    »Wie man's nimmt. Jedenfalls herrschte nicht viel Verkehr.«
    Kate
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