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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe
Autoren: Jason Dark
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gesehen hatte, wußte ich nicht. Ich hoffte es auch nicht und zog mich sicherheitshalber zurück.
    Mir fiel im ersten Moment ein Stein vom Herzen. Er hatte keine weiteren Opfer gefunden und hoffte, auf raffinierte Art und Weise aus dem Ort zu entwischen. Er hoffte wohl, daß wir die Häuser nach ihm durchsuchen würden. Da hätten wir lange nachforschen können, während er sich längst ins Fäustchen lachte.
    Ich ließ den Wagen vorbei. Er hatte mich kaum passiert, da betrat ich wieder die Straße und machte mich an die Verfolgung. Ich lief geduckt. Bei dieser wilden Masse von Menschen fiel ich nicht auf. Zudem lief ich zusammen mit einigen Kindern hinter dem Wagen her, erreichte ihn früher als sie und kletterte blitzschnell auf die Ladefläche, bevor mich noch jemand daran hindern konnte.
    Ich schaute in staunende Gesichter, lachte die Leute an. Griff mit beiden Händen in einen offenen Konfettisack hinein und schaufelte das Zeug in die Höhe. Wie bunter Schnee rieselte es auf ihre Köpfe hinab. Das war gewissermaßen mein Einstand. Sie akzeptierten mich und ließen mich gewähren.
    Ich hoffte nur, daß Stepanic nichts mitbekommen hatte. Er sollte sich noch sicher fühlen. Ich wollte ihn erst angreifen, wenn wir den Ortsausgang erreicht hatten, wo nicht mehr so viele Zuschauer die Straße flankierten.
    Ich lief auf das Monstrum zu.
    Rauch quoll aus dem Maul und mir gegen das Gesicht. Für meinen Geschmack stank er zuviel. Sie hätten auch einen geruchlosen nehmen können.
    Ich bewegte mich weiter, erreichte die Pappfigur und drückte mich gegen sie.
    Sie mußte von innen ausgefüllt worden sein, denn sie setzte mir einen gewissen Widerstand entgegen. Hohl war das große Ding also nicht, allerdings roch es nach frischer Farbe.
    Ich wartete.
    Ein Mädchen lachte mich an. Es hatte sein Gesicht grün geschminkt, den Mund knallrot und auch noch weit über die Ränder der Rippen hinweg. »He, bist du vom Himmel gefallen?«
    »So ähnlich.«
    »Dann bist du ja Prinz Sternschnuppe, wie?« Sie lachte noch einmal, bevor sie mich umarmte und mir mit ihren dicken, rotverschmierten Lippen einen schnellen Kuß auf die Stirn drückte. »Ich liebe Prinzen, die von den Sternen kommen, denn auf sie wartet ein Himmelbett.«
    Ich grinste sie an. »Später vielleicht, aber nicht jetzt.«
    »Schade.« Sie drohte mir. »Lauf nur nicht weg, mein Prinz.«
    »Wer bin ich denn?« Ich machte mich von ihr frei, schob sie zur Seite und wußte einen Augenblick später, wer ich war. Brutal holte man mich zurück in die grausame Realität.
    Stepanic, dieser Satan, hatte seine Deckung verlassen. Er stand vor mir, das Gesicht verzerrt und meine Beretta in der rechten Hand…
    ***
    Sekunden entschieden über Leben und Tod. Er hatte noch gezögert, was mir Zeit für eine Frage gab.
    »Willst du einen Mord vor Zeugen begehen, Stepanic?«
    »Das ist mir egal!« schrie er.
    »Zu gefährlich, meine ich. Du hast Kimberly nicht unter Kontrolle. Deine lebenden Leichen existieren nicht mehr. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, sich an den Menschen zu wärmen. Gib auf, es hat keinen Sinn mehr. Dein Plan war ein Schlag ins Wasser.«
    Ein grünes Etwas turnte heran. Es war ein Junge, und er hielt eine Tröte in der Hand.
    Damit blies er Stepanic ins Ohr.
    Der fluchte. Ich sah es in seinen Augen. Jetzt würde er abdrücken, er wollte schießen.
    Ich warf mich zur Seite.
    Mit der rechten Seite krachte ich gegen die Pappfigur. Gleichzeitig rollten die Räder durch ein Schlagloch, der Wagen begann zu tanzen und verlor etwas die Richtung.
    Dann fiel ein Schuß.
    Der Junge im grünen Kostüm starrte plötzlich ins Leere. Er hielt seine Hände auf eine Stelle zwischen Bauch und Brust gepreßt, und ich hörte Stepanic fluchen. Dieser Hundesohn hatte sich nicht gescheut, auf einen Unschuldigen zu schießen. In mir peitschte der Zorn hoch, dennoch behielt ich die Übersicht und drehte mich an der rechten Seite der übergroßen Monsterfigur vorbei. Ich wollte ihn von der anderen Seite packen. Als Waffe hatte ich den Dolch gezogen.
    Die übrigen Mitglieder der lustigen Gruppe hatten die grausame Tat noch nicht mitbekommen. Daß ihr Freund zusammensank, hielten sie für einen Gag.
    Ich sah ihn.
    Stepanic hatte seinen Platz abermals gewechselt. Er war jetzt weiter zurückgewichen und stand ziemlich am Rand des Wagens. Die Beretta bewegte sich leicht, er suchte mich.
    Ich schaute um die Figur herum.
    Er sah mich — schoß!
    Ich zuckte zurück.
    Die Kugel verfehlte mich.
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