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Das ewige Leben

Das ewige Leben

Titel: Das ewige Leben
Autoren: Wolf Haas
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Heinz ja, und ob der Tomas sich nicht erinnert, wie weit der Heinz fährt, wenn er wen erwischen will.
    Die Soili ist bei diesem Gespräch gleich wieder ein bisschen nervös geworden, und der Brenner hat dann dem Tomas gesagt, er soll sich endlich auf die Socken machen.
    Ganz einfach war das natürlich nicht für den Brenner, dass er die Soili mit dem Tomas davongehen lässt. Wenigstens hat er den Tomas jeden Morgen gesehen, weil Krankenzimmer putzen. Und der Tomas hat so eine Ruhe ausgestrahlt, und alles unter Kontrolle. Der Brenner hat ihn recht traktiert mit Anweisungen, dass die Soili auf keinen Fall die Wohnung verlassen darf, dass er nicht einmal den Pizzaboten in die Wohnung lassen darf, dass er keinem Menschen etwas davon erzählen darf und, und, und.
    Der Tomas hat ihn reden lassen, und den Brenner hat es beruhigt. Jetzt was hat ihn beunruhigt? Beunruhigt hat ihn, dass der Tomas am Donnerstag nicht zur Arbeit gekommen ist. Zuerst hat er noch gehofft, es ist vielleicht der freie Tag vom Tomas. Aber am Gang draußen hat er sich bei seinem Kollegen erkundigt, und der hat sich auch gewundert, wo der Tomas bleibt, weil nicht sein freier Tag.
    Um halb sechs Uhr früh hat der Brenner schon zum ersten Mal beim Tomas in der Wohnung angerufen, weil um fünf hat der Dienstbeginn gehabt, und um halb sechs ist der Brenner vor Nervosität schon aus der Haut gefahren. Nachher natürlich noch schlimmer, weil es hat niemand abgehoben, um drei nach halb sechs niemand abgehoben, um vier nach halb sechs niemand abgehoben, um fünf nach halb sechs niemand abgehoben. Was soll ich sagen, um drei Viertel sechs immer noch niemand abgehoben.
    Um sechs niemand abgehoben.
    Um halb sieben niemand abgehoben.
    Zu Mittag niemand abgehoben.
    Am Nachmittag hat der Brenner doch noch den Revers unterschrieben und sich zum zweiten Mal verfrüht aus Puntigam links verabschiedet.
    »Ich hoffe, wir sehen Sie nie wieder in der Landesner-venklinik Sigmund Freud«, hat der Primär Hofstätter zum Abschied gesagt, weil ich glaube, es hat ihn nicht interessiert, den Brenner noch ein drittes Mal zu operieren.
    Der Dr. Bonati hat ihm zum Abschied zugezwinkert und gesagt: »Ich hoffe, wir sehen Sie hier nie wieder.«
    Ja siehst du, da gibt es überall so hauseigene Scherze, und in Puntigam links dürfte es die Sache mit dem »nie wieder« sein, weil der Oberpfleger hat es dann auch noch zum Brenner gesagt. »Hoffentlich sehen wir uns hier nie wieder, Herr Brenner.«
    Nur die Schwester Corinna hat gar nichts gesagt, weil die hat gerade keinen Dienst gehabt, und die Schwester Vanessa hat nur beleidigt geschaut, quasi: Jemand, der so fahrlässig mit seiner Gesundheit spielt, beleidigt unseren Idealismus.
    Er hat noch schnell den Umweg über sein Großelternhaus gemacht, weil er wollte daheim das Moped holen und damit zur Krankenschwesternsiedlung hinausfahren. Aber das Moped war nicht da. Daran erkennst du schon, wie nervös der Brenner war, dass ihn das gleich so wahnsinnig aufgeregt hat. Wo ist das Moped? Wieso ist das Moped nicht da?
    Du wirst sagen, das Moped steht ja immer noch vor dem Pasolini, wenn er doch hinter dem blauen Fiesta von der Soili hergefahren und dann in der Wohnung von der Frau Marie zusammengebrochen ist. Gott sei Dank ist es dem Brenner dann auch wieder eingefallen, jetzt hat er sich wieder beruhigt und ist mit dem Taxi zum Pasolini gefahren. Und dann mit dem Moped zur Krankenschwesternsiedlung hinaus, wo der Tomas als U-Boot die Wohnung einer Schwester bewohnt hat, die für ein halbes Jahr bei einem Schamanen-Seminar in der Mongolei war.
    Aber auf das Klingeln hat niemand reagiert, und auf das Klopfen an die Tür hat auch niemand reagiert.
    »Ich bin's, der Brenner!«, hat der Brenner gebrüllt.
    Und siehst du, darauf hat die Soili reagiert, und sie hat ihm die Tür aufgemacht.
    Sie hat ausgeschaut wie ein Gespenst.
    »Ich bin total verkühlt«, hat sie gesagt, wie sie den erschrockenen Blick vom Brenner bemerkt hat. Und dieses Mal hat es gestimmt, weil der Tomas war so ein Mensch, dem immer zu heiß war, der hat andauernd die Fenster aufgerissen, das sind eben die Probleme beim Zusammenleben.
    »Wo ist der Tomas?«
    Der Brenner hat sie dann sofort mitgenommen, nachdem sie ihm erzählt hat, wo der Tomas war. Das musst du dir einmal vorstellen. Im Grunde ist das schon fast etwas, wo man sich überlegen muss, ob man es weitererzählen darf. Weil Selbstjustiz an und für sich nicht sehr ding. Aber dir kann ich es ja erzählen.
    Der
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