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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen
Autoren: William Horwood
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Stort wusste, dass Jack an diese Frau – er hatte keinen anderen Namen für sie – in Bochum dachte, die behauptet hatte, Slew sei sein Bruder, was bedeutete, dass sie ihrer beider Mutter war.
    »Jack ...«
    Doch er war, grau im Gesicht, schon wieder eingeschlafen.
    »Vielleicht hätten wir zurückgehen sollen, Feld, um die Wahrheit über seine Vergangenheit herauszufinden. Darin liegt eine Ursache seiner Krankheit.«
    »Mitten durch die Hunde? Ganz sicher nicht, Stort.«
    Am nächsten Tag zogen sie weiter. Jack war nicht kräftiger.
    »Wir brauchen ein Wunder«, sagte Barklice besorgt.
    »Vielleicht«, erwiderte Stort.
    Es war ein langer Tag. Doch als der Hügel und Woolstone endlich in Sicht kamen, dämmerte es bereits, sodass keine Aussicht bestand, das letzte Stück Wegs vor Einbruch der Dunkelheit noch zu bewältigen.
    »Ich kenne einen Ort, an dem wir Unterschlupf finden, nur eine halbe Meile von hier.«
    »Wie heißt er?«
    »Wayland’s Smithy, nach dem alten Gott Wegland.«
    Stort blickte erleichtert. »Davon habe ich gehört. Es ist ein heiliger Ort, eine Begräbnisstätte für Krieger. Hätten Sie das doch nur früher gesagt, mein lieber Barklice!«
    Als sie sich schnaufend und keuchend näherten, Jack grau und still, stiegen ihnen die Gerüche von Essen und Met in die Nase. Zu ihrer großen Überraschung sahen sie zwischen den hohen Bäumen den Schein eines Feuers.
    »Reisende«, sagte Stort, »und womöglich nicht freundlich gesinnt.«
    Sie setzten die Trage mit Jack ab, und während Stort bei ihm blieb, brachen Feld und Barklice zu einem Erkundungsgang auf.
    Georg lief unruhig umher, schnupperte an Jacks Sachen, suchte in Storts Taschen nach etwas Fressbarem und sah beide mit schräg gelegtem Kopf hoffnungsvoll an, wie es Hunde eben so tun.
    »Du brauchst Liebe und Katherine, Jack. Das ist alles, was dir fehlt. Schade, dass wir es heute Abend nicht bis Woolstone geschafft haben. Es ist nicht mehr weit, der White Horse Hill ist bereits zu sehen.«
    Georg schaute ihn hechelnd an und dachte nach.
    War das ein Befehl? Wollte sein Herr, dass er etwas tat? Möglich. Ja, ganz bestimmt. Nur was?
    »Wenn wir hier oben einen sicheren Platz für dich finden«, fuhr Stort fort, »kann ich morgen vielleicht ...«
    Nun wusste Georg, was er zu tun hatte, obwohl dieser Ort merkwürdig war, die Gerüche neu, die Nacht voller Geheimnisse. Er durchforschte abermals Jacks Gepäck, schnüffelte die Umgebung ab, und dabei kam ihm ein neuer Gedanke. Er lief im Kreis, fand, was er suchte, packte es mit den Zähnen, und bevor Stort ihn aufhalten konnte, verschwand er in der Dunkelheit.
    »Hunde!«, seufzte Stort. »Er wird bald wiederkommen ... aber bis dahin hast du deine Ruhe und deinen Frieden, Jack. Hausmannskost, Stille, was ich alles nicht hatte, als ich nach Brum zurückgekehrt bin. Du brauchst keine Menschenaufläufe, keine Festivitäten oder irgendwelchen ... irgendwelchen ...«
    Er vernahm Stimmen, sah Lichter, hörte Musik, und er erhob sich, den Mund weit offen vor Erstaunen.
    »... oder irgendwelchen Trubel!«
    Aber Trubel war genau das, was aus Richtung Wayland’s Smithy auf dem Kammweg nahte.
    »Äh, Jack, bist du wach?«
    Jack stöhnte.
    »Nein«, sagte er.
    »Geht es dir etwas besser?«
    »Schlechter.«
    »Glaubst du, du könntest Besuch empfangen?«
    »Hier? Mitten auf dem Kammweg? Bist du verrückt?«
    Er klang schon gesünder.
    Wer immer da nahte, Kerzen in den Händen, es mussten Freunde sein, denn Feld und Barklice schritten ihnen lächelnd voran.
    Dann jedoch blieben sie stehen. Nicht sie traten vor, sondern eine einzelne Gestalt, die Stort wohlbekannt war, die in dieser Nacht zu treffen er aber nie und nimmer für möglich gehalten hätte.
    Sie kam zielstrebig auf sie zu, und Storts Herz setzte einen Schlag aus.
    »Äh ...«, begann er.
    Sie kam noch näher und schob ihren Busen vor sich her.
    »Äh ... ist das denn die Möglichkeit ...?«
    »Guten Abend, Master Stort, ich bin froh und erleichtert, Sie wohlauf zu sehen.« Dann kniff Cluckett die Augen zusammen und setzte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, hinzu: »Und nun zeigen Sie mir den Patienten, Sir.«
    Stort kniete neben Jack nieder und sagte: »Wir haben eine barmherzige Schwester gefunden, sie wird deine Wunden versorgen ...«
    Jack packte ihn am Arm.
    »Eine barmherzige Schwester?«, fragte er schwach. »Hier? Wie das?« Und dann, mit wachsendem Entsetzen: »Wie heißt sie?«
    »Cluckett«, antwortete Stort.
    »Nur über meine
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