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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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ängstlichen Blick in Leas Richtung. »Es tut mir wirklich sehr Leid.«
    Ich winkte ab. Ich hatte ja noch die Zeit, zu überlegen, ob ich in meinem Alter galant sein und ihr das Bett anbieten wollte oder ob sie ihre jungen Knochen auf den Boden betten musste. Eines war sicher, sollte ich auf dem Boden schlafen, wäre ich am nächsten Tag steif wie ein Türpfosten.
    »Ich könnte vielleicht …«, unterbrach der Wirt meine Gedanken.
    »Ja?«
    »Ich könnte vielleicht mein Bett in Euren Raum bringen lassen. Meine Frau ist schon vor langer Zeit von mir gegangen, und meine Töchter …« Seine Stimme versagte, als er meinen Blick sah. An seinem Familienleben war ich nun wirklich nicht interessiert.
    »Gut, das erscheint mir eine geeignete Lösung«, sagte ich dann. »Seht zu, dass es bald geschieht.«
    »Ihr wollt Euch schon zur Ruhe begeben?« Diesmal lag sein ängstlicher Blick auf den Briganten. Einer von ihnen zog gerade eines der Schankmädchen auf seinen Schoß und befingerte es, während es verzweifelt versuchte zu entkommen. Als es ihr unter lautem Gegröle gelang, konnte man mehr Haut sehen, als ihr wohl lieb war.
    Die meisten Schankmädchen waren einem Abenteuer mit einem Gast nicht abgeneigt. Der Klang von Silber oder gar Gold war bekannt dafür, die prüdesten Weiberherzen zu erwärmen. Selbst ungewaschen und verdreckt, wie diese Männer waren – eine Goldmünze wirkte wahrscheinlich Wunder.
    Doch vielleicht verhielt es sich auch anders. Es gab eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Mädchen und dem Wirt, und seine besorgten Augen sagten mir den Rest. »Eure Töchter?«
    »Ja«, antwortete er leise. »Alle drei.«
    Ich folgte seinem Blick und sah das Mädchen, wie es seine Kleider ordnete, mit hochrotem Kopf und, wie es mir schien, den Tränen nah.
    »Sind sie züchtig?«
    »Züchtig genug. Eine jede von ihnen hat schon einen Galan gefunden, aber wie nicht anders zu erwarten, waren es keine, die blieben. Aber sie sind nicht verdorben, und wenn sie ihre Gunst verschenken, ist es nicht gegen Gold oder Silber.«
    So sicher wie er war ich mir da nicht, aber ich verstand, was er meinte. Ich hatte insgeheim die Hoffnung, dass die Banditen sich vielleicht mit den Mädchen entspannten und sogar ihre Pläne, so sie denn welche hatten, aufgaben. Nun wusste ich es besser. Die Mädchen würden nicht zur Ruhe beitragen, im Gegenteil.
    Ich begab mich zur Tür des Gasthofs, eine solide Angelegenheit, auf der ganzen linken Seite von einem stabilen Lederband getragen und sauber in den Rahmen eingepasst. Im Mauerwerk konnte man die Spuren älterer Türangeln erkennen; vor langer Zeit war diese Tür wohl einmal zerschlagen worden. Umlaufende Lederfalze halfen gegen den kalten Zug an Wintertagen, aber selbst hier, nahe der Tür, verspürte ich keinen Zug, nur Kälte.
    In Augenhöhe des Wirts war eine hölzerne Klappe in die Tür eingelassen; ich musste mich etwas bücken, als ich sie zur Seite schob, um nach draußen zu blicken.
    Schnee war das, was ich sah, hochgetürmt bis über die Klappe. In der relativ kurzen Zeit, seitdem Leandra das Gasthaus betreten hatte, war das geschehen, was ich befürchtet hatte.
    Wir waren tatsächlich tief eingeschneit.

3. Der Turm
     
    Der Gasthof war karreeartig angeordnet, jede der Seiten bestand aus einem Gebäude – linker Hand befand sich das Haupthaus, dann die Schmiede, das Lager und, das größte von ihnen, die Stallungen. Ich ging zu meinem, nein, unserem Tisch zurück und nahm mein Lederbündel auf.
    Als ich mich abwandte, erhob sich Lea ebenfalls. Sie nahm Steinherz und hängte es in das Geschirr ein, eine abwesende Geste, so häufig durchgeführt, dass es keines Gedankens ihrerseits bedurfte.
    »Wo wollt Ihr hin?«, fragte sie mich.
    »Zum Turm.«
    In einer solchen Gegend war der Baumeister eines Gasthofs gut beraten, ihn wehrhaft zu gestalten. So verhielt es sich auch mit diesem Gebäude. Der hintere Teil des Haupthauses schloss an einen rechteckigen Turm an, der das Haus um zwei Stockwerke überragte. Einer ernsthaften Belagerung würde der Turm kaum standhalten, aber gegen einen Überfall von Räubern oder gegen umherstreifende Briganten mochte er Schutz gewähren. Sofern sie nicht bereits durch die Tore eingetreten waren. Betrieb man einen Gasthof, konnte man sich nie sicher sein, wem man Haus und Hof öffnete.
    »Ich will mir ansehen, wie schlimm es ist.«
    »Ich komme mit.«
    Ich nickte nur und ging voran. Es war nicht das erste Mal, dass ich im Hammerkopf nächtigte. Ich
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