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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Töchter, ich wollte sie nicht im selben Land mit diesem Halunkenpack wissen, und seine befanden sich im selben Raum.
    »Besorgt das Seil, löst die Krampen«, teilte ich ihm mit. »Nur zur Vorsicht. Heute Nacht wird wohl kaum etwas passieren, noch habt Ihr Zeit. Nutzt sie, um Euch vorzubereiten.«
    Er war nun bleich im Gesicht, aber er nickte.
    Ich wandte mich der Treppe zu, mit der Absicht, den Turm weiter zu erkunden, als er mich am Ärmel fasste.
    »Herr, wenn es so weit kommen sollte, mögen die Götter verhindern, dass es geschieht, aber, Ser, Sera, werdet Ihr mir helfen? Ich weiß, dass wir nur unbedeutende Freibauern sind, aber ich liebe meine Töchter, und sie können nichts dafür, in unbedeutendem Stand geboren zu sein.«
    Ich sah auf seine Hand hinunter, die sich nun langsam von meinem Ärmel löste.
    »Sehe ich aus, als wäre ich in hohem Stand geboren?«
    »Nein. Aber ich weiß, dass Ihr viele Sprachen sprecht, lesen und schreiben könnt, und ich sah, wie Ihr zu essen pflegt. Kein Freibauer hat diese Tischsitten.« Er wurde rot. »Ich bat sogar meine Töchter, besonders aufmerksam an Eurem Tisch zu bedienen, damit sie lernen, wie man am Hofe speist.«
    Ich spürte Leas Blick in meinem Rücken, sah die Augen des Wirts und musste lächeln ob seiner Einschätzung, auch wenn mir nicht wirklich nach Lächeln war.
    »Gut. Aber wie kommt Ihr darauf, dass es unser Stand ist, der uns beeinflussen würde, Euch zu helfen oder nicht?«
    Er senkte den Blick zu Boden. »Es war nur eine Frage, Ser, geboren aus dem verängstigten Herzen eines Vaters.«
    »Wollt Ihr meine Meinung hören?«, fragte ich den Mann. Er sah hoffnungsvoll zu mir auf und nickte.
    »Ihr solltet nachsehen, wie es um Eure Vorräte hier bestellt ist. Vielleicht ist nicht alles hier, was Ihr braucht, vielleicht sind andere Waren woanders verteilt. Seht zu, dass die Stiege wieder hochgezogen werden kann. Haltet Waffen, hauptsächlich Armbrüste, sofern Ihr sie besitzt, bereit. Schlaft hier, schließt die Tür unten, wenn Ihr Euch zur Ruhe begebt, und vergewissert Euch, dass niemand im Turm auf Euch wartet, wenn Ihr Euch hierher zurückzieht.«
    »Und meine Mädchen?«
    Ich zögerte einen Moment. Was sollte ich ihm raten? Mir erschien es am ungefährlichsten, wenn sich die Mädchen den Wünschen der Männer fügten. Taten sie es nicht, befürchtete ich, dass die Männer sich trotzdem nahmen, was sie wollten, doch dann mit Gewalt. Ich sah die ängstlichen Augen des Wirts auf mir ruhen und entschloss mich, ihm eine Antwort zu geben, die mir so einfühlsam wie möglich erschien.
    »Sprecht mit ihnen. Macht ihnen klar, was sie erwartet. Sollte etwas passieren, so soll eine jede direkt hierher fliehen, wenn sie das noch kann. Denkt nicht an Kampf. Und diejenige, die als Erste ergriffen wird, soll Zeit kaufen für ihre Schwestern. Vielleicht ist ihr der Gedanke ein Trost, dass ihnen nicht das Gleiche widerfährt.«
    Der Wirt blickte hoch zu mir. »Ihr seid ein kalter Mann, Ser.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was passieren wird. So rettet Ihr vielleicht zwei von dreien. Überlegt es Euch.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wäre kein Vater, der den Göttern mit erhobenen Augen entgegentreten kann, könnte ich so entscheiden.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Nicht Ihr entscheidet. Ich sagte nicht, dass Ihr eine Eurer Töchter den Wölfen zum Fraß vorwerfen sollt. Ich sagte, Ihr sollt die anderen retten. Darin liegt ein Unterschied.«
    »Ja. Ich sehe ihn wohl. Aber er liegt nicht im Ergebnis. Dennoch danke ich Euch für Euren Rat. Ich werde beten, dass ich ihn nicht beherzigen muss.« Er machte eine Geste hin zur Treppe. »Geht und seht, was Ihr zu sehen wünscht. Ich wäre den hohen Herrschaften verbunden, wenn ich mein Heim bald wieder mein Eigen nennen könnte.« Noch lieber hätte er uns der Räume verwiesen.
    Ich nahm die Hand von seiner Schulter. Er wich mir nicht aus. Hier stand ein Mann vor mir, dachte ich, der gerade eine Entscheidung gefällt hatte.

4. Eine überflüssige Lektion
     
    Ich ging die steile Treppe hinauf. Hier fand sich, was der Familie des Wirts wohl als Wohnzimmer diente. Hier, so weit über dem Boden, waren auch die ersten Fenster des Turms, geschlossen im Moment, die Fugen der schweren Läden mit getalgtem Leinen abgedichtet.
    Es war ein großer Raum, dominiert von einem Kamin, groß genug, dass ich darin hätte stehen können. Eine Wand war von geschichtetem Holz verdeckt.
    Auf einem Ständer
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