Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
hattest Grund dazu“, sagte sie fest. „Sie hätten dich niemals belügen dürfen.“
    Kieran nickte, doch er wusste, dass sie beide Gefahr liefen, denselben Fehler zu begehen. Wenn das Kind später Aulay immer ähnlicher würde, könnten sie ihm die Wahrheit sagen?
    „Keine langen Gesichter heute“, rief Nesta.
    „Ja, das ist der schönste Beltanemorgen, den ich je erlebt habe.“ Laurel ließ Kierans Hand los und beschritt mit ausgebreiteten Armen einen Kreis, um die grünen Hügel und den klaren Himmel symbolhaft zu umarmen. Sie trug ein schlichtes leinenes Gewand, das um die Hüften von einer goldenen Schnur gehalten wurde, und sah schlank und rank wie ein junges Mädchen aus. „Ich gestehe, es ist ein ungewohntes Gefühl, Ross nicht mehr in mir zu tragen. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung mit ihm.“ Sie warf einen Blick zu Stratheas.
    „Annie und ein Dutzend Mägde passen auf ihn auf“, warf Nesta ein. „Ich hoffe, unser Kleines wird ebenso brav und ruhig. Oh, seht doch, die anderen sind schon vor uns angekommen.“ Sie trat unter die Bäume, die am Eingang zur Schlucht wuchsen. In ihrem weißen Kleid und mit dem offenen Haar sah sie keinen Tag älter aus als die anderen Mädchen.
    Einige von ihnen waren in dem gleichen Zustand wie ihre Seherin. Von Kierans Mannen waren zwar etliche wieder auf die Suche nach Abenteuern gezogen, doch viele von ihnen waren geblieben, heirateten Mädchen aus dem Tal und ließen sich nieder. Im vergangenen Spätsommer hatte Father Stephan mehr Ehen geschlossen als je zuvor. Und nun schien es, als käme auf die Wehfrauen eine arbeitsreiche Zeit zu. Es ist schön, neues Leben in Edin Valley erblühen zu sehen, dachte Laurel, als sie ihre Röcke schürzte und Nesta folgte.
    „Du bleibst hier, und denke daran, nicht zu spähen“, warnte Laurel Kieran. Ein zarter Kuss nahm den Worten die Spitze.
    Mit dem Rücken zum Tal wachten Rhys und Kieran, die Arme vor der Brust verschränkt. „Heidnischer Unsinn“, sagte Kieran lächelnd.
    Rhys lachte. Kieran seufzte und ließ den Blick von den entfernten Berggipfeln, die nun in goldenes Licht getaucht waren, zu dem grünenden Tal schweifen. Er genoss die stille Schönheit des Tales, die frische Morgenluft, den Geruch der dampfenden Erde und des frischen jungen Grüns, das Zwitschern der Vögel. Hinter ihm erschollen das Lachen und die Stimmen der Mädchen, die im Tau badeten. „Wir haben ein süßes Leben hier gefunden“, sagte er. „Ich glaubte, niemals solchen Frieden und solch Glück zu finden.“
    „Ja.“ Rhys’ Stimme klang belegt.
    „Du und Nesta lebt jetzt zufrieden in Edin Tower, doch was soll werden, wenn Collie alt genug ist und ein Weib nimmt? Ich hatte dir Stratheas zugedacht, wenn ich Carmichael übernehme, doch nun ...“
    „Nun haben wir etwas Besseres. Ein Leben, das auf Liebe und Vertrauen gebaut ist und nicht auf Blut und Rache.“ Seine Augen glänzten dunkel. „Nesta und ich hoffen, ein eigenes Heim in dem Tal zwischen Edin Tower und dem Pass zu bauen. Nichts Großes, nur einen Steinturm, in dem wir unsere Kinder aufziehen können.“
    „Wenn das Geschäft mit der Wolle so ertragreich ist, wie Ross denkt, dann gibt es genug Münze, ein schönes Heim zu errichten. Sag, was du brauchst, und es ist dein.“
    „Sieh doch“, sagte Rhys plötzlich. „Jemand kommt.“
    Kieran wandte den Kopf und betrachtete die Staubwolke in der Ferne. „Es kann keinen Ärger verheißen, sonst hätte man Alarm geschlagen.“ Trotz des Friedens bewachte eine Gruppe von Männern den Pass. „Ah, ein Vorreiter.“ Mit gespanntem Blick sah Kieran den schwarzen Punkt aus der Feme auf sie zukommen, bis er sich als Collie MacLellan erwies. Sein Gesicht war durch den scharfen Ritt so rot wie sein Haar.
    „Das Vieh kommt“, schrie Collie und zügelte sein Pferd vor Kieran. „Sie sind gekommen, und Laird Ross sagt, ich darf ihnen helfen, sie in die Ställe ...“, er lächelte bittend, „... mit deiner Erlaubnis.“
    „Gewährt.“
    „Oh, und Ross sagte, er hätte eine Überraschung“, rief Collie über die Schulter, als er sich schon wieder davonmachte.
    Keine Überraschung. Bestürzung.
    „Mein Gott, Vater und Mutter?“ rief Rhys aus.
    „Ja. Gemeinsam mit Megan, Elspeth und Lucais.“ Himmel, darauf war er nicht vorbereitet.
    Auf Ross’ Befehl hin trieben die Männer die Tiere zu den Pferchen, die östlich von Stratheas lagen. Er selbst und seine Ritter setzten ihren Weg fort. Kieran beobachtete die Herankommenden mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher