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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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ließ Nesta in Chrissys Obhut zurück und ging in die Halle, um Duncan und Carina von ihrem neugeborenen Enkelkind zu berichten.
    „Wir könnten sie mit unserem Ross verloben“, sagte Kieran, als er die Neuigkeit hörte.
    „Nein, die beiden sollen aus Liebe heiraten, genau wie ihre Eltern“, entgegnete Laurel. „Ich muss die Feuer vorbereiten. Kommst du mit, Kieran?“
    „Das Einzige, wo du hingehst, ist dein Bett“, sagte er bestimmt.
    Laurel schüttelte ihren Kopf. „Das klingt zwar verlockend, doch ich trage die Verantwortung.“ Es war ein Zeichen ihres gegenseitigen Einverständnisses, dass er nicht versuchte, ihre Meinung zu ändern. Er ging mit ihr, half ihr, die notwendigen Dinge zusammenzutragen, und sorgte dafür, dass sich eine Amme um Jung-Ross kümmerte.
    Seit den alten Zeiten war es Brauch, dass die Beltanefeuer auf den Hügeln oberhalb der Kirche entzündet wurden. Nun zogen die MacLellans und ihre Gäste dorthin, entlang des Tales und durch die Wälder. Die Frauen trugen helle Gewänder aus gebleichtem Linnen und hatten ihr Haar mit Blumen besteckt. Kränze aus Eichenlaub schmückten die Stirn der Männer, die ganz in Schwarz gekleidet waren. Wenn sich die beiden im Tanz trafen, war es wie das Auf und Ab von Licht und Dunkel.
    Früher am Tage hatten sie um den Maibaum getanzt, der im Burghof von Edin aufgestellt gewesen war. Und während Nesta im Kindbett lag, hatte Laurel die Wettspiele eingeleitet, bei denen der Maienkönig gewählt wurde, der an der Seite von Aileen, der Maienkönigin, herrschte. Es überraschte niemand, dass Jamie alle Wettkämpfe gewann. Doch jetzt kam der ernste Teil der alten Riten.
    Laurel unterdrückte einen Schauder, als sie sah, wie jedermann den Steinkreis betrat. In seiner Mitte war ein Scheiterhaufen aus Eschen- und Eichenästen errichtet, als Symbol für Glück und Stärke. Sie brauchte alles Glück dieser Welt, denn obgleich sie seit ihrer Kindheit dieser Zeremonie beigewohnt hatte, war es doch das erste Mal, dass sie das Feuer entzünden sollte.
    Als alle versammelt waren, ergriff sie die große Kupferpfanne, die das Beltanefeuer enthielt, und steckte sie an das Holz.
    Die trockenen Äste fingen sofort Feuer und begannen unter großem Beifall der Menge lichterloh zu brennen. Im flackernden Licht betrachtete Laurel die Gesichter derer, die sie liebte ... Großvater, der Hand in Hand mit Carina dastand. Ross und Megan. Carmichaels und Sutherlands, Lucais und Elspeth, Ewan, Collie und Kieran.
    Laurel trat vom Feuer zurück, nahm seine Hand und begann die alten Weisen ...
    „Kein Zufall, sondern Schicksal. Feuer und Luft, die sich vereinen. Licht und Schatten, Gold und Silber, verbunden durch die Kraft von Zauber und Natur seit allen Zeiten. Wir sind die Verkörperung dieses Traumes. Mann und Frau, vereint in ewiger Leidenschaft, zwei Hälften, verbunden durch ewige Liebe.“
    Laurel blickte in die flackernden Flammen, als die anderen die Worte wiederholten. Inmitten der Flammen erschien ein Bild. Ein anderes Feuer, klein und schwach, doch in diesem schwachen Licht sah sie ...
    Aulay ... der auf sie zukam, die Hände nach ihr ausgestreckt, das Gesicht verzerrt vor Wut und Rache.
    Nein! Sie versuchte, sich zu bewegen, versuchte zu schreien, doch konnte es nicht. Sie konnte nur dastehen und Zusehen, wie er näher und näher kam ...
    Ein dunkler Schatten durchbrach das Feuer und sprang Aulay an. Sie wälzten sich in einem tödlichen Kampf am Boden. Dhu! Metall blitzte auf. Ein Schwert sauste durch die Luft. Aulay kam wankend auf die Füße, ging auf sie zu. Grinsend. Triumphierend. Sich an seiner Beute weidend.
    Laurel erschauderte. Noch nie war ihre Vision so deutlich gewesen. Nun war es so weit. Nun würde er ...
    Aulay blieb auf halbem Wege stehen, wurde durch eine Gestalt am Eingang der Höhle abgelenkt.
    Ein Mann stand dort. Das Schwert erhoben, bereit zum Kampfe. Kieran!
    „Laurel?“ rief jemand.
    Sie blinzelte, und die Vision schwand. Laurel blickte sich um und fand sich inmitten der Lichtung wieder, vor dem Beltanefeuer. Aller Blicke waren auf sie gerichtet.
    „Geht es dir gut?“ fragte Kieran.
    „Ja. Alles ist wieder gut“, sagte sie ohne Zögern. Später wollte sie ihm erzählen, was sie gesehen hatte ... Kieran war ihr zu Hilfe gekommen, bevor Aulay seine schreckliche Drohung hatte wahr machen können. Sie fühlte sich so froh, wie schon lange nicht mehr, als sie das uralte Ritual weiterführte. Als die letzten Worte gesprochen waren, gab sie den
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