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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
Autoren: Monika Felten
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zu zeigen, der, in einen glühenden Feuerball gehüllt, aus einet lichterloh brennenden Hütte stürmte. Immer schneller wechselten die Bilder, eines schrecklicher als das andere, ganz so als trügen sie untereinander einen stummen Wettstreit aus, und sie erloschen erst, als der Jüngling erneut mit den Fingern schnippte. »Vergiss nie, dass du der Letzte bist«, raunte er dem Wanderer zu. »Hier kann ich dir nichts anhaben, doch in der Welt der Sterblichen bist auch du vor mir nicht sicher. Ich werde dich zerquetschen wie eine Laus, so wie ich es schon mit den anderen tat.« Er fuhr herum und trat wieder in die Flammensäule. »Du kannst mich nicht aufhalten«, triumphierte er, während die Flammen Funken sprühend in die Höhe schossen und sein siegessicheres Lachen die Halle erfüllte. »Keiner kann das!« Für wenige Herzschläge tauchte das Feuer die Halle in ein gleißendes Licht, dann erstarben die Flammen, und mit ihnen erlosch auch die Gestalt des Jünglings. Das verzerrte Echo seines höhnischen Gelächters klang noch eine Weile in der Halle nach.
    Der Wanderer seufzte gequält. Er hatte hehre Worte gesprochen und sich seine Zweifel nicht anmerken lassen. Doch die Bürde, die ihm auferlegt war, schien groß, zu groß für seine Schultern. Er hatte die Botschaft der Bilder verstanden und wusste, dass er nicht auf Hilfe hoffen konnte. Er war allein.
    In tiefer Sorge, welchem der Völker das Schicksal letztlich zur Seite stehen würde, kniete er nieder, um mit seinem Bericht fortzufahren.

 
     

     
     
    Mit den ersten Flüchtlingen war sie nach Nymath gekommen, Hunderte Winter bevor der Sturm die schiffbrüchigen Elben an die Küste nahe Sanforan warf und lange vor dem Krieg, der das Leben der letzten Freigläubigen für immer verändern sollte.
    Sie sah Nymath noch so, wie es ursprünglich war: ein gastfreundliches Land, in dem Menschen und Uzoma friedlich nebeneinander und im Einklang mit der Natur lebten.
    Damals war sie noch sehr jung. Eine Frau wie jede andere, und doch gänzlich anders als die Flüchtlinge, denen sie sich in Andaurien angeschlossen hatte. Sie war eine Namenlose; wohin das Schicksal sie führte, blieb ihr verborgen. Während jene, die sie durch die Wüste begleitete, einer nach dem anderen vergingen, fühlte sie mit denen, die Andaurien aus Furcht vor dem dunklen Gott verlassen hatten, und teilte deren Freude, als sie Nymath nach der langen Wanderung voller Leid und Entbehrung erreichten. Sie feierte mit ihnen die glückliche Rettung und trug mit all ihren Kräften dazu bei, den Vereinigten Stämmen eine neue Heimat in der Bucht von Sanforan zu erbauen.
    Sie war eine von ihnen geworden und voller Zuversicht, dass die Flucht vor dem dunklen Gott endlich ein gutes Ende gefunden hatte. Hätte sie damals geahnt, welche Lebensspanne ihr vorherbestimmt war, sie hätte diese Bürde nicht tragen wollen. Doch dieses Schicksal offenbarte sich ihr nur sehr zögernd.
    Erst als mehr und mehr Winter vergingen, wurde ihr bewusst, dass sie sehr viel langsamer alterte als die anderen. Immer häufiger musste sie Abschied nehmen von jenen, die ihr ans Herz gewachsen waren, um dann, viel später, hilflos mitzuerleben, welch tragische Veränderung in Nymath vor sich ging.
    Oft hatte sie sich gewünscht, wie die anderen zu sterben. Doch etwas in ihrem Innern versagte es ihr, so einfach aufzugeben. Sie war nach Nymath gekommen, weil ihr eine Aufgabe zugedacht war. Eine Aufgabe, die sie nicht kannte und die wie ein verborgenes Samenkorn tief in ihr schlummerte, bis die rechte Zeit gekommen war.
    So gingen Silbermonde und Winter dahin, und allmählich hinterließen die wechselnden Zeiten auch auf ihrem Gesicht Spuren. Ihre Haut zeigte erste Falten, und ihr Haar ergraute, während sie, von Schmerz, Trauer und Selbstmitleid gequält, ihr Dasein fristete. In ihrer Not zog sie sich von den Menschen zurück und lebte fortan allein in den Tiefen des Waldes, dessen erhabene Ruhe sie mit den Tieren und den Angehörigen eines friedlichen kleinen Volkes teilte, die ihr gelegentlich Aufmerksamkeiten in Form von Nahrung und Dingen des täglichen Gebrauchs zukommen ließen. Diese kleinen Menschen mit den kupfermondfarbenen Augen waren unaufdringlich und zuvorkommend, und dennoch begegnete sie ihnen zunächst mit Misstrauen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie begriff, dass auch sie Flüchtlinge waren.
    Als die Elben, das langlebige Volk mit dem emmerfarbenen Haar, nahe ihrem Zufluchtsort siedelten, verschwand das kleine
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