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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
Autoren: Monika Felten
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missfallen würde.
    »Acht oder zehn, vielleicht auch mehr.« Die Magun machte eine abschätzende Handbewegung. »Selbst ich vermag nicht zu sagen, wer überleben wird.«
    »So viele?«, stieß Ylva bestürzt hervor. »Du verlangst viel von meinem Volk.«
    »Ach, mein Kind.« Die Stimme der Alten war nicht mehr als ein Flüstern, als sie Ylvas Hand ergriff »Nichts Böses wird deinem Tal und deinem Volk durch die Ankömmlinge widerfahren. Darauf hast du mein Wort. In diesen dunklen Zeiten müssen wir alle Opfer bringen. Hat die Finsternis Nymath erst erobert, wird sie auch vor deinem Tal nicht Halt machen. Nichts dauert ewig, alles währt nur einen Hauch lang. Die Zeit des Lebens ist nur geliehen, und nichts ist sicher, solange wir nicht darum kämpfen.«
    Ylva wollte etwas entgegnen, hielt ihre Gedanken aber sorgsam zurück. Sie erkannte die Weisheit in den Worten und fühlte, dass die Alte Recht hatte. »Du weißt, dass mein Volk sich zurückgezogen hat, um fernab von Krieg und Leid ein friedliches Leben zu führen. Niemals zuvor haben wir Fremden gestattet, unser Tal zu betreten. Niemals haben wir uns in Dinge eingemischt, die nicht die unseren waren. Niemals haben wir den Schleier gelüftet, der uns vor den anderen verbarg. Dennoch, unsere Ahnen schworen einst, dir zu helfen, wenn die Zeit gekommen ist«, sagte sie gefasst. »Was also sollen wir tun?«
    »Ihr müsst sie alle zusammenbringen«, erwiderte die Magun unumwunden. »Alle, die teilhaben an dem, was Nymath widerfährt, verfeindet oder verbündet, unwissend oder weise – alle, die das Schicksal auserwählt hat, für ihr Volk zu sprechen, müssen in eurem Tal zusammenfinden. Sie müssen einsehen und lernen zu verstehen, dann werden sie bereit sein, neue Wege zu beschreiten.« Plötzlich wurde ihre Stimme drängend. »Säumt nicht!«, mahnte sie. Mit den Fingern strich sie den Raureif von einem nahen Tannenzweig und hielt Ylva das schmelzende Weiß entgegen. »Auch er streckt bereits die Hand nach jenen aus, die wir suchen.« Sie wischte die Nässe an ihrem zerschlissenen Gewand ab und griff erneut nach Ylvas Hand. »Ich werde dir sagen, wo ihr sie findet«, sprach sie eindringlich. »Aber seid auf der Hut. Die Krieger müssen unverzüglich aufbrechen, sonst werden einige der Gesuchten die Pforte des Hyrim durchschreiten, ehe ihr sie findet.«
     

     
    Die Sonne hatte den Zenit bereits zum zweiten Mal überschritten, als Bayard, Keelin und Ajana endlich die karge Arnad-Ebene hinter sich ließen und in das felsige Hügelland vordrangen, das dem Pandarasgebirge auf der Nordseite vorgelagert war. Ihren eigenen Spuren folgend, die der Wind langsam mit dem rötlichen Staub der Wüste füllte, hatten sie die Steppe unter einem wolkenlosen Himmel durchquert und sich nur eine kurze Nachtruhe gegönnt, bevor sie den beschwerlichen Ritt bei Sonnenaufgang fortsetzten.
    Großes hatten sie geleistet und das Unmögliche vollbracht.
    Doch das anfängliche Gefühl des Triumphes war rasch verflogen, und die erlittenen Strapazen forderten immer nachdrücklicher ihren Tribut. Obwohl sie den Weg zur Kardalin-Schlucht auf den Rücken kräftiger Pferde zurücklegen konnten und die Steppe nicht, wie auf dem Hinweg, zu Fuß durchqueren mussten, kamen sie nur sehr mühsam voran.
    Der stetige Wind, welcher die drei seit dem Aufbruch vom Arnad begleitete, hatte in der Nacht auf nördliche Richtung gedreht und dabei derart zugenommen, dass er binnen kürzester Zeit zu einem allgewaltigen Sandsturm angeschwollen war. Inzwischen blies er so stark, dass selbst die harten Halme des Stachelgrases unter der Wucht des Windes bis auf den Boden gedrückt wurden. Die heftigen Böen zerrten an den Gewändern der Reiter und pressten die feinen Sandkörner, die im Gefolge des Sturms aus der nahen Wüste herangetragen wurden, selbst durch die Nähte ihrer Kleider.
    Bayard spürte den Sand überall. Er knirschte zwischen den Zähnen, rieselte ihm aus Bart und Haaren und bildete eine raue, trockene Kruste auf den Lippen. Die harten Körner reizten die bloße Haut unter den Gewändern und drangen bis in die Stiefel. Es gab nichts, womit er den quälenden Juckreiz hätte lindern können.
    Der Heermeister ließ sein Pferd anhalten, hob schützend die Hand vor die Augen und schaute sich besorgt nach Ajana um. Die junge Frau war weit zurückgefallen. Nicht mehr als ein dunkler Umriss zeichnete sich noch in dem rötlichen Nebel aus Staub und wirbelnden Sandkörnern ab, welcher alles verdeckte, was mehr
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