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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
Autoren: Monika Felten
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als zehn Schritte entfernt war.
    Keelin schloss zu ihm auf, zügelte das Pferd und schob das Tuch beiseite, das er sich vor Mund und Nase gebunden hatte. Dem schützenden Gewebe zum Trotz war das Gesicht des jungen Falkners von einer feinsandigen Schicht bedeckt, die er mit einer ärgerlichen Handbewegung abzustreifen versuchte, bevor er zu sprechen begann. »Wir sollten eine Rast einlegen, bis der Sturm vorüber ist«, rief er dem Heermeister über das Tosen des Windes hinweg zu und deutete auf eine Ansammlung großer Findlinge, die nur wenige Schritte entfernt wie eine natürliche Mauer aus dem Boden ragten. »Die Felsen dort böten uns Schutz vor dem Wind.«
    Bayard schüttelte den Kopf, spie den Sand aus, der sich in seinem Mund gesammelt hatte, und antwortete mit einem nachdrücklichen »Nein!«
    Sie waren nicht so weit vorangekommen, wie er es sich erhofft hatte. Schlimmer noch, sie waren viel zu langsam. Die Steppe mochte verlassen wirken, doch der bärtige Kataure wusste, dass der Schein trog. Dem Sandsturm allein hatten sie es zu verdanken, dass sie bisher vor den Augen ihrer Feinde verborgen und unbehelligt geblieben waren. Er war fest entschlossen, den Weg fortzusetzen, solange er die helle Scheibe der Sonne noch durch den wirbelnden Sand erkennen konnte.
    »Wir reiten weiter!«, sagte er bestimmt. Der Wind riss ihm die Worte von den Lippen, aber Keelin verstand ihn dennoch.
    »Ajana wird nicht mehr lange durchhalten!«, rief er gegen den Sturm an und lenkte sein Pferd dichter an das des Heermeisters heran, um nicht schreien zu müssen. »Eine Rast täte ihr gut.« Er deutete auf den wirbelnden Sand. »Bei dem Sturm werden uns die Uzoma gewiss nicht verfolgen.«
    »Es gibt Schlimmeres als einen Trupp Uzomakrieger«, erwiderte der Heermeister düster. »Jede Speerweite, die wir uns dem Pandarasgebirge nähern, verheißt mehr Sicherheit – für uns und für Ajana«, sagte er in scharfem Ton, der keine Widerrede duldete. »Wenn sie zu schwach ist, um allein zu reiten, muss einer von uns sie mit aufs Pferd nehmen.«
    Als Ajana endlich zu ihnen aufgeschlossen hatte, wandte er sich an sie, und sein Ton wurde sanfter. »Wie geht es Euch?«
    »Gut.« Ajana hob den Blick, aber der Ausdruck von innerer Anspannung war auf ihrem Gesicht deutlich zu erkennen.
    Bayard nickte. Er sah sehr wohl, dass sie sich nur noch mühsam im Sattel halten konnte, und spürte, dass ihre Auszehrung weit über die körperliche Erschöpfung hinausreichte. Es schien, als habe die Magie Ajana weit mehr als nur die körperlichen Kräfte entzogen. Allein dem treuen Pferd, das den anderen wie von selbst folgte, war es zu verdanken, dass sie den Anschluss bisher nicht verloren hatte.
    Die tapfere Antwort war leicht zu durchschauen. Bayard spürte, dass Ajana sich nach Kräften bemühte, durchzuhalten und ihren Begleitern nicht zur Last zu fallen. Obwohl ihm das langsame Vorankommen nicht behagte, konnte er nicht umhin, sie im Stillen dafür zu bewundern. Dennoch war er nicht bereit, seine Entscheidung zu ändern.
    »Nun, dann sollten wir nicht länger säumen.« Mit einem raschen Blick zur blassen Sonnenscheibe vergewisserte sich der Heermeister noch einmal der Richtung, die sie einschlagen mussten. Dann hob er die Hand und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. »Wir reiten weiter!«
     
    Als sich die Sonne gen Westen neigte, nahm der Wind langsam ab. Das tosende Wirbeln des Sandes wurde schwächer, und ganz allmählich zeichneten sich die schroffen Gipfel des Pandarasgebirges als dunkler Schattenriss am südlichen Horizont ab. Bayard streifte die versandete Kapuze ab und schüttelte sich den Sand aus Bart und Haaren, aber sein grimmiger Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Die Wetterbesserung war für den Katauren kein Grund zur Freude. Beim Anblick der steinernen Riesen, die sich in der Ferne erhoben, wurde ihm schmerzlich bewusst, wie langsam sie tatsächlich vorangekommen waren. Entgegen seiner Erwartung würden sie die Berge vor Einbruch der Nacht nicht mehr erreichen. Dessen ungeachtet trieb er sein Pferd weiter zur Eile an, ganz so, als ließe sich die verlorene Zeit doch noch aufholen.
    Wir sind hier nicht sicher!
    Warnend strichen die Worte durch seine Gedanken, und das Gefühl einer unheilvollen Bedrohung setzte sich in seinem Nacken fest. Immer wieder suchte er den trüben Horizont nach einem Zeichen der Gefahr ab und erkundete den Himmel. Doch obwohl er nichts Auffälliges entdecken konnte, wuchs die Unruhe in seinem Innern stetig
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