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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
Autoren: Monika Felten
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zurückgekehrt ist. Darf ich …« Sie zögerte, als wisse sie nicht, wie Kelda ihr Ansinnen aufnehmen würde, und fuhr dann etwas leiser fort: »Darf ich ihn hereinbitten, damit er uns berichtet?«
    »Ja!«, riefen die Kinder wie aus einem Mund.
    »Oh, bitte.«
    »Oja!«
    Von überall her wurden nun Stimmen laut. Auch die Mägde, Küchenburschen und Köchinnen, begierig zu erfahren, was der Krieger wohl zu berichten wusste, hielten in ihrer Arbeit inne und warteten auf Keldas Antwort. Alle Blicke ruhten erwartungsvoll auf ihr, doch die rothaarige Kataurin ließ sich Zeit und tat, als müsse sie erst überlegen. »Thorns heilige Rosse, was für ein Tag«, sagte sie schließlich, schüttelte den Kopf und genoss für einen winzigen Augenblick die gespannte Erwartung, die alle in der Küche erfasst hatte. Dann nickte sie gewichtig, seufzte und sagte bedächtig: »Also schön. Worauf wartest du noch? Bitte ihn herein.«
     
    Der junge Onur, der die Küche betrat, war bis auf die Haut durchnässt, sein ölgetränkter Umhang lehmverschmutzt. Das Gewand darunter wirkte zerrissen und von den Spuren des Kampfes gezeichnet. Mit seinen eingefallenen Wangen und den tief umrandeten Augen bot er ein Mitleid erregendes Bild. Die Stirn war von einer langen Schnittwunde gezeichnet und der Schwertarm, der notdürftig verbunden in einer Schlinge ruhte, nur ein weiterer Hinweis auf die Schrecknisse, die er ausgestanden haben musste.
    Eine Magd scheuchte die Kinder fort, um dem Krieger Platz am wärmenden Feuer zu machen, während ihm eine andere den Umhang abnahm und fürsorglich eine wärmende Decke um seine Schultern legte.
    »Habt Dank.« Der Onur schenkte der errötenden Magd ein Lächeln und wandte sich der Herdmeisterin zu. »Ich hörte, es verlangt Euch nach Neuigkeiten«, sagte er, während er eine Hand dem wärmenden Feuer entgegenstreckte.
    »Wen verlangt es nicht danach hinter diesen Mauern«, erwiderte Kelda. »Es sind gute, aber wahrlich nicht erschöpfende Nachrichten, die wir gestern bei Sonnenuntergang vom Hohen Rat hörten.« Kelda hatte Mühe, ihre innere Unruhe zu verbergen. Am liebsten hätte sie den Krieger sofort nach Abbas gefragt, doch sie nahm sich zusammen und beschränkte sich auf einen oberflächlichen Wortwechsel. »Wenn Ihr mögt, wären wir alle hier Euch sehr dankbar, wenn Ihr uns von der Schlacht am Pass berichten würdet. Es gibt wohl kaum jemanden unter uns, der nicht einen oder mehrere Anverwandte im Heer der Vereinigten Stämme hat. Uns drängt danach zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist.«
    »Nun gut.« Der Krieger räusperte sich und machte es sich bequem, während die Kinder näher rückten, um keines der Worte zu verpassen. »Ihr alle wisst, dass wir die Festung am Pass über das Pandarasgebirge – jenes mächtige Bollwerk, das die Uzoma aus unserm Land fern hielt –, schon seit vielen Wintern gegen die Feinde verteidigen«, hob er an. »Lange konnten wir ihre Angriffe erfolgreich abwehren, aber als das feindliche Heer uns mit den gefürchteten Lagaren aus der Luft angriff, drohte die Festung dem Ansturm zu erliegen. Viele von uns verließ der Mut. Doch dann hatte der Elb Gathorion, Sohn des Heerführers Merdith, einen hervorragenden Plan …«
    Nicht nur die Augen der Kinder leuchteten, als der Krieger ihnen den Bau der gewaltigen Pfeilkatapulte schilderte, mit denen die riesigen Flugechsen abgewehrt werden sollten.
    »Doch mit den Katapulten allein hätten wir die Uzoma niemals besiegen können«, führ er mit seinem Bericht fort. »Um das zu vollbringen, bedurfte es der Hilfe der Nebelsängerin, jener legendären Nachkommin der Elbenpriesterin Gaelithil, die einst die schützenden Nebel wob und an deren Rückkehr unser Volk schon nicht mehr glaubte.«
    »Die Nebelsängerin«, raunten sich die Kinder mit großen Augen zu und tuschelten aufgeregt untereinander, doch die Mägde legten die Finger mahnend auf die Lippen und bedeuteten ihnen zu schweigen.
    »Ihr alle erinnert Euch sicher an den Auszug des Heeres vor einem Viertelmond.« Der Onur blickte aufmerksam in die Runde. »Mit diesem Heer machten sich auch Gathorion und dessen Schwester Inahwen auf den Weg zur Festung am Pass …« Dankbar ergriff er einen tönernen Becher mit Wasser, den ihm eine junge Magd reichte, leerte ihn in einem Zug und sprach dann weiter. »Auf dem Weg dorthin erhielten sie die schreckliche Kunde, dass Lemrik von den Uzoma gänzlich zerstört worden sei. Ein kleiner Trupp von Kriegern brach auf, um nach
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