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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen
Autoren: Georgi Martynow
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Olga.
       „Vier. Zwei am einen Ende der Linie und zwei am anderen.“
       „Aber dann können sich doch manchmal alle vier an einem Ende stauen“, sagte Orlow.
       „Nein. Wenn niemand von der Zentrale zum Flughafen fah- ren will, rollt, sobald unser Wagen auf halber Strecke ist, auto- matisch ein Wagen von dort ans andere Ende des Gleisnetzes. Unsere Metro ist mit Verstand gebaut“, setzte Melnikow hinzu.
       „Und wo verläuft der Gegenverkehr?“
       „Nebenan. In einem parallel angelegten Tunnel.“
       Während dieses kurzen Gesprächs hatte der Wagen seine volle Geschwindigkeit erreicht. Die grünen Lichter huschten an den Fenstern vorüber. In der Ferne war schon der helle Fleck einer Station zu erkennen.
       „Drei Minuten“, sagte Melnikow, „es sind zwei Kilometer.“
       „Kann uns der Wagen, der hinter uns fährt, einholen?“
       „Er rührt sich nicht von der Stelle, bis wir angekommen sind und unser Wagen den Bahnsteig geräumt hat. Ich habe ja schon gesagt – hier ist alles automatisiert.“
       Der Wagen verlangsamte seine Geschwindigkeit, erreichte den Bahnsteig und hielt. Die Türen öffneten sich. Kaum waren sie ausgestiegen, setzte sich der Wagen wieder in Bewegung und verschwand, um dem nachfolgenden Platz zu machen.
       „Aber wenn wir uns nun nicht so beeilt hätten?“ fragte Olga.
       „Bevor nicht alle ausgestiegen sind, fährt der Wagen nicht ab“, antwortete Melnikow.
       „Das verstehe ich nun gar nicht mehr.“
       „Aber es ist doch ganz einfach. Die Automatik wird durch Belastung des Fußbodens in Gang gesetzt. Sobald sich jemand oder etwas im Wagen befindet, das mehr als zehn Kilo wiegt, bleiben die Türen geöffnet, und dann kann der Wagen nicht abfahren.“
       „Das ist wirklich einfach. Und wohin ist der Wagen ge- fahren?“
       „Er rollt aufs Gegengleis und wird warten, bis der Wagen vor ihm abfährt.“
       „Interessant!“ rief Orlow abermals.
       „Schon allein dieser Bahn wegen hat es sich gelohnt, hierher- zufahren“, sagte Olga.
       An die Oberfläche führte ebenso eine Treppe wie im Bahnhof. Die „Metro“ lag dicht unter der Erdoberfläche, und sie brauch- ten nur dreißig Stufen zu steigen. Der Ausgang befand sich auf gleicher Höhe mit dem betonierten Flugfeld. Er war von einem niedrigen Gitter umgeben und nach oben mit einer Art Schirm gegen Regen abgedeckt.
       Als die drei hinaufkamen, standen sie mitten in der Zentrale des Raketenflughafens. Der Bahnhof und die ihn umgebenden Gebäude wirkten nun im Hintergrund ganz klein. In alle Rich- tungen breitete sich das ebene, gelblichgraue Feld.
       Hier vom Zentrum aus war es in seiner ganzen Ausdehnung zu überschauen und wirkte dadurch noch grandioser als vom Bahnhof.
       Vier Lastkraftwagen mit Plandächern standen in der Nähe des Metroeingangs. Etwa hundert Meter von ihnen entfernt, trugen mehrere Männer in blauen Arbeitsanzügen eine lange metallene Stange, die in der Sonne matt glänzte, auf ihren Schul- tern. Sie gingen auf eine eigenartige Erhebung zu, die sich auf dem ebenen Feld abzeichnete.
       „Was ist das?“ fragte Olga.
       „Wo?“ Melnikow sah in die Richtung, in die ihre Hand wies. „Das ist unser Raumschiff ‚SSSR-KS 3'.“
       „Das verstehe ich nicht.“
       „Ich hatte Sie gerade fragen wollen, wo denn nun das Schiff sei“, sagte Orlow.
       „Kommt, wir werden näher herangehen, dann werdet ihr es verstehen“, antwortete Melnikow.
       Sie folgten den Arbeitern, die die Stange trugen. Als Olga näher kam, wurde ihr alles klar. „SSSR-KS 3“ lag in einem tiefen Betongraben, aus dem nur sein oberer Teil herausragte. Vor dem Raumschiff stieg der Boden des Grabens allmählich an und verschmolz in der Ferne, etwa einen Kilometer von ihnen ent- fernt, mit der Oberfläche des Feldes.
       Die Männer, die die Stange trugen, verschwanden, anschei- nend mit einem Fahrstuhl, im Innern des Schiffes. Ein Mann, der ebenfalls eine Arbeitskombination trug, aber anscheinend die Arbeiten leitete, trat zu Melnikow.
       „Guten Tag, Boris Nikolajewitsch!“ sagte er. „Sie kommen wohl, um sich am Anblick Ihres Raumschiffes zu weiden?“
       Er war einer von Larins Gehilfen.
       „Ja, wir wollen uns das Schiff ansehen.“
       „Bitte schön!“ Der Ingenieur wies mit der Geste des Haus- herrn nach unten. „Die Eingangsschleusen sind zur Zeit gerade alle
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