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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens
Autoren: Edward E. Smith
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arbeiteten, nach so vielen Wochen im freien All noch am Leben sein konnte. Aber er
wußte
, daß er noch lebte. Also blieb nur die Schlußfolgerung, daß er einer Illusion erlag, obwohl das Gefühl des Fallens alles andere als angenehm war.
    »Vorsicht, Lens-Träger!« versuchte er sich laut zu ermahnen. Die Sache konnte gefährlich werden. Wenn er wirklich glaubte, aus großer Höhe abzustürzen, konnte der Schock des eingebildeten Aufpralls seinem Leben schnell ein Ende setzen. Er fiel jetzt mit den Füßen voran auf eine von Wäldern umgebene Bergwiese zu, durch die sich ein kleiner Fluß wand. Er war schon so nahe, daß er einzelne Grashalme und verschiedene Fische im blauen Wasser erkennen konnte – und seine Geschwindigkeit schien sich nicht verringert zu haben.
    Ohne sein jahrelanges Raumtraining, das ihn mit den Gegebenheiten des trägheitslosen Manövrierens vertraut gemacht hatte, wäre er vielleicht noch in der Luft gestorben. Aber so vermochte er sich einzureden, daß sein Sturz im trägheitslosen Zustand erfolgte und daß ihm nichts passieren konnte.
    Mit einem Fuß berührte er einen Grashalm und wurde augenblicklich gestoppt. Erleichtert wollte er sich umsehen, als seine Trägheitslosigkeit offensichtlich aufgehoben wurde und er die restlichen zwanzig Zentimeter im normalen Fall zurücklegte. Blitzschnell zog er die Knie an, um den Aufprall abzumildern, und stützte sich mit der linken Hand ab.
Arme und Beine gehorchten ihm wieder!
    Er konnte wieder richtig sehen, seine Hände erwachten aus ihrer Erstarrung, und zum erstenmal seit seinem Eintritt in dieses Raum-Zeit-Kontinuum atmete er wieder. Sein Herz schlug so normal, als hätte es keine Unterbrechung gegeben, und er war weder hungrig noch durstig. Aber darum konnte er sich noch später kümmern. Wo war dieser verdammte Plooraner?
    Kinnison war darauf gefaßt gewesen, sofort um sein Leben kämpfen zu müssen, doch es war kein Gegner zu sehen. Auch sein Wahrnehmungssinn half ihm nicht weiter. Außer einem Rudel Rotwild vermochte er kein Lebewesen festzustellen.
    Je länger diese Illusion dauerte, desto unverständlicher erschien sie ihm – dabei müßte sie doch eine gewisse innere Logik haben und etwa dem bisherigen Wissen und der Erfahrung des Opfers entsprechen. Diese Illusion schien jedoch überhaupt keine Beziehung zu ihm zu haben. Technisch gesehen war sie vollkommen. Seine Umwelt machte einen absolut realen Eindruck, und die Kieselsteine schmerzten unter seinen empfindlichen Fußsohlen, als er zum Flußufer hinunterging und einen Schluck Wasser trank. Das Wasser war kalt und klar.
    »Hör zu, mein Freund!« wandte er sich an den unsichtbaren Plooraner. »Deine Leistung ist zwar sehr überzeugend, aber ich glaube trotzdem nicht an deine Halluzination! Mich kriegst du nicht klein!« Und er dachte noch einmal über seine Erlebnisse nach, die sich unmöglich ereignet haben konnten. Oder etwa doch? Kinnison sah sich einem Problem gegenüber, das er nicht zu lösen vermochte.
    Wie bereits angedeutet wurde, entsprach all das, was der Freie Lens-Träger für Einbildung hielt, voll und ganz der Wirklichkeit. Seine Erinnerungen bezogen sich auf Tatsachen. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn es konnte ihm auf dem namenlosen Planeten eigentlich nichts passieren. Die Gefahr eines Angriffs bestand nicht, denn die Eddorier hatten dafür gesorgt, daß er nur in eine konstante Raum-Zeit zurückkehren konnte, in der ihm keine Gefahr drohte und in der er noch mindestens fünfzig Jahre leben konnte.
     
    In ihrem Raum wartete Clarissa Kinnison auf den Tod ihres Mannes. Sie war so eng mit ihm verbunden, wie keine andere Frau zuvor mit einem Mann verbunden war, und wenn einer von ihnen starb, mußte es der andere merken.
    Sie wartete – fünf Minuten – zehn Minuten – eine halbe Stunde – eine Stunde. Dann begann sie sich zu entspannen.
    Nach zwei Stunden war Kim immer noch am Leben. Eine Woge der Erleichterung überschwemmte sie, und in ihren Augen erwachte neues Feuer. Wenn es die Boskonier in zwei Stunden nicht geschafft hatten, ihren geliebten Mann umzubringen, konnte sie wieder Hoffnung schöpfen.

28
    Die Arisier und die Kinder der Lens hatten gewußt, daß sie nach der Vernichtung Ploors mit ihrem Angriff auf Eddore nicht allzu lange warten durften. Sie wußten, daß die interdimensionale Verwendung von Geschoßplaneten eine Neuheit darstellte, daß es den Eddoriern jedoch nicht schwerfallen konnte, aus den Ereignissen ihre
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