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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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einer Gruppe von Zwergen und schüttelte den rotblonden, bis zum Gürtel reichenden Bart. »Ein Dreck ist das, Prinzessinnen, Zauberinnen, Vorherbestimmung, Liebe und derlei blauäugige Ammenmärchen. Das alles ist ja, nichts für ungut, Herr Dichter, reiner Schwindel, oder poetische Erfindung, damit es schöner wird und rührend. Aber die militärischen Dinge, wie das Gemetzel und die Plünderung von Cintra, wie die Schlachten von Marnadal und Sodden, das habt Ihr uns wirklich schön gesungen, Rittersporn! Ha, für so ein Lied lässt man gern etwas Silber springen, wo es doch das Herz des Kriegers erfreut! Und man konnte sehen, dass Ihr keinen Deut gelogen habt, das sage ich, Sheldon Skaggs, und ich kann Wahrheit und Lüge unterscheiden, denn ich war in Sodden dabei, ich habe da mit der Axt in der Hand gegen die Invasoren aus Nilfgaard gestanden  ...«
    »Ich, Donimir von Troy«, schrie der dünne Ritter mit den drei Löwen auf dem Wams, »war in beiden Schlachten um Sodden, aber Euch habe ich da nicht gesehen, Herr Zwerg!«
    »Weil Ihr wahrscheinlich das Lager bewacht habt!«, versetzte Sheldon Skaggs. »Ich aber war in der vordersten Linie, dort, wo es heiß herging!«
    »Gib acht, was du sagst, Langbart!« Donimir von Troy lief rot an und und rückte den vom Schwert heruntergezogenen Waffengürtel zurecht. »Und zu wem!«
    »Gib selber acht!« Der Zwerg schlug mit der Hand auf die hinterm Gürtel steckende Axt, wandte sich zu seinen Kumpanen um und bleckte die Zähne. »Habt ihr den gesehen? Den beschissenen Ritter? Wappenträger! Drei Löwen auf dem Schild! Zwei scheißen, aber der dritte knurrt!«
    »Frieden, Frieden!« Ein grauhaariger Druide in weißem Gewand unterband mit scharfer, gebieterischer Stimme den aufkommenden Streit. »Das schickt sich nicht, meine Herren! Nicht hier, nicht unter den Ästen von Bleobheris, der Eiche, die älter ist als jeder Zank und Streit dieser Welt! Und nicht in der Gegenwart des Dichters Rittersporn, dessen Balladen uns Liebe lehren sollen, nicht Händel.«
    »Richtig!«, unterstützte den Druiden ein untersetzter, beleibter Priester mit schweißglänzendem Gesicht. »Ihr seht, aber habt keine Augen, ihr hört, doch eure Ohren sind taub. Denn die Liebe Gottes ist nicht in euch, weil ihr wie leere Fässer seid  ...«
    »Wenn schon von Fässern die Rede ist«, piepste ein langnasiger Gnom von einem Wagen mit der Aufschrift »Eisenwaren, Herstellung und Verkauf«, »so rollt doch noch eins her, ihr Herren Zunftleute! Dem Dichter Rittersporn ist ganz gewiss die Kehle trocken geworden, und uns von all der Rührung nicht weniger!«
    »Wahrlich, wie leere Fässer, sage ich euch!«, übertönte der Priester den Gnom, nicht gewillt, sich aus der Fassung bringen zu lassen und seine Predigt zu unterbrechen. »Reinweg gar nichts habt ihr von den Balladen des Herrn Rittersporn verstanden, nichts daraus gelernt. Ihr habt nicht verstanden, dass diese Balladen vom Schicksal der Menschen handeln, davon, dass wir in der Hand der Götter nur Spielzeug sind und unsere Länder der Spielplatz. Die Balladen sprechen von der Vorherbestimmung, von unser aller Vorherbestimmung, und die Legende vom Hexer Geralt und der Prinzessin Ciri, wenngleich sie auf den wahren Hintergrund jenes Krieges gelegt ist, ist doch nur ein Gleichnis, ein Phantasieprodukt des Dichters, und sollte dazu dienen, dass wir  ...«
    »Du redest Unsinn, heiliger Mann!«, rief Vera Loewenhaupt von der Höhe ihres Wagens herab. »Was für eine Legende? Was für ein Phantasieprodukt? Ich jedenfalls kenne Geralt von Riva, ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen, in Wyzima, wo er die Tochter von König Foltest entzaubert hat. Und später bin ich ihm noch einmal auf dem Händlerweg begegnet, als er auf Bitten der Gilde einen grimmigen Greifen erlegte, der die Karawanen überfiel, und mit dieser Tat vielen guten Menschen das Leben rettete. Nein, das ist keine Legende und kein Märchen. Die Wahrheit, die reine Wahrheit hat uns Meister Rittersporn hier gesungen.«
    »Ich kann das bestätigen«, sagte eine schlanke Kriegerin, die ihre schwarzen Haare glatt nach hinten gekämmt und zu einem dicken Zopf geflochten hatte. »Auch ich, Rayla aus Lyrien, kenne Geralt, den Weißen Wolf, den berühmten Vernichter der Ungeheuer. Die Zauberin Yennefer habe ich ebenfalls des Öfteren gesehen, denn ich war in Vengerberg, wo sie ihren Wohnsitz hat. Davon, dass die beiden sich geliebt hätten, ist mir jedoch nichts bekannt.«
    »Aber es muss wahr
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