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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken
Autoren: Clive Cussler
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ihren Weg auf den Talgrund hinunter, Sam an der Spitze mit Remi im Arm, die sich an ihm festhielt, und Rivera als Nachhut. Etwa in der Mitte der Schüssel fanden sie eine kleine Lichtung, und Sam ließ Remi behutsam auf den Erdboden hinunter. Rivera setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm am Rand der Lichtung. Seine Waffe unverrückbar auf Sam richtend, raffte Rivera sein Oberhemd hoch; auf der linken Bauchseite war ein schwarzer tennisball-großer Fleck zu sehen.
    »Das sieht aber übel aus«, stellte Sam fest.
    »Ist nur eine harmlose Prellung.«
    Sam kniete sich neben Remi. Er löste das Halstuch um ihren Oberschenkel. Die Blutung hatte deutlich nachgelassen. Nur noch gelegentlich quoll ein Tropfen aus der Wunde. Sam flüsterte: »Rivera hat ganz sicher innere Blutungen.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen fragte Remi: »Wie schlimm?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Schinde so lange Zeit, bis er tot umkippt.«
    »Ich versuch’s.«
    »Hören Sie auf zu flüstern!«, bellte Rivera. »Gehen Sie weg von ihr!« Sam gehorchte. »Verraten Sie mir Ihre Theorie über den Eingang.«
    Sam zögerte.
    Rivera zielte mit der Pistole auf Remi.
    »Sie basiert auf den Illustrationen«, sagte Sam. »Chicomoztoc wird immer als eine Höhle inmitten sieben kleinerer Höhlen dargestellt … wie eine Blume. Diese Höhle befindet sich unter einem Berg oder Hügel. Die Zeichnungen weisen untereinander Unterschiede auf, sind jedoch, was die wesentlichen Details angeht, weit gehend gleich … dazu gehört auch die Lage des Eingangs zur Höhle.«
    »Auf dem Grund dieses Beckens«, sagte Rivera.
    »Richtig. Aber wenn meine Vermutung zutrifft und dies wirklich der Ort ist, dann war die äußere Form der Insel genauso wichtig wie ihr Inneres.«
    »Wie konnten sie sich einen Überblick aus der Luft verschaffen?«
    »Das brauchten sie gar nicht. Sie haben die Insel auf See umfahren und sie dabei kartographiert. Da die Insel nur sehr klein ist, war es sicher nicht allzu schwierig, eine genaue Zeichnung anzufertigen.«
    »Reden Sie weiter.«
    »Wenn Sie die Illustration als zweidimensionales Bild betrachten, befindet sich der Eingang zu Chicomoztoc unten. Wenn Sie von oben darauf schauen – und sie haben sich dabei an den vier Himmelsrichtungen orientiert, wie es in den meisten Kulturen üblich war –, dann liegt der Eingang im Süden.«
    Rivera ließ sich das durch den Kopf gehen, dann nickte er langsam. »Gut. Und jetzt fangen Sie an zu suchen. Sie haben vier Stunden Zeit. Wenn Sie den Eingang bis dahin nicht gefunden haben, müssen Sie beide sterben.«

    Rivera legte die Grundregeln fest: Sam würde den Eingang suchen, während er, Rivera, Remi bewachte. Rivera würde in willkürlichen Zeitabständen Sams Namen rufen. Wenn Sam nicht innerhalb von zehn Sekunden antwortete, würde Rivera abermals auf Remi schießen.

    Wie er und Remi es bereits auf Pulau Legundi praktiziert hatten, gab Sam sich mit dem zufrieden, was er gerade zur Hand hatte: einem kräftigen zwei Meter langen Stock und viel Geduld. Mit dem Gesicht in südlicher Richtung begann er die Innenwand der Caldera hochzusteigen, wobei er den Untergrund vor sich mit dem Stock überprüfte.
    Der erste Durchgang bis zum oberen Ende des Abhangs nahm zwanzig Minuten in Anspruch. Auf dem Rand machte er einen Seitenschritt nach rechts und stieg den Abhang wieder hinab. Dabei kam er sich lächerlich vor. Obgleich seine Methode durchaus vernünftig war und in gewissen Fällen immer noch angewandt wurde, vermittelte ihm die Bedeutung des Ortes, an dem er sich befand, und das, wonach er suchte, sowie die Uhr, die Remis Leben bestimmte, ein Gefühl der Hilflosigkeit.
    Während der Nachmittag voranschritt, stieg er in Zwanzig-Minuten-Intervallen die Innenwand der Caldera hinauf und wieder herab. Hinauf, hinunter. Diese Prozedur wiederholte er sechs Mal, dann acht, dann zehn Mal.
    Kurz vor siebzehn Uhr – die Sonne sank dem westlichen Horizont entgegen – kämpfte er sich gerade durch eine besonders dichte Baumgruppe, als er kurz stehen blieb, um Atem zu schöpfen.
    Anfangs hörte er nur ein leises Zischen. Sam hielt die Luft an und bemühte sich, die Herkunft des Geräusches festzustellen. Es schien aus allen Richtungen zu kommen.
    »Fargo!«, rief Rivera.
    »Hier!«, rief Sam zurück.
    »Sie haben noch eine halbe Stunde.«
    Sam tastete sich weitere drei Meter den Abhang hinunter. Er hielt inne. Das Zischen wurde ein wenig leiser. Er ging drei Meter nach links, lauschte abermals. Das Geräusch
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