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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken
Autoren: Clive Cussler
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»Verdammt noch mal«, murmelte Sam. »Das muss ich Ihnen lassen, Rivera, Sie sind wirklich ein zäher Bursche.«
    Sam stützte sich auf den Ellbogen hoch, dann setzte er sich mit Remis Hilfe aufrecht und wandte sich um. Rivera befand sich in einem angeschlagenen Zustand: Seine Nase war gebrochen, ein Auge zugeschwollen, und seine Unterlippe wies einen tiefen Riss auf. Die Pistole in seiner Hand schwankte jedoch nicht im Mindesten.
    »Und Sie sind cleverer, als Ihnen guttut«, erwiderte Rivera. »Sobald Sie sich besser fühlen, töte ich Sie und Ihre Frau.«
    »Ich habe zwar versucht, Sie ins Jenseits zu befördern, aber was diesen Ort betrifft, habe ich nicht gelogen. Ich kann mich natürlich trotz allem immer noch irren, aber das glaube ich nicht.«
    »Na gut. Ich schaffe Sie beide aus dem Weg und suche dann den Eingang selbst. So groß ist die Insel ja nicht.«
    »Oberflächlich betrachtet ist sie wirklich nicht sehr groß, aber sobald Sie mitten im Dschungel sind, wird sie um einiges größer erscheinen. Sie würden Monate brauchen, um den Ort zu finden.«
    »Und wie viel Zeit würden Sie brauchen?«
    Sam schaute auf die Uhr. »Etwa acht Stunden, von dem Moment an gerechnet, in dem wir in die Caldera hinuntersteigen.«
    »Wie kommen Sie auf diese genaue Zahl?«
    »Eine reine Schätzung.«
    »Wollen Sie Zeit schinden?«
    »Na klar. Aber wir sind genauso wie Sie daran interessiert, Chicomoztoc zu finden. Vielleicht ist unser Interesse sogar noch größer. Wir haben lediglich andere Motive als Sie.«
    »Ich gebe Ihnen vier Stunden.«
    Rivera stand auf.
    Remi half Sam auf die Füße. Er stützte sich auf sie, als wäre er noch immer benommen. »Kopfschmerzen«, sagte er laut, dann flüsterte er in Remis Ohr: »Ich hatte eine Pistole.«
    Sie lächelte. »Die hattest du. Jetzt habe ich sie.«
    »Im Hosenbund?«
    »Ja.«
    »Wenn du die Chance hast, erschieß ihn.«
    »Mit Freuden.«
    »Ich versuche, ihn abzulenken.«

    Durch ihre Abenteuer auf Madagaskar und Pulau Legundi während der letzten Wochen abgehärtet, fiel Sam und Remi der Marsch in das bewaldete Hochland der Insel relativ leicht. Rivera hingegen bereitete er große Mühe. Auf Grund seiner gebrochenen Nase war er gezwungen, durch den Mund zu atmen, und außerdem humpelte er jetzt. Trotzdem machten sich seine Jahre als Soldat bemerkbar. Er hielt bei ihrem Tempo mit und achtete dabei auf einen ständigen Abstand von mindestens drei Metern zwischen ihnen und der Mündung seiner Pistole.
    Schließlich hatten sie die Anhöhe überwunden. Unter ihnen fiel die Innenwand der Caldera fünfunddreißig Meter zum Talgrund ab. Sie hatte die Form einer Schüssel, in der sich jahrhundertelang der Regen sammeln konnte, so dass die Bäume und Pflanzen dort weitaus schneller und üppiger wuchsen als außerhalb des Vulkantrichters.
    »Was nun?«, fragte Rivera.
    Sam sah sich um und orientierte sich. »Mein Kompass war im Flugzeug, daher muss ich nach meinem Gefühl …« Sam ging nach rechts, schlängelte sich zwischen Bäumen hindurch und drang etwa zwanzig Meter weit in den Urwald ein, dann blieb er stehen.
    »Es müsste etwa hier sein.«
    »Hier?«
    »Ja. Unter unseren Füßen.«
    »Erklären Sie mal, wie Sie darauf kommen?«
    »Damit Sie uns danach erschießen? Nein danke.«
    Rivera presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Ohne Sam auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen, schwenkte er seine Pistole zur Seite und drückte ab. Die Kugel bohrte sich in Remis rechtes Bein. Sie schrie auf und brach zusammen. Rivera richtete die Pistole wieder auf Sam und stoppte ihn mitten in der Bewegung.
    »Lassen Sie mich ihr helfen«, verlangte Sam.
    Rivera sah zu Remi hinüber. Seine Augen verengten sich. Er humpelte zu ihr hin, bückte sich und hob die Pistole auf, die aus Remis Hosenbund gerutscht war. Dann trat er zurück. »Jetzt können Sie sich um sie kümmern.«
    Sam eilte zu ihr. Sie ergriff seine Hand, drückte sie. Dabei hatte sie die Augen vor Schmerzen fest geschlossen. Sam suchte in seinen Taschen, fand ein Halstuch und presste es auf die Schusswunde.
    »Habe ich jetzt Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit?«, fragte Rivera.
    »Ja, verdammt noch mal.«
    »Die Kugel hat einen Oberschenkelmuskel getroffen. Sie wird daran nicht verbluten, und wenn sie nicht länger als zwei Tage hier draußen bleibt, dürfte sie sich auch keine Infektion zuziehen. In beiden Pistolen sind insgesamt dreißig Schuss. Kooperieren Sie, oder ich schieße weiter.«

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    Sie suchten sich
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